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Loving

Loving

Titel: Loving
Autoren: Katrin Bongard
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Tisch. In jedem Glas befinden sich Zettel, in einem Blaue, im nächsten Rote, im dritten Weiße. Themen und Partner werden ausgelost. Mir wird etwas mulmig. Ich bin kein guter Teamarbeiter.
    »Möchte eine oder einer von euch ziehen?«
    Alles sehen auf ihre Tische. Egal, was hier herauskommt, niemand möchte dafür verantwortlich sein.
    »Gut, dann werde ich das machen.«
    Sie zieht ein Thema, einen roten und einen blauen Zettel und notiert die Namen an der Tafel. Es stehen immer weniger Themen zur Auswahl und mein Name wurde noch nicht gezogen. In der Klasse ist es sehr still. Ich habe keine Ahnung, ob sich einige hier Hoffnungen auf den richtigen Partner machen, aber ich nehme es mal an. Mich beschäftigen mehr die Bücher. Madam Bovary habe ich noch nicht gelesen und Lady Chatterley könnte mich auch interessieren.
    » Stolz und Vorurteil von Jane Austen«, liest Frau Bolder vor. Das Buch habe ich zweimal gelesen, ich bin ein Jane Austen Fan, aber gerade deshalb wäre mir ein anderes Buch lieber.
    »Ella Terjung ...«
    Das war ja klar .
    »... und Luca Hansen.«
    Einige Mädchen seufzen enttäuscht. Ich könnte meinen Platz in der Arbeitsgruppe vermutlich sofort meistbietend versteigern.
    Alle Paarungen sind gezogen, zwei Mädchen sind in einer Gruppe, ansonsten ging es auf.
    »So und nun setzt euch zusammen und tauscht euch schon mal aus. Ich baue in der Zeit den Beamer auf, damit ich euch die Website zeigen kann.«
    Stühle werden geschoben, Sprüche gemacht, aber ich bleibe sitzen.
    »Also, Ella, kann ich mit dir tauschen?«, fragt Hilke leise und beugt sich über meinen Tisch.
    »Gerne, was hast du denn für ein Thema?«
    Sie wird rot. Okay, das war gemein von mir.
    »Ja, gerne!«, sage ich und sehe an die Tafel, um herauszufinden, welchen Partner ich nun bekomme.
    »Kein Tauschen!«, sagt Frau Bolder und schickt Hilke wieder auf ihren Platz.
    Sie sieht zu mir und dann zu Luca. »Ihr solltet euch doch zusammensetzen.«
    Ich drehe mich leicht schräg und schiele nach hinten. Luca sitzt weit nach hinten gelehnt auf seinem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt. Das kann ich auch.
    »Sei ein Gentleman, Luca«, sagt Frau Bolder und nickt ihm freundlich zu. Luca wartet, lässt sich dann in Zeitlupe nach vorne kippen, steht auf und schlenzt durch die Reihen.
    »Wohin?«, fragt er. Was natürlich eine Gemeinheit ist, da er genau weiß, wer ich bin.
    Sie zeigt auf den Platz neben mir und Luca lässt sich fallen und eine After-Shave-Wolke setzt sich mit ihm.
    Während Frau Bolder den Beamer aufbaut, schweigen wir uns an. Erst, als die Vorhänge zugezogen werden und das Licht ausgeht, entspanne ich mich etwas und ich spüre, dass es Luca genauso geht. Es ist anstrengend, die coole Fassade aufrecht zu halten.
    Frau Bolder erläutert uns die Website, verteilt Passwörter für den Zugang und zeigt uns die Seiten zu den Büchern, die sie auch schon angelegt hat.
    »Ihr könnt hier beliebig viele Unterseiten erstellen, Bilder einbinden, was ihr wollt.«
    »Na, super«, brummt Luca leise neben mir.
    Ich beuge mich etwas zu ihm. »Hör mal, ich kenne das Buch in und auswendig (was nicht so ganz stimmt) und schlage vor, dass wir hier jeder unsere Arbeit ganz unabhängig voneinander machen.«
    »Sowieso.«
    Langsam fängt seine Arroganz an zu nerven.
    Das Licht geht wieder an und Frau Bolder erwartet Lob für ihre Bemühungen. Von mir kann sie das gerne bekommen, niemand bezahlt sie für diesen Extra-Einsatz und wir können alle davon profitieren. Das ist wie beim Bloggen. Trotzdem hüte ich mich, das zu sagen, ich gelte im Deutschkurs als Oberstreberin.
    Frau Bolder klatscht in die Hände, da es wieder unruhig wird. »So, ihr habt noch zehn Minuten euch kennenzulernen und dann sehen wir uns am Ende der Woche zum normalen Unterricht.«
    Ich schweige, Luca schweigt. Von mir aus. Mir fällt Zoe ein, eigentlich gäbe es jetzt eine Möglichkeit, etwas über Luca herauszufinden, aber ich kann mich nicht überwinden, ihn etwas zu fragen.
    Wir schweigen weiter, ich kann das auch zehn Minuten lang machen. Doch Luca richtet sich schließlich auf, legt die Arme auf den Tisch und schielt hinter seiner Kapuze zu mir.
    »Ich kenne den Film«, sagt er.
    »Ich nicht.«
    »Meinst du, das Buch ist wie der Film?«
    Wohl eher umgekehrt . »Keine Ahnung.«
    »Also, ich kann ja den Film sehen und du liest das Buch.«
    »Von mir aus.«
    Er nickt langsam. »Äh, du bist mit Melanie befreundet, oder?«
    Ich sehe ihn an. Ich weiß, meine Augen sehen
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