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Loving

Loving

Titel: Loving
Autoren: Katrin Bongard
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letzten Wochenende in den Winterferien. Wenn alle zurück sind.«
    »Ja! Wen willst du einladen?«
    Ich sehe auf. »Alle, die Lust haben zu kommen.«
    »Auch Melanie?«
    »Klar.«
    Zoe nickt befriedigt und ich weiß, was sie denkt. Eine weitere Möglichkeit, Luca zu treffen.
    Ich nehme die Augenlinse aus dem Auge und reiche sie Zoe. Sie schüttelt den Kopf.
    Frau Reichelt kommt vorbei und nickt befriedigt.
    »Ich wusste, dass du das kannst, Ella.«
    Im ersten Moment denke ich, sie meint die Party, aber natürlich geht es um das Auge. Und zugegeben, auch ich bin stolz, dass ich es geschafft habe.
    In der Pause beginnt Zoe schon mit der Planung.
    »Wir können uns auch verkleiden, es ist doch Fasching.«
    »Eigentlich erst später.«
    »Ach, ist doch egal, wäre doch lustig.«
    »Es ist noch ein Monat bis dahin«, sage ich und hoffe auf einmal, dass Zoe die Sache vergisst. »Fährst du eigentlich in den Winterferien weg?«
    »Nö, Skifahren war meinen Eltern zu teuer. Und du?«
    »Ich bin auch hier.«
    »Dann können wir alles in den Ferien vorbereiten, okay?«, sagt Zoe und mir wird klar, dass es kein Zurück mehr gibt.
    »Ich spreche mit Melanie«, überlegt sie weiter. »Vielleicht macht ihr Bruder den DJ.«
    Mir ist etwas flau im Magen, denn ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Das Dumme ist, dass man nicht im letzten Moment wegbleiben kann, wenn es die eigene Party ist.
    Es klingelt zur nächsten Stunde. »Ich muss los.«
    »Deutsch?«, fragt Zoe und sieht mich durchdringend an.
    »Ich berichte dir alles«, sage ich und bin mir gleichzeitig sicher, dass es da nichts zu berichten geben wird.
    Der Deutschraum liegt im dritten Stock. Ich laufe schnell die Treppe hoch. Jemand rempelt mich von hinten an, weil ich so in Gedanken bin, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich im zweiten oder schon im dritten Stock bin. Luca . Er murmelt ein halbherziges tschuldigung und spurtet, zwei Stufen auf einmal nehmend, an mir vorbei. Als ich kurz darauf außer Atem zum Deutschraum komme, steht er davor und wartet. Er trägt Jeans, die ihm auf der Hüfte sitzen, hat einen weiten Hoodie an, die Kapuze auf und Earphones in den Ohren und er riecht nach einem After-Shave, mit dem er sich nach dem Sport offenbar übergossen hat. Er lächelt smart. Seine Hand liegt auf der Klinke und ich denke, dass er die Tür öffnen wird, aber er zieht seine Kopfhörer aus den Ohren und legt seinen Kopf an die Tür.
    »Die haben schon angefangen«, sagt er mehr zu sich selbst.
    »Und?«
    Er lächelt. »Wollen wir schwänzen?«
    Ich bin zu überrascht, um zu antworten.
    »Jetzt?«, sage ich schließlich verwirrt.
    »Wäre der geeignete Zeitpunkt.«
    Ich sehe ihn ehrlich überrascht an. Er hat noch nie so viel im Unterricht gesagt. Ich kannte seine Stimme bis eben nicht. Eine angenehme Stimme. Etwas rau und ... sexy.
    Er reißt die Tür auf. »Okay, dann nicht.«
    Wir entschuldigen uns bei Frau Bolder, die mitten im Satz abbricht und mich erstaunt ansieht, aber Luca nur wie immer durchwinkt. Er haut sich in seine Bank irgendwo weit hinten und ich setze mich auf meinen Platz nach vorne.
    »Wie ich gerade sagte«, nimmt sie den Faden wieder auf, »habe ich mir etwas Besonderes für unser zweites Halbjahr ausgedacht. Ein schönes Literatur-Projekt. Dafür habe ich eine Website unter der Schulhomepage angelegt. Dort kann jede Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse hinterlassen.« Sie geht an die Tafel und schreibt:
    Romeo und Julia
    Leonce und Lena
    Vom Winde verweht
    Kameliendame
    Jenseits von Eden
    Stolz und Vorurteil
    Lady Chatterley
    Anna Karenina
    Effie Briest
    Madame Bovary
    Sie dreht sich zurück zur Klasse. »Worum geht es?«
    Keiner sagt etwas.
    »Ella?«
    »Beziehungen?«
    Sie lächelt zufrieden. »Genau. In unserer Projektarbeit werden wir uns mit großen Romanen und Theaterstücken über die Liebe beschäftigen. Meine Idee ist ...«, sie lässt ihren Blick über die Klasse schweifen, »dass immer ein Junge und ein Mädchen zusammenarbeiten und somit die Eindrücke beider Geschlechter in die Arbeit eingebracht werden. In dem Fall auf unserer Homepage. Da kann dann jeder den Fortschritt der anderen verfolgen.«
    Gemurmel setzt ein. Ich sehe an die Tafel. Die meisten der Bücher habe ich schon gelesen. Und meine Eindrücke auf eine Internetseite zu schreiben, hört sich auch nach einer einfachen Sache an.
    Im Kurs verständigen sich schon die ersten Paare, doch Frau Bolder bittet um Ruhe und stellt drei Weckgläser auf den
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