Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loving

Loving

Titel: Loving
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
wünschen.

»Auch einen Toast?«, fragt meine Mutter.
    Ich habe meine Brille noch nicht auf und blinzele aus dem Fenster. Es schneit schon wieder.
    Normalerweise sitze ich um diese Zeit allein in der Küche, da meine Eltern immer erst später zur Arbeit fahren.
    »Ich habe überlegt, ob ich eine Party mache.«
    Meine Mutter sieht überrascht auf, der Toast schwebt in ihrer Hand.
    »Wann?«
    »Zu meinem Geburtstag. Also natürlich danach, nach den Ferien.«
    Sie legt den Toast wieder ab. »Wen willst du denn einladen?«
    »Ein paar Leute ... aus der Schule?«
    Im Geist gehe ich eine mögliche Liste durch. Die meisten an der Schule sind okay. Und Zoe wird begeistert sein.
    Meine Mutter legt den Kopf schief und überlegt.
    »Wir sollten dann besser verschwinden, oder?«
    »Na ja ...«
    »Und ihr müsstest anschließend natürlich sauber machen.«
    Ich nicke.
    Zoe wartet vor der Schule. Wir haben zusammen Bio, aber es gibt eigentlich keinen Grund bis dahin draußen im Schneegestöber zu stehen.
    »Lass uns reingehen.«
    Sie schüttelt den Kopf und ich kapiere. Die Schwimmer sammeln sich zur Abfahrt und daher gibt es hier die Gelegenheit, Luca zu sehen. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Verständnis und dem Wunsch, ins Warme zu kommen. Vielleicht bin ich zu stolz, aber Zoe könnte ein wenig mehr davon vertragen.
    Es klingelt, ohne dass Luca aufgetaucht ist und als wir in die Eingangshalle kommen, steht er dort und knutscht mit Melanie. Seine Arme sind unter ihrem T-Shirt, ihre Hände liegen auf seinem Hintern. Großartig . Wegen ihm habe ich draußen gezittert.
    »Komm, wir gehen zu Bio und zerlegen unser Schweineauge!«, sage ich laut zu Zoe, als wir an Melanie und Luca vorbeigehen und beide sehen kurz auf, als ob ihnen der Appetit vergangen ist.
    Ich mag Bio, besonders, wenn wir etwas mit den Händen machen oder Biotope zeichnen oder einen Film sehen. Schweineaugen zerlegen toppt das eigentlich noch alles, obwohl auch mir etwas schlecht wird, als ich die Augen in einer weißen Plastikschale liegen sehe. Und das auf nüchternen Magen. Igitt .
    Frau Reichelt malt das Modell eines Auges an die Tafel, während sich alle setzen. Jemand stellt ein Auge vor Zoe und mich auf den Tisch.
    »Guten Appetit!«
    Zoe wendet sich angeekelt ab. Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ein Auge zerlegen.
    »Wir können es erst einmal von außen beschreiben«, schlage ich vor. »Da ist der Glaskörper, die Hornhaut, die Regenbogenhaut.«
    »Meinst du, Schweine haben unterschiedliche Augenfarben?«, fragt Zoe.
    »Geh rum und überprüfe es.«
    »Er hat braune Augen.«
    »Wer?«
    Sie zuckt mit den Schultern und ich verstehe. Luca .
    »Er kann so süß gucken!«
    Ich drehe das Auge mit dem Skalpell in Zoes Richtung.
    »Etwa so?«
    Sie schubst mich.
    Einige der Jungs sind schon mit dem Zerschneiden des Auges beschäftigt. Wir zögern immer noch.
    »Ich habe die Linse!«, ruft einer und wir sammeln uns um seinen Tisch. Auf seiner Handfläche liegt eine Art glibberiges, durchsichtiges Smartie.
    »Welche Funktion hat die Linse?«, fragt Frau Reichelt.
    »Sie bricht das einfallende Licht und richtet sie auf die Netzhaut aus«, sagt einer der Jungs.
    Sie nickt. »Und was ist der Unterschied zur Hornhaut?«
    Keiner weiß, worauf sie hinaus will.
    »Die Hornhaut ist so etwas wie eine starre Linse vor dem Auge«, beantwortet sie die Frage schließlich selbst.
    »Also wie eine Brille?«, fragt Zoe und sieht fragend zu mir.
    Frau Reichelt lächelt. »Ja, das könnte man sagen.«
    Wir gehen wieder zurück an unseren Tisch. Wir sehen auf unser Auge und das Skalpell, mit dem wir es aufschneiden sollen.
    Zoe sieht mich hilfesuchend an. Ich muss das wohl machen. Ich ziehe mir Plastikhandschuhe über, setzte das Skalpell an und versuche, mir vorzustellen, dass ich ein Chirurg bin, der so etwas täglich macht. Zoe beobachtet mich, als wäre ich ein Held. So fühle ich mich auch. Ich drehe das Auge so, dass es mich nicht anstarrt, jetzt sieht es mehr wie ein Fleischklumpen aus. Ich arbeite schnell und versuche, nicht einzuatmen. Der Geruch ist grausam und ich muss mich ablenken, um nicht immer daran zu denken, dass dies ein Auge ist.
    »Ich mache vielleicht eine Party zu meinem Geburtstag ...«
    »Was?!«, Zoe blinzelt zwischen den Fingern vor ihrem Gesicht vor. »Echt? Das wäre ja so cool, in eurem tollen Haus.«
    »Ich bin mir noch nicht sicher«, sage ich und teile das Auge vorsichtig in zwei Hälften, ohne die Augenlinse zu beschädigen.
    »Ich dachte, am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher