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Loving

Loving

Titel: Loving
Autoren: Katrin Bongard
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an. Ich sehe nach oben, irgendwo sollte es jetzt eine Art Schutzgott geben, der sich meiner annimmt und mir versichert, dass alles gut wird, aber da ist nur eine zittrige Neonlampe, in der Hunderte von Fliegen einen schnellen Tod gefunden haben.
    Zurück in der Halle setze ich mich auf die Bank, mit größtmöglichem Abstand zu Luca. Ich bin nicht scharf darauf, schnell wieder ins Spiel zu kommen und schiele zur Uhr. Wie lange noch? Luca steht auf, schlendert zu mir herüber und setzt sich neben mich.
    »Stolz und Vorurteil?«
    »Demütigung und Niederlage«, murmele ich.
    »Was?«
    »Schon gut.«
    Er grinst. »Also, wenn du den Aufschlag machst, mach doch mal von oben. Ist leichter als es aussieht und ist unheimlich effektiv.«
    »Ja, danke.« Als wäre das mein Problem.
    Seitenwechsel.
    Melanie kommt zum Rand und klettert kokett auf Lucas Schoß, schlingt ihre Arme um seinen Hals und beginnt, ihn abzuküssen. Zeit für mich, aufzustehen und auf's Spielfeld zu gehen.
    »Besser, Ella?«, fragt Herr Trimm, der mich aus irgendeinem Grund mag, oder vielleicht einfach nur Mitleid mit mir hat. Ich nicke.
    Ich bekomme den Aufschlag. Melanie hockt noch am Rand auf Lucas Schoß und ich beschließe, etwas zu wagen. Einfach, um mein armseligen Dasein in diesem Sportkurs ein wenig aufzubessern. Ich weiß, wie man einen Aufschlag von oben macht. Ich habe es einen Sommer lang geübt. Ich hole aus und schmettere den Ball in die andere Seite. Ich spüre, wie die Brille von meinem Gesicht rutscht. Ich fange sie im letzten Moment auf. Alle starren mich an. Was?
    »Gut, Ella!«, sagt Herr Trimm.
    Ich habe den Punkt gemacht. Der Ball wandert zu mir zurück. Zum Glück klingelt es zur Pause, denn es kommt mir wie ein Glückstreffer vor. Melanie und Luca sehen zu mir und Luca grinst selbstbewusst, als hätte er den Punkt geholt.
    Ich helfe beim Abbauen und gehe dann zurück in die Umkleideräume. Melanie kommt etwas später, kichert und richtet ihr Top, als hätte da jemand etwas in Unordnung bringen können, dabei ist es so eng, als wäre es an ihrem Körper angewachsen.
    Seit die Jungs nach dem Sport einmal unsere Duschen gestürmt haben, passt immer ein Mädchen am Eingang auf. Melanie ist dran.
    »Beeilt euch!«, sagt sie genervt, da sie auch noch duschen will.
    Ich lasse mir trotzdem Zeit. Ich brauche Zeit. Zeit, um mein zermörsertes Selbstbewusstsein wieder aufzurichten und meinen Schutzwall zu erneuern. Als ich endlich unter die Dusche gehe, ist Melanie schon abgelöst worden. Wir sind die letzten in der Dusche und das Wasser ist kalt, trotzdem haben wir beide noch die Hoffnung, dass es sich ändert, wenn wir warten. Wir stehen vor den Duschen und halten eine Hand in den Strahl. Nach einer Weile gebe ich auf, es wird nur noch kälter. Ich mache einen entschlossen Schritt unter die Dusche. Es ist noch viel eisiger als ich dachte, aber mein Körper gewöhnt sich schnell an die Temperatur und ich wasche mir sogar die Haare. Melanie starrt mich an.
    Ich drehe die Dusche ab und streiche meine Haare zurück.
    »Ist gar nicht so schlimm!«, sage ich und lächele. Melanie starrt mich immer noch an.
    »Was ist?«, frage ich, da ich ihren Gesichtsausdruck ohne Brille nicht genau erkennen kann.
    »Nichts!«, sagt sie, spritzt sich etwas Wasser unter die Arme und dreht dann die Dusche wieder ab.
    Wir trocknen uns nebeneinander ab, wobei Melanie kaum nass ist.
    »Wieso hast du eigentlich keinen Freund?«, fragt sie beiläufig. Ich bin mir nicht sicher, worauf sie hinaus will.
    Ich zucke mit den Achseln.
    »Du hast doch einen Superkörper. Wenn du andere Sachen tragen würdest ...«
    Ich setze meine Brille auf und sehe Melanie an. Was hat sie denn gedacht? Dass ich keinen Freund habe, weil ich meinen Körper nicht mag? Ich habe noch nicht mal darüber nachgedacht, ob das eine Rolle spielt. Vielleicht bin ich hoffnungslos romantisch, aber ich denke, es kommt in einer Beziehung nicht nur auf einen tollen Körper an.
    »Danke«, sage ich schlicht und verlasse die Umkleidekabine.
    Zu Hause gehe ich gleich an meinen Mac. Ich sehne mich nach den Stimmen meiner Bloggerfreunde, ihren Kommentaren und Blogbeiträgen. Ich gehe auf Alex' Blog. Ich habe Lust, ihr eine Mail zu schreiben. Das habe ich noch nie gemacht. Alex ist nicht sehr offen, kein Foto nirgendwo, bis auf ihren Vornamen weiß ich kaum etwas von ihr und auch in ihrem Blog geht es nie um persönliche Dinge, sondern nur um Bücher und Literatur. Sie gehört zu den Bloggerinnen, die sich nicht
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