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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Scott
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aufhören und ich hatte auch aufgehört.
    Komatrinken, wurde mir gesagt. Oder Kampftrinken. Es ist gefährlich, aber unter Jugendlichen sehr verbreitet, besonders bei Mädchen. Was ich machte, galt nicht als Krankheit, war kein Defekt, und eines Tages, wenn ich erwachsen und vernünftig genug war, würde ich normaltrinken können. Wahrscheinlich sollte mich das aufmuntern – die Aussicht, irgendwann normal trinken zu können.
    Das ist natürlich Kacke, dieses Schubladendenken. Eine Liste von Symptomen abzuhaken und zu sagen: »Das hier trifft auf dich zu. Das bist du.« Mit Julia haben sie es genauso gemacht – die Lehrer, Julias Mom, sogar die Leute in der Schule – alle haben sie in eine Schublade gesteckt. Weil sie schnell gelebt hat, laut und ungeniert, weil sie Spaß hatte. Weil sie nicht zuhörte, wenn sogenannte Respektspersonen ihr etwas vorschreiben wollten. Julia hatte Sex. Sie nahm Drogen. Manchmal trank sie auch. Laut Checkliste ein Problemfall.
    Aber das stimmt nicht. Sie hatte ein lautes, mitreißendes Lachen, ein großes Herz und sie wollte einfach in einer Welt leben, in der man als Minderjähriger seinen eigenen Kopf haben durfte.
    Ich werde nie normal trinken können und will es auch nicht. Trinken, das bedeutet für mich die Erlösung von mir selber. Ich muss nicht trinken, um gut durch den Tag zu kommen oder meine Probleme zu kaschieren oder weil ich den Alkohol als solchen brauche.
    Wenn ich trinke, dann nur, weil ich nicht so sein will, wie ich bin. Mein Problem, meine Krankheit, das bin ich selbst und ich habe aufgehört zu trinken, weil Julia tot ist und weil ich spüren wollte, wer ich bin, spüren mit jeder Faser meines Herzens. Damit ich nie vergesse, was ich getan habe.
    Ich hätte mein Wodkaglas jetzt wegstellen müssen.Dank Pinewood und Laurie wusste ich, dass ich an diesem Punkt innehalten und darüber nachdenken müsste, was mich hierhergeführt hat. Was ich davon habe, wenn ich vor mir selber davonlaufe. Was es mich gekostet hat.
    Ich hätte das Glas wegstellen müssen, schon allein wegen Julia. Weil sie tot ist. Und selbst wenn es ihre eigene Entscheidung war, wenn sie selber dafür verantwortlich war, musste ich trotzdem mit meiner leben.
    Aber ich stellte das Glas nicht weg. Ich trank. Ohne zu schmecken, was ich trank. Das war mir egal. Der Geschmack von Alkohol hat mich nie interessiert.
    Ich trank, spürte das vertraute Brennen auf meiner Zunge, in meiner Kehle, die Wärme, die sich in meinem Bauch ausbreitete, ein Zeichen, dass ich bald aufhören würde, mich so klein zu fühlen, so dumm, so sehr ich. Ich trank, dann ging ich zur Treppe zurück. Jetzt war ich bereit, mich in die Party zu stürzen. War ja keine große Sache. Was sollte mir schon passieren, wo ich doch jederzeit wieder hochgehen und das Glas auffüllen konnte, das ich in der Hand hielt?
    Patrick saß oben am Treppenabsatz. Er spähte durch das Geländer auf die Party hinunter, beobachtete alles, was unter uns vorging. Ich kannte den Ausdruck in seinem Gesicht. Diesen »Warum«-Blick. Warum bin ich nicht wie die anderen dort unten? Warum kann ich nicht einfach meinen Spaß haben, so wie alle? Warum kann ich nicht normal sein? Warum bin ich überhaupt hier?
    Als er sich umdrehte und mich ansah, erstarrte ich. Da war er, direkt vor mir, und alles – die Nacht im Hobbykeller,die Dinge, die er zu mir gesagt hatte, der Nachmittag in seinem Zimmer – das alles stürmte auf mich ein, füllte mir den Kopf.
    Ich umklammerte mein Glas und ich sah, dass er es bemerkt hatte. Sah, wie er draufstarrte und dann mich anschaute.
    Da endlich konnte ich mich wieder rühren. Ich hob das Glas, um zu trinken.
    Patrick sagte nichts. Ich auch nicht. Ich trank.
    Er schaute mir zu. Ich schloss die Augen, damit ich ihn nicht sehen musste. Als ich sie wieder aufmachte und mein Mund, mein Hals wie Feuer brannten, redete er endlich.
    »Darf ich auch mal?«, fragte er.
    Ich starrte ihn an. Fünfzehn Tage und dann das   … darauf war ich nicht gefasst gewesen. Aber Patrick sagte ja nie, was man von ihm erwartete.
    Es gab mir einen Stich und ich verwünschte diesen dummen, weichen, hoffnungsvollen Fleck im tiefsten Winkel meiner Seele, etwas, das ich verzweifelt wegzulügen versuchte. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich mir insgeheim mehr erhofft hatte. Dass er mir vielleicht doch etwas bedeuten könnte. Und ich ihm.
    Im tiefsten Herzen hatte ich geglaubt, dass ich in ihm denselben Funken angefacht hatte wie er in mir.
    Ich hielt ihm
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