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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Scott
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nicht verdient hat. Niemand hat es verdient, von seinem gestörten Nachwuchs zum Weinen gebracht zu werden.
    »Oh, ich durchschaue dein Spiel, meine Liebe«, sagte Dad. »Du willst mich aus dem Weg haben, damit du die Wahl beeinflussen kannst. Du bist nicht nur schön, sondern auch durchtrieben.«
    Mom lachte und ich sah die Funken zwischen denbeiden sprühen und fragte mich, warum wir das ganze Theater aufrechthielten. Es hing mir zum Hals heraus, wie sie sich anstrengten und etwas darzustellen versuchten, was sie noch nie sein wollten, diese ganze »Wir sind für dich da und wir tun unser Bestes«-Elternnummer. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dieses Getue, als würde es ihnen nichts ausmachen, mit mir zusammenzuleben.
    »Na egal, ich weiß ja, dass du meinen Filmgeschmack gut findest«, scherzte Dad weiter, während er seinen Teller und den von Mom in die Hand nahm und ihr einen Kuss auf den Hinterkopf gab. Mom legte ihren Kopf zurück und lächelte ihn an.
    Ich weiß, es ist mies, aber ich habe meinen Eltern nie gegönnt, was zwischen ihnen ist – diese endlose, alles verschlingende Liebe. Es machte mich wütend, weil ich dadurch zu nichts zusammenschrumpfte. Liebe, das war für mich gleichbedeutend mit ausgeschlossen sein.
    Wir waren keine Familie, sondern ein Paar, das ein Kind am Hals hatte, weil sie eines Nachts vor sechzehn Jahren zu verhüten vergaßen. Das haben sie mir nie so gesagt – nicht direkt jedenfalls   –, aber ich hörte sie einmal darüber reden. Mom merkte plötzlich, dass sie mit mir schwanger war, und acht Monate vor meiner Geburt ließ Dad sich sterilisieren. So was vergisst man nicht.
    Ich stieß meinen Teller weg.
    »Hört endlich auf damit«, sagte ich. »Ihr müsst nicht dauernd auf glückliche Familie machen. Meinetwegen kann alles wieder so sein wie früher.«
    Mein Vater erstarrte. Meine Mutter auch, den Kopf immer noch zu ihm erhoben, und ich sah, wie das Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch.
    »Also gut, ich mache keine Filmvorschläge mehr, versprochen«, sagte Dad, um irgendwie die Fassung zu bewahren, aber er schaffte es nicht. Ich meine, was denken sie sich eigentlich? Dass Leute in meinem Alter mit ihren Eltern im Wohnzimmer sitzen und DVDs anschauen, das gibt es doch höchstens in alten Sitcoms, und früher, als Julia noch da war, haben sie mich auch nie gefragt, ob ich zu ihnen runterkommen will. Nein, Laurie kann sagen, was sie will, und auch wenn ich ihr im tiefsten Herzen gern glauben würde, dass Julia für ihre Entscheidungen selber verantwortlich war, ich   … ich kann einfach nicht vergessen, was ich getan habe.
    »Ich meine, was willst du eigentlich?«, sagte ich zu Dad und meine Stimme wurde schrill, als plötzlich alles aus mir herausbrach, was ich ihnen schon immer vor den Latz knallen wollte. »Ich kenne doch eure Geschichte! Wahre Liebe für immer und ewig, aber dann bin ich dahergekommen und schwupps!, hatte das Traumpaar einen Acht-Pfund-Klotz am Bein. Ihr müsst nicht so tun, als ob ihr das hier   … – ich deutete auf uns drei – gewollt habt.«
    Dad setzte sich und die Teller, die er in der Hand hielt, trafen klirrend auf dem Tisch auf. Er starrte mich an, als hätte er etwas ganz Unglaubliches, ja, Erschreckendes gesehen. Selbst in der Nacht, als er in die Notfallstation kam, hat er mich nicht so angeschaut.
    »Du hast recht«, sagte er nach einer Weile mit tonloser Stimme. »Deine Mutter und ich, wir lieben uns sehr. Und es stimmt auch, dass wir   … dass wir keine Kinder geplant hatten. Aber Amy, das bedeutet doch nicht, dass wir dich nicht wollten. Oder dass wir dich nicht von ganzem Herzen lieben und alles tun möchten, damit es dir besser   …«
    »Ach, hör auf«, sagte ich und schaute Mom an. »Hör bloß auf damit. Sag ihm, dass er aufhören soll. Es reicht, ehrlich. Oder glaubst du, ich hab vergessen, wie du neulich in Tränen ausgebrochen bist? Weil du es nicht ertragen kannst. Weil du nicht ertragen kannst, was ich getan habe.«
    »Aber Amy, was redest du da? Deshalb hab ich doch nicht geweint.« Mom streckte ihre Hände über den Tisch nach mir aus. »Ich hab geweint, weil ich dich nicht erreichen kann. Weil es mir wehtut, dich so traurig zu sehen, so einsam und so verschlossen. Dein Vater und ich, wir haben begriffen, dass wir uns mehr um dich kümmern müssen, dir bessere Eltern sein, dass wir   …«
    Ich stieß ihre Hände weg. »Warum machst du das? Warum spielst du mir was vor? Du weißt doch, was ich Julia angetan habe. Du
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