Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Titel: Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen
Autoren: Christine Spindler
Vom Netzwerk:
mochte?
    “Have fun”, sagte ich und rannte die Treppe hoch. Mir blieb noch genug Zeit, um mich zu verkleiden. Im Schlafzimmer meiner Eltern fand ich alles, was ich dazu brauchte. Mami besaß jede Menge bunter Sommerkleider, die ich hochgradig altmodisch fand. Eins davon war ihr schon seit Jahren zu eng, sie hob es aber trotzdem auf, weil sie hoffte, eines Tages doch wieder reinzupassen.
    Ich schälte mich aus meinen Klamotten und knöpfte mich in das Kleid. Da, wo ein üppiger Busen sein sollte, warf es traurige Falten. Also nahm ich noch einen Seidenschal und legte ihn so um den Hals, dass seine Enden diese Problemzone verdeckten.
    Als Nächstes brauchte ich eine Perücke. Mami hatte jede Menge davon, die sie bei verschiedenen Operninszenierungen getragen hatte. Ich wählte eine mit langen schwarzen Haaren und sah damit fast ein bisschen wie Annika aus. Zuletzt puderte ich mir die Nase, legte Annikas Lippenstift auf und verbarg meine Augen hinter einer Sonnenbrille. Ich erkannte mich im Spiegel absolut nicht wieder.
    Mein Rucksack passte natürlich nicht zu dem Outfit, also nahm ich eine von Mamis Handtaschen, um Handy, Geldbörse und Ginas Liste zu verstauen. Nur die Turnschuhe musste ich anlassen, weil Mamis Schuhe mir zwei Nummern zu groß waren.
    Ich wartete den richtigen Zeitpunkt ab, um mich ungesehen aus dem Haus zu schleichen. Durch das Schlafzimmerfenster sah ich Ronny und Sven durch den Garten toben. Aus Toms Zimmer hörte ich Schnarchen. Opa rief kurz darauf: “I’m leaving now. Has anybody changed their mind and wants to come along?” Als er keine Antwort bekam, hörte ich ihn noch sagen: “You have no idea what you’re missing.” Dann schlug er die Haustür hinter sich zu.
    Auf Papis Wecker war es kurz nach halb, als Chris sich auf den Weg zu seiner Verabredung machte. Mit hämmerndem Herzen schlich ich hinterher.

Waschküchen-Romantik
    Ich wusste nicht mehr, wie ich heimgefunden hatte. Vor meinen Augen zuckten Blitze.
    She’s more like a boy. Pah. Bloß, weil ich nicht so eine Kichersuse war wie Gina oder so ein Püppchen wie Juliet. She’s more dangerous than all her brothers rolled into one. War es etwa meine Schuld, dass Tom, Ronny und Sven solche Memmen waren?
    Ich hatte immer gedacht, meine rote Nase wäre meine empfindlichste Stelle, aber jetzt wusste ich es besser. Ich erinnerte mich, wie ich mal dem Postboten geöffnet hatte, als ich acht war, und den Empfang eines Päckchens quittieren sollte. Der hatte mich doch glatt gefragt: “Na, mein Junge, kannst du schon schreiben?” Ich war tagelang beleidigt gewesen, weil er mich für ein Kindergartenkind und obendrein noch für einen Jungen gehalten hatte. So eine Frechheit!
    Und all die Jahre hatte ich geglaubt, Marco hielte mich für ein tolles Mädchen, weil ich Fußball spielen konnte und an der Kletterwand schneller war als er. Mehr noch: Ich war der festen Überzeugung gewesen, Marco wäre mit ins Aikido gegangen, weil er so gern mit mir zusammen war. Dabei tat er es, um sich besser gegen mich wehren zu können. Unfassbar, wie man sich in einem Menschen täuschen konnte.
    Und das Eisbärchen mit dem Herz, das er mir geschenkt hatte? Von wegen verliebt in mich! Wie war Cathy nur auf so eine bescheuerte Idee gekommen? In mich würde sich nie ein Junge verlieben. Ich würde einsam alt werden und auf meinem Grabstein würde stehen: “Hier ruht Nike Klapdor, die nie geküsst wurde, aber noch mit 90 jeden umwarf, der sich ihr in den Weg stellte.”
    Au Schande! Ich dachte ja schon wie Annika. Ob ich mir auch die Haare schwarz färben und mein Zimmer in eine Gruft verwandeln sollte?
    Ich war daheim angekommen und wollte gerade aufschließen, da stand plötzlich Annika neben mir. Auch das noch! Ich drückte mir die Sonnenbrille fester ins Gesicht und schloss auf.
    Annika sah mich mit gerunzelter Stirn an. “Ich will zu Nike. Kann ich mit reinkommen?”
    Irre, sie erkannte mich nicht. “Isch geh schie holen”, nuschelte ich und verschwand die Treppe hoch. Aus dem großen Badezimmer hörte ich ein Brummen. Ob Tom mal wieder versuchte, seinen Bartwuchs anzuregen, indem er seine babyglatten Wangen rasierte? Ich ging ins kleinere Bad, riss mir den albernen Fetzen vom Leib, sprang unter die Dusche und kühlte mein Gesicht mit einem eisigen Wasserstrahl.
    Als ich ins Wohnzimmer kam, klebten meine Haare patschenass am Kopf. Jetzt sah ich womöglich wirklich wie ein Junge aus, aber darauf kam es auch nicht mehr an. Annika hockte auf der Couch,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher