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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs
Autoren: Martina Paura
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vorsichtig mein Brötchen zum Mund führe und die Marmelade in großen Fladen auf den Teller tropft. Dabei bemerke ich, wie Crocks auf das Glas Honig schielt, das in der Tischmitte steht. Er schaut kurz auf mich, dann wieder auf den Honig, dann wieder auf mich. Ein paar Sekunden rührt sich niemand von uns. Wir sind gefangen in einer Szene aus einem Italo-Western. Unsere Augen verengen sich zu Schlitzen, irgendwo summt eine Fliege, eine Uhr tickt. Ich beobachte, wie eine Schweißperle langsam über seine Stirn rinnt. Die Uhr macht tick, tack, tick, tack. Meine Muskeln spannen sich ...
    »Jetzt hört doch mal auf mit dem Scheiß!«, ruft Max wütend und schnappt sich das Honigglas. Flinke Hände. Wenn er will, ist mein Freund schneller als sein Schatten, zum Beispiel beim täglichen Fight um die Fernbedienung. Aber wenn es darum geht, den Tisch zu decken, dann könnte ihn dabei sein eigener Hintern überholen.
    »Hier, nimm!« Wie ein Barkeeper in einem Saloon schiebt Max das Honigglas über den Tisch zu seinem Bruder. Für einen Sekundenbruchteil erwäge ich einen Hechtsprung. Aber mein Körper hat Einwände. Er sieht sich weniger als Hecht und mehr als Seegurke. Und mit einem Seegurkensprung komme ich nicht weit. Aber egal, ich hatte mir ja ohnehin vorgenommen, mich nicht mehr auf Tische zu legen.
    Soll ich das Frühstück beenden und die beiden Männer sich selbst überlassen? Nein, Crocks wird mich nicht in meiner eigenen Wohnung von meinem eigenen Tisch vertreiben! Ich werde in aller Ruhe zu Ende frühstücken. Außerdem klebe ich im Moment sowieso an meinem Supermarmeladenbrötchen fest.
    »Hat dein Chef eigentlich immer so große Augen?«, fragt mich Crocks grinsend. »Oder nur dann, wenn es viel zu sehen gibt?«
    Ich beschließe, die Frage nicht gehört zu haben. Überhaupt werde ich Crocks ab sofort einfach ignorieren. Er ist nur noch Luft für mich. Nein, nicht einmal Luft, denn die braucht man ja zum Leben und zum Nagellacktrocknen. Er ist für mich der Sportteil in der Zeitung. Genau! Und zwar die Seite mit den Fußballergebnissen, die braucht kein normaler Mensch.
    »Bestimmt wird dein Boss dich jetzt befördern«, sagt Crocks. »Oder er gibt dir eine Gehaltserhöhung, nachdem du dich gestern von deiner besten Seite gezeigt hast.«
    Was bin ich froh, dass ich das nicht gehört habe! Sonst hätte ich mich glatt schon wieder aufregen müssen. Gut, dass meine Ignoriertechnik immer noch tadellos funktioniert. Schon als Kind habe ich damit meinen Eltern viel Freude bereitet. Mit konfitüriger Gelassenheit esse ich weiter.
    Mein Freund schaut seinen Bruder böse an und rutscht ein wenig auf seinem Stuhl nach vorne. Kurz darauf stößt Crocks einen Schmerzenslaut aus und fasst sich ans Schienbein. Er räuspert sich und meint: »Ach ja, Pia, was ich noch sagen wollte - das, was gestern passiert ist, also das mit dem Bild und wie du ... wie ich da so stand und du dann plötzlich ...«
    »Sie weiß, was gestern passiert ist«, unterbricht ihn Max ungeduldig.
    »Ja, klar, natürlich weiß sie das. Ich werde das auch nicht so schnell vergessen. Also, Pia, nichts für ungut.«
    Das ist ja wohl die erbärmlichste Entschuldigung, die mir je untergekommen ist. Die ist so erbärmlich, dass sie fast mein Ignorierfeld durchbricht. Ich kann die Lücke, durch die eine neue Ärgerwelle zu fluten droht, gerade noch mit einem großen Bissen Marmeladenbrötchen stopfen.
    »Und Pia, was denkst du?«, fragt mich Max, nachdem er mir eine Weile beim Ignorieren zugesehen hat. »Ist zwischen euch jetzt wieder alles in Ordnung?«
    Ich schaue ihn fragend an. »Wie?«
    Er seufzt. »Crocks hat sich gerade bei dir entschuldigt, Pia. Wenn du also ... es wäre doch schön, wenn damit die Sache aus der Welt wäre und wir uns alle wieder vertragen würden.«
    Lächelnd sage ich: »Sicher. Das wäre schön.«
    Mein Freund atmet hörbar auf. »Danke, Pia, das finde ich wirklich super von dir. Sehr erwachsen. Ich hatte schon befürchtet, du würdest bockig reagieren.«
    »Aus dem Kindergartenalter bin ich ja wohl heraus«, stelle ich fest und lecke mir meine Marmeladenfinger ab.
    »Welche Bilder hast du eigentlich deinem Chef andrehen wollen?«, will Crocks von mir wissen. Natürlich prallen seine Worte an meinem Ignorierfeld ab und fluppen ins Fragennirwana.
    »Ich hoffe, du hast ihm nicht zu sehr von meinen Bildern vorgeschwärmt«, sagt Max. »Kortmann sieht eigentlich so aus, als hätte er einen Ölschinken mit einem röhrenden Hirsch im
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