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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs
Autoren: Martina Paura
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zwangsläufig unangepasst. Aber dann soll er sich gefälligst woanders unanpassen, in der Antarktis zum Beispiel würde er nicht weiter stören. Und da unten werden immer Leute zum Schneeschippen gesucht. Aber nein, der liebe Crocks muss natürlich mit uns ins Haus ziehen, wo er mir täglich zwanzigtausend Mal auf die Füße tritt. Seit drei Monaten. Jeden Tag. Auf jeden Fuß.
    Vielleicht könnte ich die Gegenwart von Crocks ja besser ertragen, wenn meine Nerven nach acht Stunden in der Redaktion nicht ohnehin schon angeknackst wären. Die Arbeit an sich ist dabei nicht das Problem. Ich spiele gern den Ratgeber für die männergeschädigten Leserinnen des XX-Magazins. Als Sanitäterin an der Liebesfront fühle ich mich genauso wohl wie früher als Deuterin der Sterne. Anfangs habe ich noch als Astrologin für die XX gearbeitet. Ich hatte eine Horoskopseite, die ziemlich erfolgreich wurde, als ich damit begonnen hatte, die einzelnen Sternzeichen auf ihre erotischen Qualitäten hin zu testen. Ein Jahr lang lief das sehr gut (für die XX zumindest, für mich selbst war es die Hölle), danach schrieb ich wieder normale Horoskope und parallel dazu eine Lebens- und Liebesberatung. Ich wurde der Dr. Sommer für Auspubertierte. Und das bin ich bis heute. In die Sterne schaue ich nur noch für private Zwecke, wenn ich zum Beispiel zu ergründen versuche, wann Crocks endlich auszieht oder wann meine Redaktionskollegin Beate Teuser astrologisch gesehen am verwundbarsten ist.
    Beate Teuser ist die stellvertretende Chefredakteurin und ich konnte sie damals schon nicht leiden, als ich noch freie Mitarbeiterin war. Und als sie dann mit meinem Exfreund Stefan etwas anfing, wurde sie mir auch nicht gerade sympathischer. Mein Ex ist zwar später für kurze Zeit wieder zu mir zurückgekommen (bevor er sich dann beruflich nach Österreich versetzen ließ, also in die europäische Antarktis gewissermaßen), aber das heißt nicht, dass sich mein Verhältnis zu meiner Kollegin entspannt hätte. Ganz im Gegenteil: Jetzt, wo ich festangestellte Redakteurin bin und praktisch ständig mit ihr zu tun habe, ist unser Verhältnis so schlecht, dass man meinen könnte, wir wären miteinander verheiratet.
    Offiziell verstehen wir uns allerdings blendend. Wir teilen uns den Chef, den Exfreund und unsere gegenseitige Abneigung. Wir hängen so inniglich aneinander wie Moby Dick und Kapitän Ahab, nur ohne Harpunen. Hallo Pia, hallo Beate, wie war Ihr Wochenende, oh, Sie haben Kopfweh, Sie Ärmste, wenn Sie eine Tablette brauchen, danke, bitte, trallala. Aber inoffiziell herrscht Krieg. Da werden Fallen gestellt und Intrigen gesponnen, Propaganda wird verbreitet und Verbündete werden rekrutiert. Wir sind zwei honigsüß lächelnde Killerinnen. Unser Schlachtfeld ist das Redaktionsbüro. Und wir machen keine Gefangenen.
    Jeden Tag landet ein ganzer Packen Leserbriefe auf meinem Schreibtisch: Probleme, Probleme, Probleme. Ein paar davon lassen sich auf dem Papier schön lösen. Die kommen dann ins Heft. Den Rest, diese ganzen schwierigen, komplizierten, deprimierenden Fälle, löse ich, indem ich sie an den Papierkorb delegiere.
    Mit meinen eigenen Problemen geht das leider nicht, mit denen muss ich eigenhändig fertig werden. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern im wirklichen Leben, wo diese Biester ganz schwer tot zu kriegen sind. Ich glaube sowieso, dass Probleme die wahren Herrscher der Erde sind. Uns Menschen benutzen sie nur, um sich zu reproduzieren. Ein Mann trifft eine Frau und plop plop plop, sofort beginnen die Probleme sich zu vermehren wie verrückt. Wir Menschen sind nur ihre Brutsklaven und ich, Pia Herzog, Problemtante der XX, bin eines ihrer legefreudigsten Hühner.

1. PROBLEM
    der bruder
    Hallo Mama und Papa, was ist mit euren Handys los? Funktionieren die nicht in der Toskana? Hoffentlich checkt ihr wenigstens gelegentlich eure E-Mails. Euer Haus steht noch, wollte ich euch nur mitteilen. Die Pflanzen werden gefüttert, die Katze gegossen, der Rasen gelüftet, die Zimmer gesprengt, ihr könnt ganz beruhigt sein. Entspannt euch, und du, Mama, male ein paar schöne Bilder. Du kannst mir ja einen schönen, nackten Italiener pinseln, wenn dir einer vor die Leinwand gerät. Mein Freund spielt zurzeit auch mit dem Gedanken, einen Akt zu malen, aber das werde ich ihm noch aus dem Kopf schlagen.
    Mir geht es gut, ich bin vollauf damit beschäftigt, mein neues Nest einzurichten. Allerdings weiß ich nicht, ob ich die Anwesenheit von
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