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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs
Autoren: Martina Paura
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Wohnzimmer hängen.«
    »Kortmann sieht aus wie ein röhrender Hirsch«, kommentiere ich. »Nein, er sucht etwas für den Empfang, den Konferenzraum und sein Büro. Er will seiner Frau und vor allem ihrem Bruder, dem Herausgeber, seinen guten Geschmack beweisen und damit unterstreichen, dass er aus der XX ein Magazin mit Niveau gemacht hat. Ich habe ihm angeboten, sich ein paar Bilder auszusuchen und probehalber aufzuhängen. Wie viele hat er mitgenommen?«
    »Keins. Er ist gleich nach dir weg. Er würde ein andermal kommen. Ich glaube, du hast den armen Mann ganz schön erschreckt.«
    »Nicht nur ihn«, sagt Crocks, also niemand. »Du hast da übrigens Marmelade an der Nase.«
    Unbekümmert nehme ich einen Schluck Kaffee. Ich würdige Niemand keines Blickes. Meine Nase geht Niemand gar nichts an. Also überhöre ich seinen Hinweis und lasse meine Nase, wo und wie sie ist. Niemand hätte auch sagen können, dass Dynamitstangen in meinen Nasenlöchern stecken, das hätte mich genauso wenig gejuckt. Erst wenn die hochgegangen wären, hätten sie meinen Ignorierwall wohl ein bisschen ins Wanken gebracht.
    »Du hast da wirklich Marmelade auf der Nase«, sagt Max.
    »Oh!« Sofort wische ich mit einem Finger über meine Nase. »Weg?«
    »Nicht ganz - warte, ich mach das.« Max kommt zu mir und küsst mich auf die Nasenspitze, umschließt sie sanft mit seinen Lippen, behaucht sie mit seinem Kaffeeatem. »Ich liebe dich und deine Erdbeernase«, sagt er lachend.
    »Ich glaube, ich habe auch noch etwas Marmelade auf dem Mund.«
    »Nicht mehr lange.«
    Fünf Minuten sucht seine Zunge in meinem Mund nach dem süßen Stoff. In seinen Augen kann ich lesen, dass er fündig geworden ist. Wenn Crocks nicht dasäße, würde ich Max jetzt ganz in meine Marmeladenfalle locken. Aber so weit gehen meine Ignorierkünste nun doch nicht, als dass mich so eine Riesenmikrobe beim Liebesakt nicht doch ein bisschen stören würde. Verdammter Crocks!
    »Wie gefällt dir eigentlich dein Bild, Pia?«, will Crocks von mir wissen. »Hast du es überhaupt schon gesehen?«
    Ich muss gähnen und teste dabei, ob ich durch Crocks hindurchsehen kann. Ja, kann ich.
    »Es ist noch nicht ganz fertig«, sagt Max, nachdem er wohl gemerkt hat, dass ich seinem Bruder nicht zu antworten gedenke. »Aber keine Angst, Pia, für die letzten Feinheiten brauche ich dich nicht unbedingt.«
    »Falls du doch noch einmal Modell stehst, sagst du mir dann rechtzeitig Bescheid?« Crocks glaubt wohl, er könne mich mit seinen blöden Bemerkungen aufziehen. Er hat immer noch nicht kapiert, dass er für mich nur noch die Seite mit den Fußballergebnissen ist. Regionalliga. Tasmanische Regionalliga.
    Nach ein paar Sekunden allgemeinen Schweigens schiebt Crocks nach: »Kann es sein, Pia, dass du immer noch sauer auf mich bist?«
    Da sitze ich offenbar mit einem Genie am Tisch und kann ihn nicht hören. So ein Pech.
    Als ich nicht reagiere, schaut Crocks seinen Bruder fragend an. Der zuckt nur mit den Schultern. Dann beginnen die beiden ein Gespräch über die Vor- und Nachteile von Hybridmotoren. Also, wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind das eklige Diskussionen über Autoinnereien. Kubikzentimeter - wenn ich das schon höre! Keine Ahnung, was ein Peeling ist, Mascara für eine Karibikinsel halten, aber Kubikzentimeter!
    Gelangweilt schaue ich in meine Kaffeetasse und lese darin meine Zukunft: dunkel und bitter. Eigentlich würde ich gerne aufstehen und gehen, aber ich möchte nicht, dass Crocks denkt, er hätte mich aus dem Feld geschlagen. Die beiden Männer hören überhaupt nicht mehr auf, über Autos zu reden. Mich ignorieren sie einfach. Das ist ja wohl die Höhe! Wie soll ich denn jemanden mit Nichtbeachtung strafen, wenn der mich ignoriert?
    Als Crocks anfängt, sich damit zu brüsten, über einen Kumpel jedes Auto aus dem Ausland dreißig Prozent billiger beschaffen zu können, und Worte wie Pannenstatistik, Schwackeliste und Überführungskosten fallen, habe ich genug von dem Schwachsinn. Wenn ich mich unterhalten will, kann ich das auch mit Leuten tun, die ein paar Kubikzentimeter mehr Hirn unter der Haube haben. Ich hole mir mein Handy und rufe Tanja an.
    Tanja ist meine beste Freundin und außerdem ein bisschen verrückt. Dauernd wechselt sie ihre Haarfarbe, ihre Männer und ihre Jobs. An einem Tag ist sie noch eine rothaarige Fotografin, am anderen schon eine blonde Telefonsexline-Betreiberin, dann vagabundiert sie brünett in der Welt herum, nur um wenig
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