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Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Titel: Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
Autoren: Christine Spindler
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geistig noch jung sein, aber seine Knochen waren nun mal alt und morsch, also musste ich das Schlimmste verhindern. Außerdem war sein Zeh frisch tätowiert und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Breakdance jetzt die richtige Behandlung dafür war. Als ich aus einer Seitenstraße unverkennbar einen Hip-Hop-Mix hörte, zog ich Opa Lila schnell in die entgegengesetzte Richtung.
    “Schau mal da”, sagte ich aufs Geratewohl.
    “Was soll da sein?”
    Ich entdeckte einen kleinen Menschenauflauf in der Nähe des Reiterstandbilds.
    “Da drüben scheint etwas Interessantes abzugehen.”
    Hohe, klagende Töne wehten herüber.
    Opa Lila rief: “Achtung, lasst bitte einen alten, frisch tätowierten Mann durch. Attention, fresh tattoo. Attenzione, tatuaggio fresco. ”
    Tatsächlich teilte sich die Menge und ließ uns nach vorn, wo ein junger Mann auf einem Dudelsack spielte. Als wir bei ihm ankamen, war das Stück gerade zu Ende. Es gab Applaus und ein paar Münzen in den Lederbeutel, der vor ihm stand.
    Der Spieler deutete eine Verbeugung an.
    “Sean from Glasgow says thank you. Grazie, mille grazie. ”
    Sean trug einen Schottenrock und Schuhe – und sonst nichts. Sein nackter Oberkörper war muskulös und braun gebrannt. Er hatte ein Lächeln voller Zähne, wie mein kleiner Bruder Ronny es ausgedrückt hätte.
    Dann kam dieses Lächeln auch bei mir an und blieb an mir haften. Mein Blutdruck schoss in die Höhe wie beim Aufwärmen vor dem Aikidotraining, meine Nase glühte.
    Die Menschenmenge zerstreute sich, nur Opa Lila und ich standen da wie angewachsen. Ich dachte, Opa Lila hätte vielleicht Schmerzen im Fuß, und wollte ihm gerade anbieten, ihn zu stützen, da fragte er Sean: “Do you also play at funerals?”
    “Why not? When I practiced as a kid my mum used to say: ’Sean, you little devil, you play loud enough to wake up the dead.’ So, who died?”
    “Nobody”, erwiderte Opa Lila. “Not yet. I’m looking for someone who’ll play at my own funeral.”
    Sean lachte. “ → You must be joking ! Or do you have a → terminal disease ?”
    “No, I’m fine. It’s just that my daughter wanted me to do something that suits my age, so I decided to plan my funeral. Of course I still keep doing all the things that don’t suit my age. I just got a new tattoo. Would you like to see it?”
    Er band seinen Schuh auf und hielt den Fuß in die Luft.
    Sean pfiff durch die Zähne, dann drehte er sich um und zeigte uns seinen Rücken, der von oben bis unten tätowiert war mit einem riesigen Motiv: dem Mailänder Dom.
    “Thith ith thenthathional”, riefen Opa Lila und ich gleichzeitig.
    “So, you were at Raffaello’s and Daria’s Studio, as well”, stellte Sean fest, während er das Geld aus dem Lederbeutel einsammelte und seinen Dudelsack darin verstaute. “They’re → adorable , aren’t they?”
    “Absolute darlings”, stimmte Opa Lila zu. “May I → treat you to a cappuccino?”
    Sean nahm dankend an und führte uns in ein gemütliches Hinterhofcafé mit zwei verschnörkelten Statuen und einem zierlichen Brunnen, um den ich vorsichtshalber einen Bogen machte, um nicht wieder einen unfreiwilligen Tauchgang zu riskieren.
    Opa Lila steuerte einen Tisch im Freien an.
    “No, wait, don’t sit down here”, sagte Sean. “That’s a mistake most tourists make. There are laws and → regulations on how much a cup of coffee may cost when you buy it at the → bar , but if you order at the table it’s much more expensive.”
    Also schoben wir uns auf die Barhocker am Tresen. Sean parkte den Dudelsack so, dass niemand darüber stolpern konnte, und bestellte drei Cappuccinos.
    “Do you live in Milan?”, fragte Opa Lila.
    “I’m doing an → internship as a → lighting technician at the Scala during the summer. In October I’ll return to Scotland.”
    “What about my funeral?”, wollte Opa Lila wissen. “Could you come and play for me?”
    “Where will you be buried?”
    “In Northern Germany.”
    “Then it would be too expensive to have a → bagpiper from Glasgow, I‘m afraid. There are certainly lots of musicians closer to where you live.”
    “Sure, but it would be a lot more exciting to → import one.”
    Sean grinste. Wenn Opa Lila ihn noch öfter zum Grinsen, Lächeln oder Lachen brachte, würde ich ein Bad im Brunnen brauchen, um meine Gefühle runterzukühlen. Ich konnte mich doch nicht Hals über Kopf, ohne Vorwarnung und ohne Rücksprache mit Annika, Gina und Cathy in diesen
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