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Love Alice

Love Alice

Titel: Love Alice
Autoren: Nataly Elisabeth Savina
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Hübsche Jungs, die wissen, dass sie gut aussehen, sind das Letzte.
    »Und das da ist kein Mädchen«, fährt Tuula fort und zeigt auf einen schmächtigen Jungen mit blondem Haar, von dem ich später erfahre, dass er Tuulas Bruder ist. Der Junge winkt, er ist gar nicht beleidigt.
    »Alle denken erst, ich sei eins«, sagt er belustigt mit heiserer Stimme. »Ich heiße Kerkko.«
    »Und das ist unsere Verrückte«, sagt Tuula und deutet auf Cherry.
    »Sie prügelt sich wie ein Junge«, flüstert Nesrin in mein Ohr. »Das kommt vom Karate.«
    Andy pfeffert ein Mäppchen in Richtung von Tuulas Kopf, woraufhin sie mich endlich loslässt und ihn schmatzend mit Luftküsschen verfolgt. Sie rennt aus dem Klassenzimmer, als wäre ich plötzlich unsichtbar. Nesrin folgt ihr, Kerkko pult ein Diabolo aus der Tasche und latscht hinterher.
    Cherry kritzelt noch immer in ihr Heft, ohne aufzusehen. Ich bleibe auf meinem Platz. Es wird still. Ich hole ein leeres Schulheft heraus und zeichne den dicken Direktor als Raupe und die Englischlehrerin als einen faltigen Apfel.
    Während der großen Pause stehe ich alleine auf dem Schulhof. Es ist grau und windig. Cherry steht neben Tuula und Nesrin, die an ihren Handys hängen. Andy taucht plötzlich hinter Nesrin auf und zieht ihr ein paar Haargummis aus den Haaren. Cherry packt ihn an der Jacke und versetzt ihm Tritte gegen das Schienbein. Andy jault, die Mädchen lachen. Auch ich muss lächeln. Andy kreist um Cherry herum, kann sich aber nicht befreien. Vielleicht mag ich ihn doch. Als Cherrys Blick mich trifft, sehe ich weg und packe mein Mittagessen aus. Ein großer, zuckriger Kecks vom Bäcker. Ich beiße rein und merke, dass ich gar keine Lust auf Süßes habe.
    In meiner letzten Schule bin ich in der Pause immer auf die Toilette gegangen und habe mich in eine Kabine gesetzt. Manchmal habe ich mir ein Buch mitgenommen, manchmal Musik über Kopfhörer gehört. Die Pausen waren schnell vorbei. Irgendwann haben das ein paar Mädchen mitbekommen und haben sich schweigend vor die Klotür gestellt, bis es geklingelt hat. Weil sie wussten, dass mich das nervös macht.
    Ich sehe Nesrin beim Telefonieren zu. Ein pinker Puschel baumelt an ihrem Handy. Nesrin macht affektierte Bewegungen mit ihren Lippen und spaziert kleine Schritte hin und her. Tuula zieht etwas aus ihrem Stiefelschaft. Tuula und Nesrin tragen ihre Handys, Süßigkeiten und Schlüssel in ihren Stiefeln, weil ihre Jeans so eng sind, dass da nichts mehr reinpasst. Ich sehe, wie Tuula Nesrin eine Zigarette zusteckt und ein einladendes Zeichen macht, vom Hof zu flitzen. Cherry winkt gelangweilt ab.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein Mann den Schulhof betritt. Er sieht etwas verloren aus, sein Mantel wirkt zu groß. Die Englischlehrerin scheint ihn zu kennen, sie nickt ihm zu. Er schaut sich suchend um, streicht sein langes Haar hinter die Ohren wie ein Junge. Seine langen, blassen Finger umklammern ein Bündel. Er lächelt gequält und charmant zugleich, aber die Englischlehrerin interessiert sich nicht mehr für ihn. Zu meiner Überraschung rennt ausgerechnet Cherry auf ihn zu.
    »Papa, was machst du hier?«, höre ich ihre Stimme. »Hat dich jemand angerufen?«
    »Na, Kleines, wo sind die Jungs, die ich mir schon mal vorknöpfen muss? Du siehst toll aus«, brummt der Mann vergnügt und wirbelt Cherry, für seine Statur überraschend, durch die Luft. Er hat eine schöne Stimme, wie Cherry. Und er klingt etwas beschwipst. Cherry befreit sich hastig, es ist ihr peinlich. Gerne würde ich näher herangehen, damit ich sie besser hören kann, traue mich aber nicht.
    »Schon gut, Mini«, lacht der Mann. »Ich bringe dir dein Karatekostüm.«
    Er spricht viel zu laut, merkt es aber selbst und senkt seinen Kopf. Irgendwie tut er mir leid, vielleicht ist er ja krank. Er reicht Cherry ein weißes, zusammengefaltetes Bündel. Sie nimmt es und zieht ihren Vater gleichzeitig an der Hand in Richtung Ausgang.
    »Das ist nett, Papa. Aber ich habe jetzt immer um acht«, höre ich sie im Vorbeigehen sagen. »Das habe ich dir gestern erzählt. Du brauchst nicht extra herzukommen.«
    Als ihr Vater sie zum Abschied umarmen möchte, weicht Cherry ihm aus. Er rechnet nicht damit und knickt ungeschickt zur Seite. Andy schlendert wie beiläufig hinter ihnen her, bleibt aber auf Abstand. Er fixiert Cherrys Rücken, als würde er auf sie aufpassen. Cherrys Vater schmunzelt verlegen, und als er mit Cherry fast am Tor ist, umarmt ihn Cherry doch.
    »Mir
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