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Lost Vampire - Das Ende der Welt

Lost Vampire - Das Ende der Welt

Titel: Lost Vampire - Das Ende der Welt
Autoren: Beth St. John
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Faszination auf ihn aus. Wie leicht war es gewesen, einfach in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen. Niemand stellte es infrage, wenn jemand nur nachts unterwegs war und tagsüber schlief. Zu dieser Zeit hatte er bereits aufgehört, sich von Menschen zu nähren und es gab unendliche viele Quellen, von denen er unproblematisch Blutkonserven beziehen konnte. Andere Vampire dagegen schätzten die weiteren Vorzüge, die die City zweifelsohne für einen Vampir bot: Sich in den unzähligen Clubs und Kneipen am Blut der Menschen zu nähren – ohne jegliche Konsequenz. Und selbst wenn im Blutrausch jemand getötet wurde, ja, selbst dann war das im städtischen Moloch nur ein Kollateralschaden ohne Folgen. Los Angeles – das alles war George plötzlich zu viel. Zu viel Blut, zu viel Tod, zu viel Leid.
     

    Gerade in diesem Moment empfand er die Ruhe und den Frieden hier als deutlich attraktiver. Die Luft war nicht durchsetzt mit Lärm und Zigarettenrauch, die Kraft der Natur war spürbar, die Sinne kamen zur Ruhe. Sogar sein Blutdurst ließ nach. Es war komplizierter, sich zu nähren, die Beschaffung von Blutkonserven musste geplant und organisiert werden. Doch ein Vampir brauchte nicht viel zum Leben. Nur ein paar Schluck – mehr wäre bloßes Vergnügen. Es gab daher nicht viele seiner Artgenossen, die sich eine Existenz außerhalb der Großstadt vorstellen konnten.
    „ Ich bin auch nicht wie die meisten anderen“, flüsterte George leise zu sich selbst, während er sein blasses Gesicht im Badezimmerspiegel betrachtete.
    Er hatte zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder geträumt. Er lag tief unter der Erde verschüttet und bekam keine Luft. Das ergab in der Realität keinen Sinn, erschien ihm aber im Traum vollkommen logisch. Was ihn am Leben hielt war ein leuchtendes Mädchen, das mit ihm zusammen begraben war. Er nahm Sauerstoff auf, indem er ihr Blut trank, und fühlte sich dabei zutiefst hilflos. Nach einer Weile tat sich die Erde über ihnen auf und eine Dämonengestalt versuchte ihm das Mädchen zu entreißen. George hielt sich an ihr fest, da er nicht ersticken wollte und der Dämon zog sie beide ins Sonnenlicht. Sie landeten in einer schattigen Gasse in der Nähe des Palazzo Ducale, in welcher er als Mensch oft die heißen Mittagsstunden verbracht hatte. Nun erkannte er im Licht die blutverschmierten Gesichtszüge des Mädchens, während die Sonne auf seiner Haut brannte.
    Träume waren definitiv etwas, das George nie vermisst hatte. Einige Vampire schworen darauf, im Traum eine Art von Klarsicht zu erlangen und die Zukunft deuten zu können. Ihm selbst war die Idee des Wahrsagens und Traumdeutens suspekt.
     

    Gewaschen und angekleidet ging er noch in Gedanken versunken durch das spärlich möblierte Wohnzimmer. Selbst wenn die Reste seiner wenigen Sachen aus der Stadt eintreffen würden, brauchte er noch mehr Möbel, um das große Haus zu füllen. Auf dem Boden neben der Telefonsteckdose blinkte zu seiner Überraschung der Anrufbeantworter. Er konnte sich nicht erinnern, schon jemandem die neue Nummer gegeben zu haben.
    „ Guten Abend, Mister Tramente. Hier ist James Nathan“, sagte eine klare Stimme, nachdem George auf die leuchtende Taste der Maschine gedrückt hatte. Er konnte den Akzent beim besten Willen und trotz aller Erfahrung nicht identifizieren. James räusperte sich. „Noch ehe ich Sie persönlich treffe, will ich eine Warnung aussprechen, die Miss Crest nicht mithören muss.“
    Er spürte bei den Worten ein feines Knurren in seiner Kehle aufsteigen wie das Spannen eines Bogens. George reagierte empfindlich auf Drohungen.
    „ Verstehen Sie, dass es sich hierbei um keine Drohung handelt“, erklärte die aufgezeichnete Stimme, als lese sie seine Gedanken. „Ich habe mit meinem… Kollegen, dem Wächter Lukas Drake, gesprochen und er hat mir versichert, dass Sie Ihrer bösartigen Natur vor langer Zeit abgeschworen haben. Ich will Ihnen nur mitteilen, dass Ever Crest für mich von Bedeutung ist und ich gedenke, sie vor möglichen Gefahren zu beschützen. Mit allem, was in meiner Macht steht.“
    „ Wächter“, murmelte George abwertend und spürte ein unangenehmes Kribbeln in seinem Nacken.
    „ Davon abgesehen freue ich mich natürlich darauf, Sie persönlich kennenzulernen.“ James nahm wieder seinen höflichen Tonfall vom Anfang der Nachricht an. „Ich vermute, Sie sollten sich jetzt beeilen, um nicht zu spät zu kommen.“
    Mit dem abschließenden Piepen blickte
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