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Lost Vampire - Das Ende der Welt

Lost Vampire - Das Ende der Welt

Titel: Lost Vampire - Das Ende der Welt
Autoren: Beth St. John
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entgingen. Sie sah nun so schlecht wie jeder normale Mensch bei Dunkelheit. Es war Neumond und so schimmerten nur die fahlen Sterne am Firmament. Unmittelbar neben ihr hob sich die Silhouette des Fremden kaum von der Nacht ab. Die furchtlose Jägerin war verschwunden und ein panisches Mädchen blieb zurück. Aufgeregter Atem drückte gegen ihren Brustkorb und sie spürte ein Zittern in den Händen. Unbeholfen kroch sie rückwärts, während die Gestalt regungslos verharrte.
    „ Ich will dir nichts tun. Wenn du Angst vor mir hast, dann gehe ich und lasse dich in Ruhe“, sagte die tiefe Stimme ruhig. „Ich würde es allerdings vorziehen dich kennenzulernen.“
    Ever war unsicher, ob darauf überhaupt eine richtige Antwort existierte. Ihr Körper hörte auf, ziellos zu kriechen; nur das Zittern ihrer Hände auf dem steinigen Boden blieb. Langsam erhob sie sich und versuchte sich zu erinnern, wo sie ihren Rucksack abgestellt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihn in der Dunkelheit völlig aus den Augen verloren hatte.
    „ Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?“ Ihr fiel in diesem Moment keine bessere Frage ein. Sie wollte wenigstens seine Stimme hören, wenn sie ihn schon nicht richtig sehen konnte.
    „ Offen gestanden wäre es schwer gewesen, dich zu übersehen. Für mich zumindest. Ich habe dich schon aus einiger Entfernung wahrgenommen“, antwortete er und sie glaubte eine Bewegung in ihre Richtung wahrzunehmen. Ihre menschlichen Augen gewöhnten sich immer mehr an die Nacht, doch es war zu dunkel, um viel zu erkennen. Sie seufzte innerlich. Es wäre vieles leichter, wenn sie sich auf Anhieb verwandeln könnte.
    „ Wahrgenommen? Du weißt, was man einem Mädchen sagen muss, um es zu beruhigen“, fragte Ever mit ironischem Unterton nach. Mit der Spitze ihres Schuhs streifte sie ihren Rucksack neben einem großen Gesteinsbrocken. Sie hob ihn sachte auf und kramte geschickt nach ihrer Taschenlampe ohne den Blick von dem Fremden abzuwenden.
    „ Bist du sowas wie ein übernatürliches Trüffelschwein?“
    Leider schaffte sie es nicht rechtzeitig, die Taschenlampe aus der Tasche zu holen und auf die Gestalt zu richten, um noch sein Gesicht sehen zu können. Innerlich behielt sie sich die Vorstellung, dass er ziemlich verdutzt ausgehen haben musste. Blitzschnell schirmte er seine Augen mit dem Arm gegen das grelle Licht ab, bis sie den Strahl kurz darauf hinab senkte. Sie spürte, wie das Gewicht der großen Taschenlampe in ihrer Hand sie beruhigte.
    „ Ehrlich gesagt die einzige Bezeichnung, die ich bisher noch nicht gehört habe“, gab er amüsiert zurück und blinzelte einige Mal, bevor er wieder den Blick auf sie richtete.
    Im fahlen Schein des Lichtkegels konnte Ever endlich etwas mehr von ihrem mysteriösen Gegenüber erhaschen. Seine Augen schienen dunkel und leer, doch das mochte vom künstlichen Licht kommen. Die Gesichtskonturen des Fremden waren sehr männlich, die Nase wirkte aristokratisch und die Lippen sinnlich – er war der Inbegriff männlicher Schönheit. Ever starrte ihn geradezu bewundernd an. Er wirkte ein paar Jahre älter auf Ever als sie selbst war, vielleicht fünfundzwanzig, definitiv unter dreißig, und er überragte sie um gut einen Kopf. Der Wind hatte wieder eingesetzt, zerrte an seinem Mantel und zerzauste ihm wild die dunklen Haare. Verwegen sah er aus, und verführerisch. Sie glaubte Regen zu riechen.
    „ Welche Begriffe sind dir denn geläufig?“
    „ Das kommt auf die Situation an und das gegenüber. Wiedergänger. Bestie. Untoter. Monster. Nosferatu. Blutsauger. Kreatur der Nacht. Einer meiner persönlichen Favoriten.“ Ein grausames Grinsen spielte sich auf seinen Lippen ab. „Vampir, gelegentlich.“
    „ Oh“, sagte Ever und in jeder anderen Situation hätte sie ihren platten Tonfall vielleicht als beleidigend empfunden. Hinter den Moment der Stille setzte sie ein entwaffnendes Lächeln, das sie selbst überraschte. „Ich meine – wow. Unglaublich. Kein Scherz?“
    „ Das kommt etwas zu überrascht von einem Mädchen, das bis vor wenigen Minuten noch eine Katze war.“ Wenn der Fremde sich beleidigt fühlte, dann ließ er es nicht durchblicken. Sein Blick wanderte von oben bis unten über ihren Körper und sie fühlte sich auf sehr menschliche Weise unangenehm gemustert.
    „ Könntest du deine Augen bitte hier oben behalten? Vampir hin oder her!“ Mit einem Schritt zurück verschränkte sie die Arme vor dem Körper.
    „ Verzeih' mir, das war nicht meine
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