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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land
Autoren: Jonathan Maberry
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anderen unterscheiden konnte. Doch da sie Jahr für Jahr weiter in der Sonne brieten, nahmen sie letztlich alle einen gleichförmigen Grauton an, so als wäre »Zombie« eine neue ethnische Gruppe.
    Benny schaute dem Wesen direkt in die Augen, sah dort aberlediglich Staub und Leere. Keine Spiegelungen irgendwelcher Art. Kein Hunger, kein Hass und auch keine Bösartigkeit. Da war gar nichts. In den Augen einer Puppe lag mehr Leben.
    Er spürte, wie sich in ihm etwas veränderte. Der tote Briefträger war nicht so erschreckend, wie er es erwartet hatte. Er war einfach nur da. Benny versuchte, sich einen Eindruck zu verschaffen, Kontakt herzustellen mit dem, was dieses Monster antrieb, doch es schien, als schaute man in leere Höhlen. Nichts schaute daraus zurück.
    Dann stürzte der Zombie in seine Richtung und versuchte, sich einen Weg durch den Maschendrahtzaun zu beißen. Die Bewegung kam so plötzlich, dass sie Benny wesentlich schneller erschien, als sie sich tatsächlich abspielte. Nichts hatte darauf hingedeutet – keine Anspannung, kein Zucken von Gesichtsmuskeln, kein einziges jener Zeichen, die Benny bei seinen Gegnern beim Basketball oder Ringen zu erkennen gelernt hatte. Der Zombie bewegte sich ohne Zögern oder Vorwarnung.
    Benny schrie auf und stolperte, mit den Armen rudernd, vom Zaun zurück. Dabei trat er in einen dampfenden Haufen Pferdemist und landete unsanft auf dem Hintern.
    Sämtliche Wachen brachen in Gelächter aus.
    Nach dem Mittagessen warfen Benny und Chong das Handtuch.
    Am nächsten Morgen gingen Benny und Chong auf die andere Seite der Stadt und bewarben sich als Zauntechniker.
    Der Zaun erstreckte sich über Hunderte von Meilen und umschloss die Stadt und deren abgeerntete Felder. Deshalb brachte dieser Job einen weiten Fußmarsch mit sich und erneutmussten sie einem mürrischen alten Mann die Werkzeugkiste tragen. Während der ersten drei Stunden wurden sie von einem Zombie verfolgt, der sich durch eine Lücke im Zaun gezwängt hatte.
    Â»Wieso werden nicht einfach alle Zombies erschossen, die an den Zaun kommen?«, fragte Benny den Vorarbeiter.
    Â»Weil sich die Leute darüber aufregen würden«, sagte der Mann, ein ungepflegt wirkender Kerl mit buschigen Augenbrauen und einem nervösen Zucken am Mundwinkel. »Manche Zombies sind Verwandte von Leuten in der Stadt und diese Leute haben Rechte, was ihre Verwandten angeht. Es hat schon allen möglichen Ärger deswegen gegeben. Also halten wir den Zaun in Schuss, und ab und zu nimmt einer aus der Stadt seinen Mut zusammen und bittet die Zaunwächter, zu tun, was getan werden muss.«
    Â»Das ist doch dämlich«, sagte Benny.
    Â»So sind die Leute«, erklärte der Vorarbeiter.
    An diesem Nachmittag marschierten Benny und Chong eine gefühlte Million Meilen, wurden von einem Pferd angepinkelt, von einer Horde Zombies verfolgt – Benny konnte in ihren staubgrauen Augen rein gar nichts erkennen – und von nahezu jedem herumkommandiert.
    Als sie am Ende des Tages auf wunden Füßen nach Hause stolperten, sagte Chong: »Das hat ungefähr so viel Spaß gemacht, wie verprügelt zu werden.« Er dachte einen Moment nach und fügte dann hinzu: »Nein … verprügelt zu werden macht mehr Spaß.«
    Benny fehlte die Kraft, um etwas dagegenzuhalten.
    Beim nächsten Job – »Teppichmantelverkäufer« – gab es nur eine offene Stelle, aber das war in Ordnung, weil Chong sowieso zuHause bleiben und seinen Füßen Erholung gönnen wollte. Chong hasste lange Fußmärsche. Also zog Benny allein los, ordentlich gekleidet in seiner besten Jeans und einem sauberen T   -   Shirt und die Haare so gut gekämmt, wie es ohne Gel möglich war.
    Besonders gefährlich war das Verkaufen von Teppichmänteln nicht. Aber Benny war nicht clever genug, um die richtigen Sprüche zu klopften. Erstaunt musste er feststellen, dass die Dinger schwer verkäuflich waren, weil jeder bereits ein oder zwei Teppichmäntel besaß – der beste Schutz in der Nähe von beißwütigen Zombies. Außerdem ging ihm auf, dass jeder, der auch nur in der Lage war, mit Nadel und Faden umzugehen, solche Mäntel verkaufte, wodurch enorme Konkurrenz herrschte und Verkäufe nur selten zustande kamen. Und dazu arbeiteten die Klinkenputzer nur auf Provisionsbasis.
    Der Chefverkäufer, ein
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