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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land
Autoren: Jonathan Maberry
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Achseln, als wollte er sagen: »So sind die Leute nun mal«.
    Der Deutsche montierte doppelseitige Schlösser, damit sich die Tür in einem echten Notfall, der nichts mit Zombies zu tun hatte, auch von außen öffnen ließ – oder falls die Sicherheitsleute der Stadt hereinkommen und eine Säuberungsaktion bei einem neuen Zombie vornehmen mussten.
    Irgendwie hatten Benny und Chong sich eingebildet, Schlosser müssten solche Fälle zu Gesicht bekommen. Doch der Alte meinte, er habe im Zusammenhang mit seiner Arbeit noch keinen einzigen lebenden Toten gesehen. Langweilig.
    Zu allem Übel bezahlte der Deutsche sie lausig und meinte, es dauere drei Jahre, das eigentliche Handwerk zu erlernen. Das hätte bedeutet, dass Benny sechs Monate lang nicht einmal einen Schraubenzieher in die Finger bekam und ein Jahr lang nichts anderes tun würde, als Sachen durch die Gegend zu schleppen. Vergiss es.
    Â»Ich dachte, du wolltest gar nicht wirklich arbeiten«, sagte Chong, während sie sich auf den Heimweg machten. Sie hatten nicht vor, den Deutschen am nächsten Morgen wieder aufzusuchen.
    Â»Will ich auch nicht. Aber ich will mich auch nicht zu Tode langweilen!«
    Als Nächstes stand eine Stelle als Zaunprüfer auf ihrer Liste. Das war schon ein wenig interessanter, weil sich auf der anderen Seite des Zauns, der die Stadt Mountainside von den endlosen Weiten des Leichenlands trennte, wirklich Zombies befanden. Die meisten von ihnen waren weit entfernt, standen auf den Feldern herum oder irrten ungelenk auf alles zu, was sich bewegte. Weit draußen auf dem Feld waren Reihen von Pfosten mit leuchtenden Wimpeln errichtet worden und bei jeder Brise zog das Flattern der bunten Fähnchen die Zombies an und lenkte sie fortwährend vom Zaun ab. Sobald sich der Wind legte, steuerten die Wesen jedoch in Richtung der Bewegungen auf der anderen Seite des Zauns.
    Benny wollte unbedingt nahe an einen Zombie herankommen; bisher hatten immer mindestens 100 Meter zwischen ihm und einem aktiven Zombie gelegen. Die älteren Jugendlichen behaupteten, man könne in den Augen eines Zombies erkennen, wie man selbst als einer der lebenden Toten aussehen würde. Das hörte sich zwar ziemlich cool an, aber während der ganzen Schicht wich ihm ein Kerl mit einer Schrotflinte nicht von der Seite, und das machte Benny vollkommen wahnsinnig. Er verbrachte mehr Zeit damit, über seine Schulter zu schauen, als zu versuchen, in den Augen der Toten etwas von Bedeutung zu finden.
    Der Schrotflinten-Typ ritt auf einem Pferd. Dagegen mussten Benny und Chong am Zaun entlanggehen und alle zwei, drei Meter stehen bleiben und am Maschendraht rütteln, um sich zu vergewissern, dass dieser nicht gebrochen war oder rostige Schwachstellen besaß. Während der ersten Meile war das ja noch okay, aber danach lockte das Geräusch die Zombies an, und ab der Hälfte der dritten Meile musste Benny schon ziemlich schnellzupacken, rütteln und wieder loslassen, um nicht gebissen zu werden. Klar wollte er einen näheren Blick auf die Zombies werfen, dabei aber auch nicht gerade einen Finger verlieren. Und falls er gebissen wurde, würde ihn der Kerl mit der Schrotflinte noch an Ort und Stelle erschießen. Je nach Tiefe konnte ein Zombiebiss einen gesunden Menschen innerhalb weniger Stunden oder sogar Minuten in einen lebenden Toten verwandeln – und bei der Einweisung in den Job hatte es geheißen, bei Infektionen werde ein Null-Toleranz-Kurs verfolgt.
    Â»Wenn die Bewaffneten hier auch nur meinen, dass ihr gezwickt worden seid, schießen sie euch über den Haufen. Punkt, aus«, hatte der Ausbilder gesagt. »Also passt auf!«
    Am späten Vormittag bekam Benny seine erste Gelegenheit, die Theorie zu überprüfen, nach der man in den Augen eines lebenden Toten sein zombiefiziertes Spiegelbild sehen konnte. Der Zombie war ein untersetzter Mann in einer zerlumpten ehemaligen Briefträgeruniform. Benny stand so dicht auf der sicheren Seite des Zauns, wie er es wagte, und der Zombie kam schwerfällig auf ihn zu, mit mahlenden Kiefermuskeln, als würde er kauen. Sein Gesicht war blass wie schmutziger Schnee. Nach Bennys Eindruck musste der Zombie Hispano gewesen sein. Oder er war es immer noch – wie das bei den lebenden Toten genau funktionierte, wusste er nicht. Die meisten Zombies behielten ihre ursprüngliche Hautfarbe so weit bei, dass Benny die einen von den
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