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Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition)
Autoren: Rob Zombie
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Schreien des Neugeborenen, als würde das Chaos selbst den Taktstock schwingen.
    Morgan hielt den Säugling dichter ans Feuer, und die Flammen streckten sich und leckten an seinem Körper, berührten ihn bloß einen Wimpernschlag lang, doch sie hinterließen jedes Mal ein glühendes Zeichen, nicht unähnlich denen auf der Haut der Hexen.
    Bald war das Baby durch die Zeichen von Kopf bis Fuß mit Blasen und Verfärbungen bedeckt, und die Schreie und die Musik hatten ihren Höhepunkt erreicht. Das Feuer schrumpfte zusammen und schien sich zu sammeln, und plötzlich stieg beißender roter Rauch von den Kohlen auf. Die Gestalt, die durch die Flammen gehuscht war, verdichtete sich zu einer schrecklichen Kreatur, einer dämonischen Präsenz. Ihr Körper aus Flammen veränderte sich, wurde zu etwas, das aus rötlichen Rauchkringeln bestand, und mit einem Mal verhärtete sich die Gestalt zu ledrigem rotem Fleisch. Das Gesicht war schief, der Unterkiefer, aus dem es sabberte, hing herab. Das Wesen trug Hörner, von denen eines sich nach hinten gebogen und die eigene Stirn durchbohrt hatte, und eines seiner glutroten Augen war viel größer als das andere.
    Es knurrte, Blut rann aus seinem Mund, und dann streckte es schnell die Arme aus und packte den Säugling. Morgan ließ ihn los, und die Kreatur zog ihn in die Flammen.
    Das Kind fing sofort Feuer, doch es schrie weiter. Die Kreatur spielte damit, ließ es an einem Fuß herabbaumeln und beobachtete es mit dem kleineren Auge voller Neugierde und Verlangen. Plötzlich ließ sie das Kind durch die Luft schnellen wie eine Peitsche. Das Genick das Neugeborenen brach, und mit einem Mal war es still. Die Kreatur schlug seinen Kopf hart auf den Boden, und als sie es hochhob, hing der brennende Schädel schlaff und breiig herab, und Blut tropfte heraus. Die Kreatur betrachtete es nun mit dem größeren Auge und grinste schrecklich. Mit den schmutzigen roten Nägeln der freien Hand begann sie, die Haut des Kinds abzukratzen.
    Um das Feuer wiegte sich, nun in tiefer Trance, der Hexenzirkel. Einige murmelten und plapperten vor sich hin, andere hoben die Arme über den Kopf und flatterten mit den Händen wie Vögel mit gebrochenen Schwingen, wieder anderen trat Schaum aus dem Mund, während ihre Augen weit nach oben gerollt waren. Eine nach der anderen begann zu sabbern, lange Speichelfäden flossen aus ihren Mündern, als bekämen sie einen Anfall. Dann verfärbte sich der Speichel dunkel, wurde zu einer klebrigen schwarzen Substanz, die in dicken Schnüren von ihren Kinnen herabhing und auf das nackte Fleisch tropfte.

3
    R ichter Samuel Mather schritt zügig den gefurchten Fahrweg entlang auf den Ort zu. Seine dürren Gliedmaßen bewegten sich ruckartig, und er schwang den Gehstock gestikulierend durch die Luft, statt ihn zum Laufen zu benutzen. Es war schließlich doch geschehen. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, ein Gefühl, dass Böses vor sich ging, aber es war ihm bisher nie gelungen, die Frauen dabei zu ertappen, wie sie sich Satan verschrieben. Doch all die Nächte des Wartens, in denen er bis Mitternacht oder länger vor Morgans Hütte in seinem Versteck im Wald gehockt hatte, zitternd in seinem schwarzen Umhang, die dünnen Hände gegen die Kälte zusammengepresst, hatten sich endlich ausgezahlt. Oder würden sich auszahlen, wenn es ihm gelang, die anderen rechtzeitig zu versammeln.
    Er hatte beobachtet, wie die Frauen eingetreten waren, eine nach der anderen, in Roben oder andere seltsame Kleidung wie Felle und Lumpen gewandet. Und dann hatte er gewartet, bis der Rauch aus dem merkwürdigerweise in der Mitte der Hütte – statt an der Wand, wie es sich gehörte – platzierten Kamin aufstieg. Selbst dann hatte er noch gewartet, weil er nicht glauben wollte, dass das, was er und Hawthorne befürchtet hatten, sich bewahrheitete. Aber als der Rauch aus dem Kamin sich rötlich verfärbt hatte, wusste er, dass man es nicht länger leugnen konnte.
    Er erreichte die Brücke, die hinüber nach Salem führte. Aus dem Wasser aufsteigender Nebel verschleierte die Brücke und erweckte den Eindruck, sie würde sich auf halber Strecke über dem Wasser auflösen. Er zögerte einen Moment, und als er sie schließlich betrat, hallten seine Schritte von den Planken wider. Die Brücke schälte sich langsam vor ihm aus dem Dunst, wurde fester, wurde wirklicher. Doch mit einem Blick zurück stellte er fest, dass sie hinter ihm zu verschwinden begann. Er beschleunigte seinen Schritt und seufzte
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