Lords of Salem: Roman (German Edition)
Taschen seiner Jeans zur Treppe. Als er den richtigen Knopf gefunden hatte und gerade klingeln wollte, bemerkte er, dass die Haustür offen stand. Da es draußen kalt war, ging er hinein.
Megan stand hinter Lacys Wohnungstür und drückte ihr Auge an den Spion. Sie blickte einen Moment hinaus, dann trat sie zurück.
» Anscheinend bekommt unsere kleine Heidi schon wieder Herrenbesuch«, sagte sie.
Auf der anderen Seite des Zimmers saß Lacy in einem Schaukelstuhl und wippte träge vor und zurück.
» Wie schön«, sagte sie.
Sie hatte ihre Füße auf Francis’ Brust gelegt. Jedes Mal, wenn der Stuhl nach vorne schaukelte, verursachten sie auf dem blutgetränkten Hemd ein schmatzendes Geräusch. Francis’ lebloses Gesicht hatte begonnen, sich zu verändern; die Knochen zeichneten sich schärfer ab, und die Haut spannte sich, während das restliche Blut sich in tieferen Körperregionen sammelte und die Leichenstarre einsetzte. Um ihn herum lagen herausgerissene und zerfetzte Seiten aus Das Ende der amerikanischen Hexen , auf die mit Francis’ Blut seltsame Zeichen gemalt worden waren. Über seinem Kopf und unter seinen Füßen stand eine Kerze, und Seiten aus dem Buch waren ihm in den Mund gestopft worden.
Auf seiner anderen Seite saß Sonny mit einer Tasse Tee in einem Sessel. Sie nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.
» Was ist das für ein Tee?«, fragte sie.
» Zitronenverbene«, sagte Lacy. » Gut gegen Stress. Sehr entspannend.«
Sonny blickte in ihre Tasse. » Schmeckt mir nicht besonders«, sagte sie.
Lacy nickte. » Du bist Stärkeres gewohnt«, sagte sie.
» Was machen wir mit Romeo?«, fragte Megan von der Tür.
Lacy winkte ab. » Kein Grund zur Sorge«, sagte sie. » Ich bin sicher, dass Heidi mit ihm fertig wird. Und wir wollen uns doch nicht anmaßen, uns einer jungen Liebe in den Weg zu stellen, oder?«
Whitey klopfte an Heidis Wohnungstür, aber niemand öffnete. Er drückte das Ohr an die Tür, konnte jedoch nichts hören. Kein Wunder, denn die Musik, die vom anderen Ende des Flurs kam, übertönte ohnehin alle Geräusche.
Er drehte sich um und sah, dass Heidi dort in der offenen Tür stand. Sie sah nicht gerade aus, als ginge es ihr gut. Sie war blass wie ein Geist und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er hatte gehört, dass der Gruftistil angesagt war, aber das hier war lächerlich. Und Heidi war außerdem nicht der Typ dafür.
» Hey, was ist los?«, fragte Whitey. » Geht’s dir gut? Wessen Wohnung ist das überhaupt?«
Heidi antwortete nicht. Sie sah ihn einen Augenblick lang an, dann trat sie zurück und verschwand in der Dunkelheit der Wohnung.
Was soll der Scheiß? , fragte er sich.
Während er langsam über den Flur auf die Wohnung zuging, wurde die Musik immer lauter.
Er blieb im Türrahmen stehen. Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Dann sah er Heidi mit dünner und willkürlich zusammengewürfelter Kleidung durch den Raum tanzen, als wäre sie auf irgendeinem Psychotrip und würde ihrem eigenen Rhythmus folgen. Scheiße, sie war definitiv high. Herman würde ausflippen. Er musste sie hier rausholen und dafür sorgen, dass sie sich anzog und nüchtern wurde, und zwar schnell.
» Hey«, sagte er. » Wir müssen los. Herman kriegt das Kotzen, wenn wir zu spät kommen.«
Aber Heidi antwortete nicht. Sie schien ihn gar nicht gehört zu haben. Sie tanzte einfach weiter, mit halb geschlossenen Augen und herabhängendem Kopf.
» Komm schon, Mädel«, sagte Whitey. » Im Ernst, wir müssen los.«
Sie gab immer noch keine Antwort. Was sollte er tun? Sie rauszerren und zwingen, sich fertig zu machen? Nicht seine Art. Einfach drauf scheißen und sie allein lassen? Auch nicht seine Art. Vielleicht versuchen, sie zur Vernunft zu bringen? Er trat ins Zimmer und ging auf sie zu. » Heidi«, sagte er, » ich glaube wirklich …«
Die Tür schlug hinter ihm mit einem markerschütternden Knall zu, und es wurde viel dunkler im Raum. Plötzlich war es still. Verwirrt wirbelte er herum und suchte die Tür. Er tastete sich an der Wand entlang, fand den Türrahmen und schließlich den Knauf. Er versuchte, ihn zu drehen, doch es ging nicht. Die Tür war abgeschlossen. Er tastete nach einem Knopf oder irgendeinem Riegel, konnte jedoch nichts finden. Noch einmal rüttelte er vergeblich an dem Knauf.
» Verdammt, die Tür klemmt.« Er drehte sich dorthin, wo er Heidi vermutete. » Ich kriege sie nicht auf.«
Er konnte sie noch sehen,
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