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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Doktors ist überhaupt nichts klar. Weit gefehlt, sagte der Gefreite, als er auf die Scheibe zielte und den Feldwebel traf. Aber ich sehe unsern Ober verlegen um uns streichen, während seine Kollegen Stühle aufstapeln und die Salzstreuer einsammeln. Wollen Sie nicht mitkommen und die Geschichte bei mir zu Hause fertig erzählen? Ich kann Ihnen ein anständiges Gläschen Portwein anbieten. Sie kommen? Gut. Ober, rufen Sie uns bitte ein Taxi … zum Piccadilly 110 A.«

2
Spitzbübische Munkelei
    Ha! mir juckt der Daumen schon, Sicher naht ein Sündensohn.
    MACBETH
    Die Aprilnacht war klar und kühl, und auf dem Kaminrost knisterte wie zur Begrüßung ein munteres Holzfeuer. Die Bücherregale an den Wänden waren gefüllt mit wertvollen alten Bänden, deren Lederrücken weich im Licht der Lampe schimmerten. Im Zimmer standen ein geöffneter Flügel, ein großes, dick mit Kissen ausgelegtes Polstersofa und zwei Sessel, die so richtig zum Hineinflegeln einluden. Der Portwein wurde von einem imposanten Diener hereingebracht und auf ein hübsches Chippendale-Tischchen gestellt. Aus den dunklen Ecken winkten fähnchengleich rote und gelbe Tulpen in großen Schalen.
    Der Doktor hatte seinen neuen Bekannten soeben als Ästheten mit literarischen Neigungen eingestuft, der Stoff für eine menschliche Tragödie suchte, als der Diener wieder eintrat.
    »Inspektor Sugg hat telephoniert, Mylord. Er hat diese Nachricht hier hinterlassen und läßt Sie bitten, Sie möchten die Güte haben und ihn anrufen, sobald Sie wieder da sind.«
    »So? – Na schön, geben Sie ihn mir. Das ist die WorpleshamSache, Charles. Sugg hat sie wie gewöhnlich verpfuscht. Der Bäcker hat ein Alibi – klar – war zu erwarten. Ja, danke … Hallo! Sind Sie’s, Inspektor? Na, was hab ich gesagt? – Ach, pfeifen Sie auf die Vorschrift. Jetzt passen Sie mal auf.
    Sie schnappen sich den Wildhüter und holen aus ihm heraus, was er in der Sandgrube gesehen hat … Nein, das weiß ich, aber ich glaube, wenn Sie ihn nachdrücklich genug fragen, wird er schon damit herausrücken. Nein, natürlich nicht – wenn Sie ihn fragen, ob er da war, sagt er nein. Sie müssen sagen, Sie wissen, daß er da war, und er soll erzählen, was er gesehen hat – und hören Sie, wenn er drumherumredet, sagen Sie, Sie lassen einen Trupp schicken und den Bach umleiten … Gut. Überhaupt nicht. Geben Sie mir Bescheid, wenn etwas dabei herauskommt.«
    Er legte den Hörer auf.
    »Entschuldigen Sie, Doktor. Kleine dienstliche Angelegenheit. Nun fahren Sie bitte mit Ihrer Geschichte fort. Die alte Dame war also tot, wie? Im Schlaf gestorben, nehme ich an. Auf die allerunschuldigste Weise dahingegangen. Alles tipp topp und in schönster Ordnung. Keine Kampfspuren, Wunden, Blut, keine offensichtlichen Symptome. Natürlich, was?«
    »Genau. Sie hatte um sechs Uhr etwas zu sich genommen – ein bißchen Suppe und Milchpudding. Um acht hatte die Schwester ihr eine Morphiumspritze gegeben und war dann gleich hinausgegangen, um ein paar Blumenvasen für die Nacht auf ein Tischchen im Flur zu stellen. Das Hausmädchen kam, um ein paar Dinge für den nächsten Tag zu besprechen, und während sie miteinander redeten, kam Miss … das heißt, die Nichte … die Treppe herauf und ging zu ihrer Tante ins Zimmer. Sie war ein paar Sekunden drin, da rief sie plötzlich: ›Schwester! Schwester!‹ Die Schwester stürzte hinein und fand die Patientin tot.
    Natürlich war mein erster Gedanke, sie hätte aus Versehen vielleicht die doppelte Morphiumdosis bekommen –«
    »Das hätte doch sicher nicht so schnell gewirkt.«
    »Nein – aber ich dachte, man habe vielleicht ein tiefes Koma irrtümlich für den Tod gehalten. Die Schwester versicherte mir aber, das sei bestimmt nicht der Fall, und die Möglichkeit konnte dann auch mit Sicherheit ausgeschlossen werden, nachdem wir die Morphiumampullen nachgezählt und festgestellt hatten, daß sie alle ordentlich abgerechnet waren. Es wies auch nichts darauf hin, daß die Patientin versucht hätte, sich zu bewegen oder sonstwie anzustrengen, oder daß sie irgendwo angestoßen wäre. Das Nachttischchen war etwas zur Seite gerückt, aber das hatte die Nichte getan, als sie ins Zimmer gekommen und über das leblose Aussehen der Tante so erschrocken war.«
    »Was war mit der Suppe und dem Milchpudding?«
    »Daran habe ich auch gedacht – nicht im bösen Sinne, nur daß sie vielleicht zuviel gegessen haben könnte – Magen gedehnt, Druck aufs Herz und so
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