Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Ersterer war bedrückt und unruhig.
    »Die ganze Geschichte war widerlich«, knurrte er. Sie hatten noch bis in die frühen Morgenstunden dagesessen und den Fall besprochen.
    »Interessant«, sagte Parker, »interessant. Ich schulde dir übrigens siebeneinhalb Shilling. Wir hätten die ForrestGeschichte eigentlich früher durchschauen müssen, aber aus welchem Grunde hätten wir das Alibi aus dem Munde der Findlater anzweifeln sollen? Diese falsch verstandenen Loyalitäten schaffen immer eine Menge Ärger.
    Ich glaube, wir sind vor allem dadurch irregeführt worden, daß alles so früh anfing. Es gab scheinbar keinen Grund dafür, aber wenn man an die Sache mit Trigg zurückdenkt, ist es sonnenklar. Sie hat mit diesem leeren Haus ein enormes Risiko auf sich genommen, und sie konnte nicht immer damit rechnen, ein leeres Haus zur Verfügung zu haben, in dem sie die Leute beseitigen konnte. Ich nehme an, die Doppelidentität hat sie sich zugelegt, um sich im Falle, daß Mary Whittaker je in Verdacht geraten sollte, in aller Ruhe zurückziehen und zur schwachen, sonst aber völlig unschuldigen Mrs. Forrest werden zu können. Ihr eigentlicher Fehler war, daß sie vergessen hat, Bertha Gotobed diese Fünfpfundnote wieder abzunehmen. Wenn die nicht gewesen wäre, hätten wir von einer Mrs. Forrest vielleicht nie etwas gehört. Es muß sie schwer erschüttert haben, als wir dort aufkreuzten. Danach war sie der Polizei in beiden Gestalten bekannt. Der Mord an der Findlater war ein verzweifelter Versuch, ihre Spuren zu verwischen – er mußte schiefgehen, weil alles viel zu kompliziert war.«
    »Schon. Aber der Mord an der Dawson war in seiner
    Schlichtheit und Eleganz einfach schön.«
    »Wenn sie dabei geblieben wäre und die Finger davon gelassen hätte, wir hätten ihr nie etwas nachweisen können. Diesen Mord können wir ihr auch jetzt noch nicht nachweisen, deshalb habe ich ihn gar nicht erst in die Anzeige aufgenommen. Ich glaube, einer habgierigeren und herzloseren Mörderin bin ich noch nie begegnet. Sie schien wirklich der Meinung zu sein, wer ihr im Wege sei, habe keine Existensberechtigung mehr.« »Habgierig und bösartig. Wenn man bedenkt, daß sie dann auch noch die ganze Geschichte dem armen Hallelujah in die Schuhe schieben wollte! Ich vermute, er hat die unverzeihliche Sünde begangen, sie um Geld zu bitten.«
    »Nun, das bekommt er jetzt, das ist die eine gute Seite der Geschichte. Die Grube, die sie Vetter Hallelujah gegraben hatte, ist für ihn zur Goldmine geworden. Der Zehntausendpfundscheck ist ausgezahlt worden. Dafür habe ich gleich als erstes gesorgt, bevor die Whittaker sich wieder daran erinnerte und versuchen konnte, ihn zu sperren. Wahrscheinlich hätte sie ihn sowieso nicht mehr sperren können, weil er ja schon am Samstag zuvor präsentiert worden war.«
    »Gehört das Geld eigentlich rechtlich ihr?«
    »Natürlich. Wir wissen zwar, daß sie durch ein Verbrechen darangekommen ist, aber dieses Verbrechen haben wir nie zur Anzeige gebracht, so daß es juristisch gesehen nie begangen wurde. Ich habe Vetter Hallelujah natürlich nichts davon gesagt, sonst hätte er es womöglich nicht angenommen. Er glaubt, es sei ihm in einem Anfall von Reue geschickt worden – der arme alte Knabe.«
    »Dann sind also Vetter Hallelujah und alle kleinen Hallelujahs jetzt reich. Wie schön. Wie steht’s mit dem restlichen Geld? Geht das nun doch noch an die Krone?«
    »Nein. Sofern sie nicht testamentarisch anders darüber verfügt, bekommt es der nächstverwandte Whittaker – ein Vetter ersten Grades, soviel ich weiß, mit Namen Allcock. Sehr anständiger Bursche. Das heißt«, fügte er, von plötzlichen Zweifeln geplagt, hinzu, »falls nach diesem verflixten neuen Erbrecht Vettern ersten Grades erbberechtigt sind.«
    »Oh, ich glaube nicht, daß Vettern ersten Grades etwas zu fürchten haben«, sagte Wimsey, »obwohl, sicher scheint ja heutzutage gar nichts mehr zu sein. Aber zum Kuckuck, einige Verwandte müssen doch noch eine Chance haben, was würde sonst aus dem geheiligten Familienleben? Jedenfalls ist das dann wohl das Erfreulichste an der ganzen scheußlichen Geschichte. Weißt du, als ich diesen Carr noch einmal besucht und ihm alles erzählt habe, hat er sich kein bißchen dafür interessiert, geschweige sich bedankt. Er habe die ganze Zeit so etwas vermutet, meint er, und wir würden doch hoffentlich die alte Geschichte nicht wieder aufwärmen, denn er sei inzwischen an das Geld gekommen, von dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher