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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
Autoren: Dorothy L. Sayers
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erreichte.
    Sie kamen – dank Wimseys forscher Fahrweise – um zwölf in London an und begaben sich sofort zu Scotland Yard, nachdem sie Bunter, der so schnell wie möglich nach Hause wollte, unterwegs abgesetzt hatten. Sie trafen Parkers Chef in ziemlich gereizter Stimmung an – wütend auf den Banner und böse auf Parker, weil er Pillington den Mund nicht hatte stopfen können.
    »Weiß der Himmel, wo sie als nächstes wieder auftaucht.
    Wahrscheinlich hatte sie sich schon früher eine Verkleidung beschafft und ihre Flucht vorbereitet.«
    »Sie dürfte schon weg sein«, sagte Wimsey. »Sie könnte mit Leichtigkeit schon am Montag oder Dienstag England verlassen haben, und wir wären kein bißchen klüger. Sobald dann die Luft rein gewesen wäre, hätte sie die Rückreise angetreten und ihr Vermögen an sich gebracht. Jetzt bleibt sie eben, wo sie ist. Basta.«
    »Es ist sehr zu befürchten, daß du recht hast«, stimmte Parker düster zu.
    »Was macht inzwischen Mrs. Forrest?«
    »Benimmt sich völlig normal. Sie wird natürlich pausenlos beschattet, aber in keiner Weise belästigt. Wir haben jetzt drei Mann draußen bei ihr – einen als Obsthändler, einen als guten Freund des Portiers, der ihm immerzu Renntips bringt, und einen, der sich im Hinterhof mit allerlei Arbeiten nützlich macht. Die drei melden, daß sie immer wieder mal kurz zum Einkaufen und dergleichen ausgeht, ihre Mahlzeiten aber meist zu Hause einnimmt. Die Leute, die sie unterwegs beschatten sollen, geben gut acht, ob sie mit Leuten spricht oder jemandem Geld zusteckt. Wir sind ziemlich sicher, daß die beiden noch keine Verbindung aufgenommen haben.«
    »Verzeihung, Sir.« Ein Beamter steckte den Kopf zur Tür herein. »Hier ist der Diener von Lord Peter Wimsey, Sir, mit einer wichtigen Nachricht.«
    Bunter trat ein, tadellos korrekt im Auftreten, aber mit einem Glitzern in den Augen. Er legte zwei Fotos auf den Tisch.
    »Verzeihung, Mylord, meine Herren, aber würden Sie so freundlich sein und einen Blick auf diese beiden Fotos werfen?«
    »Fingerabdrücke?« fragte der Chef.
    »Das eine ist unser amtliches Foto von den Fingerabdrücken auf dem Zehntausendpfundscheck«, erklärte Parker.
    »Das andere – wo haben Sie denn das her, Bunter? Die Fingerabdrücke sehen genau gleich aus, aber das Bild stammt nicht von uns.«
    »Sie kamen meinem geübten Auge auch sehr ähnlich vor, Sir. Deshalb hielt ich es für angezeigt, Sie davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Rufen Sie Dewsby«, sagte der Chef.
    Dewsby war der Leiter des Erkennungsdienstes. Er hatte nicht den leisesten Zweifel.
    »Die Abdrücke stammen zweifellos von ein und derselben Person«, sagte er.
    Jetzt ging Wimsey allmählich ein Licht auf.
    »Bunter – stammen diese Abdrücke hier von dem Glas?«
    »Jawohl, Mylord.«
    »Aber die sind doch von Mrs. Forrest!«
    »So hatte ich Sie auch verstanden, Mylord, und unter diesem Namen habe ich sie abgelegt.«
    »Das heißt also, wenn die Unterschrift auf diesem Scheck echt ist –«
    »– brauchen wir unser Vögelchen nicht weit zu suchen«, rief Parker ingrimmig. »Ein Doppelleben! Dieses Weibsstück hat uns ja ganz schön lange an der Nase herumgeführt. Aber jetzt haben wir sie, zumindest wegen des Mordes an der Findlater, vielleicht auch wegen der Gotobed-Geschichte.«
    »Aber ich denke, dafür hat sie ein Alibi?« sagte der Chef.
    »Hatte sie«, sagte Parker bitter, »aber ihre Zeugin war das Mädchen, das jetzt ermordet worden ist. Sieht ganz so aus, als ob es sich durchgerungen hätte, die Wahrheit zu sagen, und da hat man es eben beseitigt.«
    »Es scheint, als ob so einige Leute gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen wären«, sagte Wimsey.
    »Dich eingeschlossen. Die gelben Haare waren demnach eine Perücke.«
    »Wahrscheinlich. So richtig echt sind sie mir ja nie vorgekommen. Als ich an dem einen Abend da war, hatte sie so einen enggewickelten Turban auf – darunter hätte sie auch kahl sein können, wie es aussah.«
    »Hast du die Narbe an den Fingern ihrer rechten Hand nicht gesehen?«
    »Nein – aus dem ganz einfachen Grunde nicht, weil ihre Finger bis zu den Knöcheln mit Ringen vollgesteckt waren. Hinter dem abscheulichen Geschmack steckte also eine sehr vernünftige Überlegung. Ich nehme an, daß sie mich betäuben oder – falls das nicht geklappt hätte – mit Liebkosungen in Schlaf wiegen wollte, um mir dann mit Hilfe einer Nadel das Lebenslicht auszublasen. Furchtbar peinliche Geschichte. Liebesbedürftiger
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