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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie hätte warnen müssen. Ihr Atem ging schneller.
    »Wer war der Mann?«
    »Der Mann?« Plötzlich lachte Mary Whittaker. »Ein Mann namens Templeton – kein Freund von mir. Wirklich komisch, daß Sie ihn für einen Freund von mir gehalten haben. Umgebracht hätte ich ihn, wenn ich gekonnt hätte.«
    »Aber wo ist er? Was machen Sie? Wissen Sie nicht, daß alle Welt nach Ihnen sucht? Warum gehen Sie nicht …?«
    »Darum!«
    Mary Whittaker warf ihr die Zehnuhrausgabe des Evening Banner zu, die auf dem Sofa gelegen hatte. Miss Climpson las die knalligen Schlagzeilen:
    ÜBERRASCHENDE WENDE
IM MORDFALL CROW’S BEACH
WUNDEN AN DER LEICHE
NACHTRÄGLICH VORGETÄUSCHT
GEFÄLSCHTE SPUREN
    Miss Climpson schnappte erschrocken nach Luft, dann beugte sie sich über den kleiner gedruckten Text. »Na so etwas!« rief sie, indem sie schnell nach oben blickte.
    Nicht schnell genug. Die schwere Messinglampe verfehlte zwar um Haaresbreite ihren Kopf, traf sie aber dafür schmerzhaft an der Schulter. Mit einem lauten Schrei sprang sie auf, gerade als Mary Whittakers kräftige weiße Hände sich um ihren Hals legten.

23
Und traf ihn – so!
    Nicht so tief wie ein Brunnen, noch so weit wie eine Kirchtüre; aber es reicht eben hin!
    ROMEO UND JULIA
    Lord Peter verpaßte beide Mitteilungen Miss Climpsons. Er war so in die polizeilichen Ermittlungen eingespannt, daß er gar nicht auf die Idee kam, noch einmal nach Leahampton zu fahren. Bunter war am Samstag abend zuverlässig mit »Mrs. Merdle« eingetroffen. Ein riesiges Polizeiaufgebot machte die Dünen sowie die Gegend um Southampton und Portsmouth unsicher, um weiter den Eindruck aufrechtzuerhalten, die Polizei vermute die »Bande« in dieser Umgebung. Dabei lag Parker nichts ferner als das. »Wenn sie glaubt, sie sei sicher«, sagte er, »kommt sie zurück. Wir spielen das alte Katz-und-Maus-Spiel, mein Bester.« Wimsey war unruhig. Er wünschte, die Analyse der Leiche sei endlich abgeschlossen, und scheute den Gedanken an die langen Tage, die er zu warten haben würde. Vom Ergebnis der Analyse erwartete er sowieso nicht viel.
    »Es ist ja alles schön und gut, dazusitzen mit deinen verkleideten Polizeibütteln vor Mrs. Forrests Wohnung«, sagte er ärgerlich, als sie am Montag morgen beim Frühstück mit Speck und Ei saßen, »aber dir ist doch klar, daß wir noch immer keinen Beweis für Mord haben, nicht in einem einzigen Fall.«
    »Ganz recht«, antwortete Parker gelassen.
    »Ja, macht dich denn das nicht verrückt?« fragte Wimsey. »Kaum«, erwiderte Parker. »Dazu kommt so etwas viel zu oft
    vor. Wenn ich jedesmal auf die Palme gehen wollte, nur weil ein paar Beweise auf sich warten lassen, käme ich von da oben überhaupt nicht mehr herunter. Wozu die Aufregung? Vielleicht ist es das perfekte Verbrechen, von dem du so gern redest – das Verbrechen, das keine Spuren hinterläßt. Du solltest dich darüber freuen.«
    »Menschenskind noch einmal! O Niedertracht, wo ist dein Charme, den Weise schauten in deinem Gesicht? Im Alten Ganoven verlöscht das Licht, und den Zecher dürstet, daß Gott erbarm. Wimseys Gebrauchslyrik, bearbeitet von Thingummy. Ich bin mir in der Tat nicht so sicher, ob Miss Dawsons Tod nicht das perfekte Verbrechen war – wenn diese Whittaker dann nur Schluß gemacht und nicht versucht hätte, ihn zu vertuschen. Wie du siehst, werden die Morde immer gewalttätiger, komplizierter und unwahrscheinlicher im Aussehen. Schon wieder das Telefon. Wenn die Post dieses Jahr auf dem Fernsprechsektor keinen dicken Gewinn macht, kann man dir nicht die Schuld geben.«
    »Die Mütze und die Schuhe«, sagte Parker sanft. »Man hat ihre Herkunft ermittelt. Sie wurden in einem Bekleidungshaus in Stepney bestellt und sollten an Reverend H. Dawson, Peveril-Hotel, Bloomsbury, geschickt werden, wo sie zur Abholung bereitliegen sollten.«
    »Wieder das Peveril.«
    »Ja. Ich erkenne die Handschrift von Mr. Triggs geheimnis voller Verführerin. Am nächsten Tag kam ein Bote mit einer Visitenkarte von Reverend Hallelujah Dawson und dem Vermerk: ›Paket bitte an Überbringer aushändigen.‹ Der Bote erklärte dazu, sein Auftraggeber habe nun doch nicht selbst in die Stadt kommen können. Seinen telefonischen Instruktionen gemäß hat der Bote das Paket dann einer Dame in Krankenschwesterntracht auf dem Bahnsteig von Charing Cross übergeben. Als er diese Dame beschreiben sollte, hat er nur gemeint, sie sei groß gewesen, mit blaugetönter Brille und der üblichen
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