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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach
Autoren: Peter Cocks
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meinte,
Treffp neu long reach
getippt zu haben.
    Es war völlig ins Blaue hinein, aber ich wusste, heute Abend würde alles, was von mir einging, genauer unter die Lupe genommen werden. Ich drückte auf »Senden« und hoffte auf ein Wunder.
    »Ist das dein Telefon, Paul?«, fragte Tommy. Die Übertragung meiner Nachricht hatte ein störendes Knacken über das Klassikradio gelegt. Paul wurschtelte sein Handy aus seiner Hosentasche. »Nein, ich bin’s nicht«, sagte er.
    Rasch fischte ich mein iPhone heraus und wedelte damit Tommy und Paul vor der Nase herum. »Ich auch nicht«, sagte ich und glücklicherweise ließ er das Thema fallen.
    Wir fuhren in den Gewerbepark und hielten vor der Spezialfarbenund -lacke GmbH.   Paul Dolan schloss die Kette am Gitterzaun auf und fuhr aufs Gelände. Auf einem Anhänger, gleich auf dem Vorplatz, lag ein Schlauchboot, fast fünf Meter lang, mit riesigem Außenbordmotor.
    »Fass mal mit an«, sagte Paul zu mir. Ich stieg aus und wir befestigten den Anhänger hinten am Volvo. »Alles klar da drinnen, Jason?«, fragte er. Jason grunzte irgendwas Gedämpftes zur Antwort. Wir kletterten wieder ins Auto und ruckelten den holprigen Weg hinab, den ich schon einmal gefahren war, immer weiter dem Fluss entgegen.
    Keinen Kilometer weiter hielten wir an, vor einem Holzsteg. Alle stiegen aus und Paul reichte mir die Schlüssel, damit ich Jason aus dem Kofferraum befreien konnte. Jason fluchte vor sich hin, schüttelte seine Gliedmaßen und stampfte auf, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu bekommen.
    »Zieh dein Ölzeug an«, befahl Tommy. Es war, als sagte er dem fünfjährigen Jason, er solle den Mantel anziehen und rausgehen zum Spielen. Jason gehorchte. Paul und ich machten das Schlauchboot hinten vom Wagen los und schwenkten den Anhänger an den Rand des Wassers. »Gut. Nicht rumtrödeln«, sagte Tommy. »Der Holländer legt bei Flut ab, also bleibt euch etwa eine halbe Stunde, um nach Denton Wharf zu den Docks runterzufahren und ihn zu finden. Die
MS Annette Danielsen
, ein Frachter aus Rotterdam. Die warten auf euch.«
    Tommy stand da in seinem langen, schwarzen Mantel und blickte auf den trägen, teergrauen Fluss hinaus wie eine Figur in einem Gemälde. Dann zeigte er zum ersten Mal seit Tagen wieder eine Gefühlsregung. Er umarmte seinenSohn, tätschelte ihm den Rücken und küsste ihn auf die Wange, während sich Paul umständlich in seine Segelkluft kämpfte.
    »Tut mir leid, Dad«, sagte Jason.
    »Wir sehen uns später«, sagte Tommy. »Wenn Gras über die Sache gewachsen ist.«
    Paul Dolan und Jason kletterten ins Schlauchboot und ich half, den Anhänger tiefer ins Wasser zu schieben, um das Boot vom Stapel zu lassen, sobald es tief genug war. Ich trug keine Gummistiefel. Meine Füße rutschten im schweren, schwarzen Schlick umher und in meine Schuhe suppte das eisig kalte Wasser. Die Nacht war sternenklar. Auf dem Fluss war niemand unterwegs, nur in der Ferne sah man das gleichmäßige rote und weiße Blinken der Autos, die einer Perlenkette gleich die Brücke bei Dartford überquerten. Paul drehte den Kraftstoffhahn am Außenbordmotor auf.
    Dann klingelte sein Telefon.

Fünfundsechzig
    Paul kämpfte mit dem Reißverschluss seiner Regenjacke, um an das Handy zu kommen, und zog es schließlich heraus. Er ging ran und sah ernst aus.
    »Dave Slaughter haben sie bei Biggin Hill hopsgenommen«, sagte er. »Da wimmelt’s nur so vor bewaffneten Bullen.« Tommy sah erst mich an, dann wieder das Boot. »Fahrt los«, sagte er. »Jetzt.«
    Paul zog am Anlasserkabel. Der Motor stotterte in der feuchten Luft und soff wieder ab. Er zog noch einmal, und dann noch einmal.
    »Mach schon!«, brüllte Tommy. Paul keuchte vor Anstrengung. Jason machte einen Schritt nach vorne, um sich auch dran zu versuchen, und brachte damit das Boot schwer ins Schwanken.
    Die Flut spülte das Boot zurück ans Ufer und in den Schlamm.
    »Hilf mir, los!«, schnauzte Tommy mich an. Mit tauben Fingern drückte ich mich gegen den nassen Rumpf und glitschte durch den Matsch.
    Eine Welle bekam das Boot zu fassen und wir stießen eszurück ins flache Wasser. Wieder riss Paul scharf am Kabel und endlich brüllte der Motor auf.
    »Los, los, los!«, schrie Tommy, fast bis zu den Knien im Flussschlick, und schob das Schlauchboot tiefer ins Wasser. Paul kurbelte den Gashebel auf und der Außenborder spie Rauch und schwefeliges grünes Wasser aus, bevor sie über den Fluss davonschlitterten.
    Tommy drehte sich um und sah
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