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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Autoren: Oliver Harris
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»Entschuldigen Sie, aber …« Er drehte sich wieder um. Sie sah jetzt etwas beunruhigt aus.
    »Ja?«
    »Kennen Sie Mr Devereux?«
    »Warum?«
    »Nun ja, ich mache mir etwas Sorgen. Ich habe ihn selbst schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen.«
    Belsey bedachte seine Möglichkeiten.
    »Wann zuletzt?«, fragte er.
    »Vor ein paar Tagen.«
    Belsey ging wieder ins Büro, machte die Tür zu und nahm sich einen Stuhl.
    »Ich bin ein alter Geschäftspartner«, sagte er. »Vielleicht hat er ja mal meinen Namen erwähnt. Jack Steel.« Er schüttelte ihr die Hand.
    »Tja … schon möglich.«
    »Und Sie sind …«
    »Sophie.«
    »Also Sophie, ich mache mir auch Sorgen, um ehrlich zu sein. Letzte Woche hat er mich angerufen, und er sagte … nun ja, er klang ziemlich aufgeregt. Er wollte sich verabschieden. Ich wusste nicht recht, was er damit meinte.«
    »Verabschieden?«
    »Lebewohl sagen. Wollte er heute im Büro sein?«
    »Er ist sonst jeden Tag im Büro. Schaut zumindest einmal rein. Ich weiß nicht …« Sie verstummte.
    »Und in den anderen Niederlassungen? In Paris und New York? Wissen die was?«
    »Nein.«
    Er stand auf, ging zu dem Mahagonischreibtisch und setzte sich wieder. Er zog den Papierkorb unter dem Tisch her vor, fischte die Verpackungsfolie einer Zigarre, eine leere Einkaufstüte und die Quittung aus einem Londoner Café heraus.
    »Also, wann genau haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte er.
    »Am Freitag.«
    Belsey öffnete die Schreibtischschubladen. Das Mädchen räusperte sich.
    »Ich weiß nicht, ob Sie …«
    »Keine Angst, ich weiß, was ich tue.«
    Die Schubladen waren voller Dokumente, die in ver schiedenfarbigen Schnellheftern abgelegt waren. Er breitete alles auf dem Tisch aus und suchte nach Bankunterlagen. Mit leicht entsetztem Gesichtsausdruck schaute das Mädchen ihm zu.
    »Was hat er für einen Eindruck auf Sie gemacht?«, fragte Belsey.
    »Am Freitag? Einen ziemlich unkonzentrierten.«
    Mangelnde Konzentration: Das war die Gefahr. Immer konzentriert bleiben. Der Papierkram gab nicht viel her.
    »Weshalb war er unkonzentriert, was glauben Sie?«
    »Er sagte irgendwas davon, dass er bis auf seine letzte Million runter wäre.« Belsey versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich glaube, das sollte ein Witz sein. Ich meine, keine Ahnung, ob das bloß ein Witz war. Ich hab damals nicht weiter drüber nachgedacht.«
    Er stand auf, zog die grünen Vorhänge an der Wand hinter ihm zur Seite und blickte auf eine kahle Backsteinmauer. Er zog die Vorhänge wieder zu.
    »Läuft das Geschäft gut?«, fragte er.
    »Soweit ich das beurteilen kann.«
    »Tja, sind harte Zeiten.«
    »Was ist los? Geht es ihm gut?«
    »Haben Sie Zugriff auf die Geschäftskonten?«, fragte Belsey.
    »Nein.«
    »Sind Sie in das operative Geschäft eingeweiht?«
    »Nein. Ich meine, Schecks reiche ich schon ein. Aber die großen Transaktionen wickelt Mr D, also Mr Devereux, persönlich ab.«
    »Mr D?«
    »Mr Devereux.«
    »Schlafen Sie mit ihm?«
    »Wie bitte?«
    »Ob Sie mit ihm schlafen? Haben Sie Sex?«
    »Nein.«
    Belsey öffnete die unterste Schreibtischschublade.
    »Das sind seine privaten Papiere«, sagte sie.
    »Wir müssen rausfinden, was hier vor sich geht.«
    In der Schublade war nur ein Tischkalender. Er blätterte ihn durch. Vielleicht entpuppte sich der Terminkalender eines Selbstmörders ja als etwas Besonderes. Viele Eintragungen im vergangenen Monat – Namen, Daten, ein paarmal waren drei oder vier Tage geblockt – »NY«, »Madrid«. Dann wurden die Einträge weniger, schließlich nur noch leere Seiten. Keine Pläne für den Sommer, keine fürs Frühjahr. Nur eine einzige einsame Notiz für den nächsten Tag: »Abendessen«.
    »Für morgen ist ein Abendessen eingetragen.«
    »Er trifft sich ständig mit irgendwelchen Leuten.«
    »Nach dem Kalender zu urteilen, tritt er im Moment ein bisschen kürzer.«
    »Was meinen Sie?«
    Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Belsey nutzte die Sekunden, als sie sich die Nase putzte, nahm schnell die leere Einkaufstüte aus dem Papierkorb und stopfte die Unterlagen hinein.
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte das Mädchen.
    »Die Stellung halten«, sagte Belsey. »So wie ich Alexei kenne, hält er sich irgendwo versteckt und wartet nur drauf, uns alle zu überraschen.«

8
    Belsey fuhr nach Hampstead ins Revier. Er legte die »Ciao«-Grußkarte in die Schublade, das neue Zippo-Feuerzeug und das Taschenmesser schaute er sich noch ein paar
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