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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Autoren: Oliver Harris
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wollte er sagen? Auf Wiedersehen. Bilde dir nicht zu viel darauf ein, dass du Polizist bist. Werde deinen eigenen Ansprüchen gerecht. Bleib in Bewegung.
    Den Mazda ließ er in Camden stehen und brach hinter den Märkten einen alten Citroën Kombi auf. Unter dem Beifahrersitz lag eine Baseballkappe. Er setzte sie auf, zog sie tief ins Gesicht und fuhr los. Kings Cross, dann auf der City Road und Commercial Road Richtung Osten zu den Docklands. An einer roten Ampel beugte er sich nach unten und lud die Pistole. Der Geruch von Metallpolitur und Kordit stieg ihm in die Nase. Er steckte die SIG wieder in die Tasche und fuhr weiter an den Bürotürmen der Canary Wharf entlang.
    Er klingelte bei Gilman, aber es rührte sich nichts. Zusammen mit einem anderen Bewohner schlüpfte er ins Gebäude. Gilmans Wohnungstür stand offen. Er zog seine Waffe.
    »Emmanuel?«
    Mit einer Pistole in der Hand hatte Stille eine andere Qualität. Sie war zerbrechlich. Eine Blutspur zog sich vom Wohnzimmer bis in den Flur.
    Gilman lag mit dem Gesicht nach oben, die AK auf seiner Brust, auf dem Wohnzimmerboden. Das Handy lag ein paar Zentimeter neben seiner rechten Hand. Der Körper war noch nicht ganz steif. Belsey zog Gilman die Socken aus und streifte sie sich über die Hände. Als er das Handy aufhob und seine Nachricht abspielte, vermied er es, den Kopf des Fondsmanagers anzuschauen.
    »Sie sind ein Glückspilz«, hörte er sich sagen. Er löschte die Nachricht und legte das Telefon wieder auf den Boden.
    Belsey spülte im Klo die Drogen hinunter und nahm das ganze Bargeld aus der Maximuscle-Dose. Fast ein Tausender, schätzte er. Er war schon wieder im Flur, als er sich noch mal umdrehte und einen Blick auf das trostlose Bild warf. Das Display des Handys leuchtete noch. Er ging zurück und hob es auf. Eine ungelöschte Nachricht befand sich noch auf dem Anrufbeantworter. Er spielte sie ab.
    »Sieht nicht gut aus, Emmanuel.« Ein Mann mit amerikanischem Ostküstenakzent. »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt. Er ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr in London gewesen. Im Hotel sagen sie, dass Devereux sechs Monate auf der Insel war. Er investiert im Moment in gar nichts und kennt kein Hong Kong Gaming Consortium. Jeder, der was anderes behauptet, kriegt es mit seinen Anwälten zu tun. Die sind vorgestern zu ihm rübergeflogen. Er sitzt im Rollstuhl, Emmanuel. Kümmert sich nur noch um seine Umweltstiftungen. Erhaltung der Meere, Korallenriffe, so was. Keine Ahnung, mit wem du da gesprochen hast …«
    Als er mit dem Aufzug nach unten fuhr, zählte Belsey das Geld. Neunhundertsechzig Pfund.
    Er fuhr in nördlicher Richtung durch den Osten Londons, durch Hackney zur Green Lanes und Hasan Duzgun. Im Gemeinschaftsraum des Vereinsheims starrten alte Männer auf einen Fernseher, der in einer Ecke unter der Decke hing. »London: Heckenschütze löst Panik aus«. Die Geschichte hatte Fahrt aufgenommen. Zwischen den Berichten wurde immer wieder eine Karte eingeblendet, auf der vier Kreuze die vier Tatorte markierten: Starbucks, St. Clements, Cavendish Square, Bishops Avenue.
    »Hier.« Belsey schob einem Mann mit Schürze einen Zwanziger unter die Hand. »Ist Hasan da?«
    Der Mann nickte zu dem Durchgang, der zum Hinterzimmer führte. Das gleiche Bild wie beim ersten Mal. Der fette Hasan saß hinter seinem Tisch. Der Pass lag vor ihm, der Führerschein lugte daraus hervor.
    »Ich hab’s ein bisschen eilig«, sagte Belsey. Er legte die siebenhundert auf den Tisch und nahm die Ausweispapiere. Britischer Pass, ein paar Monate zurückdatiert, nett von ihm. Er überprüfte den Führerschein und das Foto und bewegte unter der Lampe die Hologrammoberfläche hin und her. Gute Arbeit. Im Norden Chinas gab es ganze Städte, die auf die Produktion von Hologrammen für den Schwarzmarkt spezialisiert waren. Das würde er sich gern mal anschauen, dachte Belsey. Er konnte sich nicht erinnern, je so gute Fälschungen gesehen zu haben.
    »Gute Arbeit. Danke.« Er hatte sich schon wieder umgedreht, als Duzgun sagte:
    »Setzen Sie sich.«
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Ich hätte da noch was, was Sie interessieren könnte.«
    »Was?«
    »Arbeit.«
    »Arbeit?«
    »Wenn Sie Arbeit wollen«, sagte er. »Ich kann Ihnen einen guten Job besorgen. Mindestlohn.«
    »Im Augenblick suche ich keinen Job«, sagte Belsey. »Trotzdem danke.«
    »Guter Arbeitgeber.«
    »Danke«, sagte Belsey. »Vielleicht ein andermal.«
    Den Citroën ließ er hinter dem Smith Square
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