Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Kenntnis.
    Der Wind in der Höhe wehte kühl und kräftig. Schließlich dachte Ka, daß er besser daran täte, andere Vögel zu befragen, statt ohne Ziel hin und her zu fliegen. Er erblickte eine Krähe und begleitete sie, um mit ihr zu sprechen.
    »Hast du wohl einen fliegenden Teppich gesehen?« fragte er sie geradeheraus.
    »Natürlich, du Papagei! Er war ja nicht zu übersehen!« krähte sie zu seiner Überraschung. Er bemerkte aber trotzdem: »Ich bin kein Papagei, sondern ein Kakadu!« Man weiß ja, wie wichtig dieser Unterschied einmal für ihn war.
    »So, so!« sagte die Krähe. »Ein Ka-ka-was?«
    »... du! — Kakadu! — Und sag mal, saß auf dem Teppich ein Kamel?«
    »Das will ich meinen, du Papadu! Es saß darauf und schlotterte mit allen Gliedern und zitterte mit der Unterlippe!«
    Vor Freude, dem Kamel und dem Teppich auf der Spur zu sein, überhörte Ka die neuerliche Verunstaltung seiner Artbezeichnung. »Wo flogen sie hin?« fragte er eifrig.
    »Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf?« antwortete die Krähe. »Zum Sultanspalast natürlich. Du mußt es doch am besten wissen, denn du saßest ja selbst mit drauf!«
    »Ich? — Ach Unsinn! Wen kannst du da nur mit mir verwechselt haben? Wann hast du sie gesehen? Vor einer Stunde etwa?«
    »Du scheinst weder ein Kakagei noch ein Papadu zu sein!« antwortete die Krähe erbost. »Vor einer Stunde! Nein, so was! — Gestern natürlich, als ihr alle nach Hause kamt, du, der Sultan, Löwe und das Kamel. Übrigens stör mich jetzt nicht länger, meine Brut hat Hunger, ich muß sie füttern!«
    So war das also! Tief enttäuscht kehrte Ka in den Palast zurück. Krähen waren offenbar sehr törichte Vögel.

Messerscharfe Gedanken

    Der Sultan sog an der Wasserpfeife. Der Qualm nebelte ihn ein wie eine Regenwolke beim Teppichflug in großer Höhe. Der Pfeifenkopf glühte. Der Sultan sagte zu Löwe: »Ka hätte ruhig hierbleiben können. Denn erstens kann das Kamel gar nicht auf dem Teppich fliegen, selbst wenn es das wollte: Wie sollte es mit seinen Vorderhufen das Zeichen machen? Zweitens hat es den Haushofmeister ja ausdrücklich bestellen lassen, es ginge lange spazieren und wir sollten nicht warten. Höchst ungewöhnlich und ein wenig ungezogen, aber das nur nebenbei!«
    Gerade jetzt schoß Ka durch die Fensteröffnung und landete gezielt auf dem Kopf der Wasserpfeife. »Au, verflixt!« krähte er und schnellte wie hochgeschleudert wieder empor, denn er hatte sich die Krallen verbrannt.
    »Ich denke, du rauchst nicht vor dem Frühstück!« schimpfte er.
    »Ich bin so aufgeregt«, murmelte der Sultan. »Frühstücken mag ich schon gleich gar nicht! — Entschuldige bitte!«
    »Nicht so schlimm!« Ka war schnell wieder besänftigt.
    Während er mit dem Schnabel über seine Zehen strich, meinte er: »Etwas Gutes hat es aber doch gehabt: Beim Anblick deines glühenden Pfeifenkopfes ist mir nämlich eingefallen, was ich geträumt habe. Ich weiß nicht, ob ihr Onkel Guckaus und Vater Schluckauf kennt?«
    Löwe kannte sie, und der Sultan hatte von ihnen gehört, beide aber waren noch nie auf der Leuchtturminsel gewesen.
    »Da steht ein Leuchtturm, rot-weiß gestreift«, erklärte Ka, »und nachts strahlt der Scheinwerfer über das Meer. Der glühende Wasserpfeifenkopf sieht so ähnlich aus. Nun, und heute nacht habe ich geträumt, diese frechen Teufel der Weltmeere seien unterwegs zur Leuchtturminsel... Versteht ihr?«
    »Natürlich«, knurrte Löwe. »Warum ist mir das nur nicht gleich gestern eingefallen. Sie wollen Onkel Guckaus und Vater Schluckauf überfallen, den Scheinwerfer ausmachen...«
    »Und Zie!«
    »Und Zie ausmachen?«
    »Und Zie überfallen und schlachten!«
    Der Sultan schnellte so rasch von der Ottomane, daß ihm sein rechter Pantoffel vom Fuß sprang und über den glatten Marmorfußboden davonschlidderte. »Aufbruch!« rief er. Er hüpfte auf einem Bein hinter seinem Pantoffel her. »Aufbruch! Keine Zeit mehr versäumen! Auf zur Leuchtturminsel, alle Mann auf den Teppich!«
    Pustekuchen! Wenn das nur gegangen wäre! Als dem Sultan einfiel, daß der Teppich ja weg war, setzte er sich doch tatsächlich auf den allerwertesten Sultanspopo.
    Bums! machte es. Der Haushofmeister riß die Tür auf und schrie: »Hilfe! Ein Attentat! Der Sultan ist verwundet.«
    »Ach, Unsinn«, brummte der Sultan verlegen und verbat sich energisch jede Hilfe beim Aufstehen. »Wir müssen den Teppich wiederfinden! Aber wie und wo?«
    »Im Basar!« meinte Löwe. »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher