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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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kenne den Basar in- und auswendig. Als ich meine Pflichten als Polizeipräsident noch ausübte — früher, oh, da herrschte noch Ordnung im Basar...«
    »Löwe gut — alles gut!« plapperte Ka.
    Löwe senkte bescheiden das Haupt. Dann fuhr er fort: »Nun, also meine Meinung ist, daß der Dieb des Teppichs, der ja gar nicht zu wissen braucht, daß es sich um einen fliegenden Teppich handelt, diesen so schnell wie möglich im Basar weiterverkauft hat. Die meisten Diebe machen es so — und wahrscheinlich hat er es zuerst bei Mustafa oder Achmed versucht!«
    »Die Leibwache!« befahl der Sultan. »Auf zu Mustafa und Achmed!«
    »Löwe gut - alles gut!« rief Ka noch einmal, aber Löwe wehrte ab: »Keine Vorschußlorbeeren, bitte! Jedoch ein guter Rat: Wenn wir nach einem gestohlenen Teppich fragen, leugnen sie alle! Niemand hat ihn gesehen! Wir müssen so tun, als ob wir einen Teppich kaufen wollten, dann gehen die entlegensten Lager vor uns auf: Sesam öffne dich!«

Schlechte Auskünfte

    Der Sultan vertauschte die Hauspantoffeln mit den Ausgehpantoffeln und rief: »Wo ist denn nun wieder mein Turban? Ach, wie dumm, den habe ich ja schon auf dem Kopf!« Auf dem Kopf hatte er auch den Kakadu. Ka hockte vorn im Turban, wo das Tuch ineinander verschlungen war. Er sah aus wie ein kostbarer Kopfputz!
    Die Leibwache bahnte dem Sultan eine Gasse durch das Menschengewimmel. Freilich machten ihm alle Leute sowieso achtungsvoll Platz, zumal wenn sie Löwes Haupt mit der dicken Mähne erblickten. Von Mund zu Mund flog die Nachricht: »Der Sultan — Platz für den Sultan! Der Polizeipräsident!« Und so kam die Kunde lange vor ihnen bei Mustafa an.
    Mustafa wußte sozusagen sofort, was die Glocke geschlagen hatte. Er war ja nicht dumm! Und er hatte gleich so eine böse Ahnung gehabt, daß der Teppich kein Erbstück von Jussufs Großmutter war — womöglich hatte Jussuf gar keine Großmutter. Wie kann so ein armer Schlucker eine Großmutter mit so einem herrlichen Teppich haben? Zum Teufel mit allen Märchen von persischen Prinzen und Töchtern Harun al Raschids!
    Was tun? Bestimmt hatte Jussuf den Teppich beim Sultan gestohlen! Und bei ihm, Mustafa, hieß es jetzt: »Kopf ab!« Er begann gleichzeitig zu frieren und zu schwitzen, seine runden Backen wechselten die Farbe weiß-rotweiß-rot, so rasch wie eine Leuchtreklame.
    Als der Sultan durch die Tür trat, begleitet von seiner furchteinflößenden Wache, warf sich Mustafa in ganzer Leibesfülle zu Boden. Er verbarg sein Gesicht in den Armen und stammelte: »Ich bin unschuldig, o ich Unglücklicher! Ich bin so unschuldig wie die Sonne und der Mond, o Sultan, Erhabener! Ich schwöre es beim Barte des Propheten!«
    Ka dachte an Löwes Ratschlag und krähte deshalb aus dem Turbannest: »Wovon redet er, o Sultan? Du wolltest doch nur einen Teppich kaufen!«

    Der Sultan zwinkerte Löwe heimlich zu, was bedeutete: Aha! Wir haben dich schon, Bursche! Und zu Mustafa sagte er: »So ist es, ich erwäge, einen Teppich zu kaufen — vielleicht! — Möglicherweise! — Natürlich nur, wenn du einen hast, der mir gefällt!«
    »Kaufen!« jauchzte Mustafa, in dessen Ohren dieses Wort lieblicher als jedes andere klang. »Einen Teppich — ob ich einen Teppich habe, o Sultan, Ehrwürdigster! Seht euch nur um, hier stehen die schönsten der Welt. Heute
    morgen erst verkaufte ich einen Teppich an einen durchreisenden Fremden, ein Wunder aus Tausendundeiner Nacht, den Teppich der Großmutter des Paschas von... von... von...«
    »Wo hattest du diesen Teppich her?« unterbrach Löwe ihn barsch.
    »Oh, woher? Ja, woher hatte ich ihn denn? Es ist mir entfallen, verzeiht, es gehen so viele Teppiche durch meine Hände. Hier habe ich einen...«
    Genug! Löwe wollte genau wissen, wie ebenjener Teppich aussah. Mustafa begann zu stammeln, zu schwindeln, verhedderte sich in seinem eigenen Lügengespinst...
    ...und bald wußte der Sultan, daß sein fliegender Teppich gerade jetzt nach England unterwegs war.
    Er verschob die weitere Untersuchung des Falles und die Bestrafung Mustafas und Jussufs auf später und eilte in den Palast zurück, denn nun wurde guter Rat immer teurer.
    Vielleicht war wenigstens das Kamel heimgekehrt?

Auf in den Kampf

    Nun, wir wissen, in welch schlimmer Lage es sich befand! Wie sollte es da nach Hause kommen können — ja, würde es seine Freunde überhaupt jemals im Leben wiedersehen?
    Wahrscheinlich hätte sich der Sultan auf die Suche nach ihm begeben, aber
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