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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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„nimm es nicht vom Speiseplan, nur weil neuerdings alle verweichlicht sind und der Ali Baba die Weltherrschaft anstrebt!“
    Die Augen von dem Schweinderl da drinnen in der Auslage sind wirklich einmalig, denkt sich der Biermösel. Sie schauen ihn verständnisvoll an und trösten ihn über die Schmerzen hinweg, die er fortwährend erleidet, sie zwinkern ihm zu und sagen: „Nimm mich!“
    Eine unsanfte Schaufel Schnee aber, die man über ihm ausleert, reißt ihn wieder aus seinen Träumen.
    „Bist deppert?“, schreit er in das undurchdringliche Schneetreiben hinein.
    Weil er Bruchpilot mittlerweile im Hinfallen aber so geübt ist wie der Vietnamveteran im Dschungelkrieg, kann er sich noch einmal ohne fremde Hilfe aufrappeln. Er schüttelt sich den Schnee von den Wollstutzen und vom Wetterfleck, schnappt seine Fips, schaut noch einmal das Schwein im Schaufenster an, verabschiedet sich mit Wehmut und Knurren im Magen, und gemma gemma, Biermösel aber leider keine Aerodynamik mehr, seit ihn die schweren Gedanken und der depperte Windschutz daran hindern!
    Mit seinen eingefrorenen Bergschuhen als Stützkufen kann er dann den kompletten Kontrollverlust über sich und die Fips auf den nächsten paar Metern zwar verhindern, aber unruhig geht es dahin, sehr sehr unruhig, unruhiger noch als auf einem Fischkutter in der allzu unruhigen Nordsee. Kaum dass der Biermösel dann auf seiner ganz persönlichen Via Dolorosa zwanzig Meter zurück gelegt hat, hat es ihn trotz rot-weißrotem Windschutz von der depperten Bundesregierung schon wieder von oben bis unten angezuckert wie den Faschingskrapfen vom Meisterbäcker, und noch bevor er die Kirche erreicht, ist er zugeschneit wie ein Vogelhaus, obwohl das Ministerium genau das hat verhindern wollen.
    Der Biermösel nähert sich im Schritttempo der Punschhütte vor der Kirche. Die Punschhütte versammelt die gesamten Sire-Irisch-Moos-Trotteln und Haartaft-Trampeln um sich herum. Sie ist das neuzeitliche vorweihnachtliche Gotteshaus von den ganzen parfümierten Versicherungsmaklern und blondierten Pelzträgerinnen, der Biermösel denkt sich jedes Mal, wenn er an der Punschhütte vorbei fährt: Wie oft hab ich schon darauf hingewiesen, dass sich das mit den Punschhütten einerseits und Weihnachten andererseits einfach hinten und vorne nicht ausgeht!
    Kaum brennt am Adventkranz nämlich die erste Kerze, leuchtet sie auch schon das unausweichliche Familiendrama aus, und spätestens nach dem zweiten brennenden Kerzerl auf dem Adventkranz ist der ganze abfahrende Zug in Richtung Blutbad am Heiligen Abend nicht mehr zu stoppen. Der rauschige Vati, wenn er heimkommt; die ausgerutschte Hand, wenn er dann durchdreht; die weinenden Kinderaugen, wenn die Watsche wieder so wehtut – das alles folgt unweigerlich auf den Besuch bei der Punschhütte wie der Unfalltod auf den Geschwindigkeitsrausch.
    Wie sich der Biermösel jetzt möglichst unauffällig und unerkannt an der Punschhütte vorbeimanövrieren will, und wie er dabei die ganzen Besoffenen dort vor und zurück wanken sieht wie die Birken im Frühlingssturm, da denkt er weiters: Nach dem Rausch ist vor dem Rausch! Also gilt auch: Nach Weihnachten ist vor Weihnachten! Das vorweihnachtliche Besäufnis hört ja heutzutage das ganze Jahr über nicht mehr auf. Bei einer russischen Zuhälter-Hochzeit kann es nicht grauslicher zugehen als jedes Jahr zu Weihnachten an den Punschhütten im Ausseerland! Wenn heute zwei Japaner aus Sapporo in Österreich einen Haufen Depperte aus Österreich anschauen wollten, denkt sich der Biermösel oft, weil das Land ja gerade auch diesbezüglich sehr viel zu bieten hat, dann täten sie nicht mehr extra in die Nervenheilanstalt nach Linz hinauf fahren müssen. Da täte es genügen, wenn er sie an der Hand nimmt und mit ihnen einen kurzen Abstecher zur Punschhütte am Hauptplatz macht, dann hätten sie Depperte genug gesehen, aber wirklich mehr als genug!
    Die Punschhütte, denkt sich der Biermösel, macht die Leute gleicher als jede kommunistische Gesetzgebung, aber unwürdiger und geistesgestörter macht sie die Leute leider auch. Also lebt er in unversöhnlicher Feindschaft zur Punschhütte und will jeden Abend nur unbeschadet an ihr vorbeifahren, aber – Hoppala! – schon rutscht ihm das Vorderrad seitlich weg, weil er sich gar so über die Punschhütte und die ganzen Depperten davor ärgern muss, und der Biermösel fällt zum zweiten Mal unter die Fips.
    Es haut ihn so gewaltig auf den Schädel, dass er
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