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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut
Autoren: Jude Deveraux
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Vorsätze scheitern an feingesponnenen Plänen . . .
    Er war als Gewinner aus dem Harriman-Derby hervorgegangen, war in prächtiger Siegerlaune und fühlte sich nicht im geringsten wie ein Professor der Nationalökonomie. Er war einfach nur ein glücklicher, gesunder und tatendurstiger junger Mann mit einer silbernen Trophäe im Arm, umgeben von Leuten, die ihn bejubelten. Und da hatte etwas abseits von der Menge Blythe Woodley im weißen Kleid gestanden; und ihre hübschen roten Haare waren ihr über den Rücken hinuntergeflossen, während sich eine kecke grüne Hutfeder um ihren Kopf herumschlängelte. Er hatte nicht nachgedacht. Er hatte einfach seinen freien Arm ausgestreckt, und sie war zu ihm gekommen und hatte ihren reizvollen Körper so vertraulich an den seinen geschmiegt, daß sie wie eine zweite Trophäe war, die er im anderen Arm hielt.
    Im Hotel, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, war er eine Sekunde lang wieder zur Vernunft gekommen und hatte ihr gesagt, daß sie besser wieder gehen sollte. Aber da hatte sie langsam ihren Rock bis über die Knie hinaufgehoben und ihre schwarzen Seidenstrümpfe enthüllt. Er konnte fast allem widerstehen; aber schwarze Seidenstrümpfe an langen, schlanken Beinen gehörten nicht dazu. Er fürchtete, er könnte sogar sein Land verraten, wenn eine Frau ihn ausfragte und dabei ein hübsches Bein enthüllte.
    Sie hatten das Wochenende zusammen verbracht - zwei wunderschöne, aufregende Tage mit Champagnerbädern und einer wilden Spazierfahrt am Morgen quer über die Wüste Arizonas in seinem frisch gereinigten Rennflitzer mit anschließendem Picknick und einem Liebesspiel unter einem Suguaro-Kaktus. Am Montag hatte er sie zum Abschied noch einmal geküßt und war nach Hause zurückgekehrt -und sie, wie er annahm, zu ihrem Verlobten.
    Doch nun, einen Monat später, stand sie auf seiner Schwelle mit einem Buch voller Tapetenmuster unter dem Arm; und er wußte, daß Tapeten- oder Stoffmuster Heirat bedeuteten.
    Er blickte sehnsüchtig zu seiner Whiskykaraffe hin; aber da klopfte es an der Haustür, und er wußte, daß dafür keine Zeit mehr blieb.
    Mrs. Soames fand ihn später im Dunkeln sitzend. Er nippte wieder an seinem Glas, und zu ihrem Verdruß bemerkte sie, daß die Whiskykaraffe inzwischen halb leer geworden war. Sie schaltete eine Tischlampe ein, doch er rührte sich nicht, wenn man blinzelnde Augenlider nicht als eine Bewegung betrachtet. Überall im Raum verstreut lagen Fetzen von Tapeten, als habe jemand im Zorn das Musterbuch zerrissen und dann die Schnipsel auf den Boden geworfen - was wahrscheinlich auch der Fall gewesen war, dachte sie und verzog grimmig das Gesicht.
    Sie wollte ihn nicht dort sitzen und sich selbst bemitleiden lassen. »Sie verdienen es, das wissen Sie doch«, sagte sie wütend. »Sie verführen diese junge Frauen, verdrehen ihnen den Kopf und weigern sich dann, sie zu heiraten. Und weil wir schon mal bei dem Thema sind - warum heiraten sie nicht wenigstens eine von diesen jungen Dingern? Diese junge Dame, Miß Woodley, sah mir durchaus respektabel aus. Sie sind jetzt achtundzwanzig, und es wird höchste Zeit, daß Sie daran denken, seßhaft zu werden und eine Familie zu gründen. Vielleicht hören Sie dann mit diesen törichten Wagenrennen auf und mit der Unsitte, anderen Männern die Frauen zu stehlen.«
    Sie hörte mit ihrer Tirade auf, als sie bemerkte, wie traurig er aussah. Sie setzte sich neben ihn und tätschelte ihm die Hand. »Nur die Ruhe, mein Lieber.«
    »Das Komische ist«, sagte er leise, »daß ich eigentlich ganz gern heiraten würde; es ist nur so, daß ich noch nicht die Richtige gefunden habe. Ich kann nichts Unrechtes an Blythe finden. Sie ist tatsächlich beinahe perfekt. Sie ist klug und interessant, sieht blendend aus, ist großartig in der - äh -als Gesellschafterin und stammt aus einer Familie, die gut genug ist, daß sie vor den Augen meiner Großmutter Gnade findet.«
    »Also heiraten Sie sie doch«, erwiderte Mrs. Soames. »Oder machen Sie ihr wenigstens den Hof. Ich glaube nicht, daß es lange dauern wird, bis Sie sich in sie verlieben.«
    Er nahm noch einen Schluck Whisky. »Ich könnte sie niemals lieben. Ich weiß nicht, warum; aber ich weiß, daß sie nicht die Richtige ist. Ich habe das Gefühl, daß ich eines Tages die Richtige sehen und wissen werde, daß sie es ist.« Er drehte sich um und grinste Mrs. Soames an. »Das klingt ein wenig versponnen, wie?«
    »Das klingt mir nach einem Mann,
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