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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut
Autoren: Jude Deveraux
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Whisky-glas aus der Hand und schob es in ihre Schürzentasche. »Sie hat einen Busen, der wie ein Schiffsbug aussieht.«
    Hank grinste und erinnerte sich. »Blythe Woodley.«
    Mrs. Soames’ Lippen zogen sich zu einem mißbilligenden Strich zusammen. »Sie bringt ein Buch mit Tapetenmustern mit.«
    Hanks Gesicht verlor jede Farbe. »Sie steht schon vor der Tür? Ich glaube, ich werde durch die Hintertür verschwinden. Sagen Sie ihr . . .«
    »Das werde ich nicht tun!« unterbrach ihn Mrs. Soames ungehalten. »Sie haben dieser armen Frau etwas vorgemacht, was nicht wahr ist, und nun müssen Sie ihr auch gegenübertreten und dürfen nicht kneifen wie ein Feigling.« Sie wollte ihm noch mehr sagen; doch sie unterließ es besser, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
    Hank zog sich langsam sein Jackett an und bereitete sich darauf vor, dem Kommenden mannhaft gegenüberzutreten. Vor drei Jahren war Blythe seine Studentin gewesen, und sie hatte ihn mit ihrer Intelligenz, ihrer Wißbegierde, der gedanklichen Tiefe ihrer Arbeiten und ihren Fragen beeindruckt. Und nicht am wenigsten hatte ihm ihr prächtiger Busen imponiert. Nicht daß er ihr jemals im geringsten zu nahe getreten wäre. Selbst als sie nach den Vorlesungen noch dageblieben und ihm Fragen gestellt - kurz, ihm jede Gelegenheit gegeben hatte, ihre Beziehung zu vertiefen -, hatte er stets den Abstand zu ihr gewahrt. Er rührte seine Studentinnen nicht an.
    Zu Beginn des darauffolgenden Semesters hatte er sie wieder in seinem Seminar erwartet, doch sie war offenbar nicht mehr immatrikuliert. Dann sah er sie eines Tages über den Campus wandern — in einem Kleid mit Rüschen, das sich offenbar eher für einen Tanzabend als für eine Vorlesung eignete.
    Er hatte sie angesprochen und gefragt, wie es ihr ginge. Was sie ihm darauf erzählte, hatte ihm nicht gefallen. Ihre Familie, die etwas Geld besaß - natürlich nicht mit dem Vermögen von Hanks Familie vergleichbar - hatte sie dem Sohn eines alten Freundes ihres Vaters vorgestellt. Sie hatten den ganzen Sommer miteinander verlebt, und eines hatte zum anderen geführt, so daß sie sich am Ende des Sommers verlobten. Doch erst nach ihrer Verlobung hatte Blythe herausgefunden, daß ihr Zukünftiger nicht damit einverstanden war, daß sie studierte. Unter dem Druck von ihm, seiner und ihrer Familie hatte sie die Universität verlassen und besuchte nun eine Haushaltsschule.
    Hank hatte dies alles nicht gefallen wollen - er haßte es, wenn jemand versuchte, das Leben eines anderen zu beherrschen; aber wenn Blythe sich trotzdem glücklich fühlte, sollte das seine Sorge nicht sein.
    Sie sagte ihm, daß sie gerade zum Lunch mit ihrem Verlobten gehen wollte, und ohne zu überlegen lud sie ihn ein, sie zu begleiten.
    Hank, der ebenfalls instinktiv handelte, nahm die Einladung an. Vielleicht folgte er einem Impuls, aber der Ton ihrer Stimme, der ein wenig beschwörend klang, hatte ihn auch dazu getrieben — oder es war der Hauch von Traurigkeit in ihren Augen.
    Er ging mit den beiden zum Lunch, und das Erlebnis übertraf noch seine Befürchtungen. Blythes Verlobter hatte offenbar eine panische Angst vor einer Frau, die ebenso intelligent sein könnte wie er - oder gar intelligenter. Er erklärte Blythe im herablassenden Ton die Ausdrücke auf der französisch geschriebenen Speisekarte; doch Hank wußte sehr wohl, daß Blythe fließend Französisch sprach und schrieb. Er fragte Hank nach dessen Buch; doch ehe ihm Hank antworten konnte, tätschelte er Blythes Hand und meinte, sie sollten sie wohl besser nicht mit einer intellektuellen Konversation langweilen. Und Blythe war die Frau, die im letzten Jahr nur eine einzige Frage in der schwierigsten Examensarbeit, die er jemals gestellt hatte, nicht beantworten konnte!
    Hank gefiel ganz und gar nicht, was er da sah; aber er wollte sich nicht einmischen. Er hatte bereits erfahren müssen, daß jede hübsche Frau — egal ob sie verlobt war oder nicht - sich Hoffnungen machte, wenn er sich zu sehr um ihre Belange kümmerte. Häßliche Frauen bedankten sich überschwenglich, daß man ihnen die Freiheit wiedergegeben habe, und gingen dann ihres Weges; doch hübsche Frauen erwarteten, daß man den Rest seines Lebens mit ihnen verbrachte.
    Also war er untätig geblieben und hatte sich nach dem Lunch von dem Paar verabschiedet, ohne Blythe auch nur mit einem Wort zu sagen, daß sie ihr Leben wegwarf, wenn sie diesen anmaßenden jungen Mann heiratete.
    Doch die besten
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