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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Autoren: Nora Roberts
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keine Angst mehr, getreten oder gebissen zu werden.
    Er mochte es, den Gewittersturm zu beobachten, der eines Abends wie aus dem Hinterhalt über sie hereingebrochen war und den Himmel erleuchtete. Und manchmal mochte er es sogar, an seinem Zimmerfenster zu sitzen und hinauszuschauen. Er vermisste New York nach wie vor, seine Freunde, sein altes Leben, aber es war interessant, so viele Sterne zu sehen und auf die Geräusche zu hören, die das Haus machte, wenn alles still war.
    Er mochte es, wenn der Transporter der Chances auf die Farm zugeholpert kam, obwohl Lil ein Mädchen war.

    Sie spielte Baseball und kicherte nicht die ganze Zeit wie andere Mädchen, die er sonst kannte. Nach einer Weile hatte er gar nicht mehr das Gefühl, mit einem Mädchen unterwegs zu sein. Er war einfach nur mit Lil unterwegs.
    Und eine Woche - nicht zwei Wochen - nach dem Gespräch am Küchentisch stand plötzlich ein funkelnagelneuer Fernseher im Wohnzimmer.
    »Warum noch warten«, sagte seine Großmutter. »Du hast dich wacker geschlagen. Ich bin stolz auf dich.«
    Er konnte sich nicht erinnern, dass einmal jemand stolz auf ihn gewesen war, weil er sich angestrengt hatte.
    Als er gut genug war, durfte er mit Lil ausreiten, vorausgesetzt, sie blieben auf den Weiden in Sichtweite des Hauses.
     
    »Und?«, fragte Lil, als sie mit den Pferden durchs Gras ritten.
    »Was, und?«
    »Ist es doof?«
    »Gar nicht mal so sehr. Sie ist ziemlich cool.« Er tätschelte Dotties Hals. »Sie mag Äpfel.«
    »Wenn wir doch nur ohne Eltern in die Berge reiten dürften, wirklich was erleben! Eines Morgens …«, sie sah sich um, als könnte jemand mithören, »habe ich mich vor Sonnenaufgang nach draußen geschlichen und versucht, die Fährte des Pumas aufzunehmen.«
    Er machte große Augen. »Spinnst du?«
    »Ich habe alles über Pumas gelesen, mir Bücher aus der Bücherei ausgeliehen.« Heute trug sie einen braunen Cowboyhut und warf sich ihren langen geflochtenen Zopf über die Schulter. »Menschen greifen sie so gut wie
nie an. Einer Farm wie der unseren nähern sie sich nur äußerst selten, nur, wenn sie gerade eine Wanderung unternehmen oder so etwas.«
    Sie wandte sich dem sprachlosen Coop zu und wurde immer aufgeregter. »Es war unglaublich cool! Echt cool. Ich habe Kot gefunden, Spuren, einfach alles. Aber dann habe ich seine Fährte verloren. Ich wollte ursprünglich gar nicht so lange wegbleiben, aber als ich zurückkam, waren sie schon auf. Ich musste so tun, als hätte ich soeben das Haus verlassen.«
    Sie presste die Lippen zusammen und sah dabei sehr verwegen aus.
    »Du darfst mich nicht verraten.«
    »Ich bin keine Petze.« Was für eine Beleidigung! »Aber du darfst unmöglich alleine da hoch. Verdammt noch mal, Lil!«
    »Ich kann Fährtenlesen. Nicht so gut wie Dad, aber ziemlich gut. Und ich kenne die Wege. Ich hatte meinen Kompass und meine Ausrüstung dabei.«
    »Was, wenn der Puma da gewesen wäre?«
    »Dann hätte ich ihn wiedergesehen. Er hat mir damals direkt in die Augen gesehen. So als würde er mich kennen - zumindest hatte ich das Gefühl.«
    »Quatsch!«
    »Im Ernst! Der Opa meiner Mutter war ein Sioux.«
    »Ein Indianer.«
    »Ja. Ein amerikanischer Ureinwohner«, verbesserte sie ihn. »Ein Lakota Sioux. Er hieß John Swiftwater, und sein Stamm hat hier schon seit Generationen gelebt. Sie glaubten an Schutzgeister. Vielleicht ist meiner der Puma.«
    »Das war kein Geist.«

    Sie suchte weiterhin die Berge ab. »Ich habe ihn in jener Nacht gehört. Nachdem wir ihn gesehen haben. Ich hörte ihn schreien.«
    »Schreien?«
    »Ja, so heißt das, weil Pumas nicht brüllen können. Wie dem auch sei, ich wollte mich einfach nur selbst überzeugen.«
    Er musste sie wider Willen für ihren Mut bewundern, auch wenn es verrückt war. Kein Mädchen, das er kannte, würde sich hinausstehlen, um einen Puma zu verfolgen. Bis auf Lil. »Wenn er dich entdeckt hätte, hätte er dich vielleicht zum Frühstück verspeist.«
    »Du darfst mich nicht verraten.«
    »Ich hab’s dir versprochen. Trotzdem darfst du nicht mehr alleine nach ihm suchen.«
    »Wo er jetzt wohl ist?« Sie sah erneut in die Ferne, in Richtung Berge. »Wir könnten zelten gehen. Dad liebt das. Wir gehen wandern und übernachten draußen. Deine Großeltern lassen dich bestimmt mitkommen.«
    »Zelten? In den Bergen?« Die Vorstellung war ebenso Angst einflößend wie verführerisch.
    »Ja. Wir angeln uns was zum Mittagessen und sehen uns die Wasserfälle an, die Büffel und
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