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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Autoren: Nora Roberts
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»Bald wird es dunkel. Am besten, wir suchen den letzten Ball und gehen zurück. Wenn du das nächste Mal kommst, spielt Dad vielleicht mit. Oder wir gehen reiten. Reitest du gern?«
    »Auf Pferden, meinst du? Ich kann nicht reiten. Es sieht dämlich aus.«
    »Es ist nicht dämlich, es ist höchstens dämlich, so was zu sagen, bloß weil du nicht reiten kannst. Außerdem macht es Spaß. Wenn wir …«
    Sie blieb wie erstarrt stehen, sog scharf die Luft ein und packte Coops Arm. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
    »Was?« Weil die Hand auf seinem Arm zitterte, schlug ihm das Herz bis zum Hals. »Eine Schlange?«
    In Panik überflog er mit seinen Augen das Gras.

    »Ein Puma.« Sie hauchte das Wort mehr, als dass sie es sagte, und starrte ins dichte Unterholz.
    »Was? Wo?« Bestimmt wollte sie ihn nur auf den Arm nehmen und ihm einen gehörigen Schreck einjagen. Er versuchte ihre Hand abzuschütteln. Erst sah er nur das Unterholz, die Bäume, den ansteigenden Fels und den Berg.
    Dann sah er den Schatten. »Mist! Verdammter Mist!«
    »Nicht rennen!« Sie sah ihn beschwörend an. »Wenn du rennst, verfolgt er dich, und er ist schneller. Nein!« Sie packte Coopers Arm, als sich dieser langsam aufrichtete und den Ball fester umklammerte. »Nichts werfen, noch nicht. Mom sagt …« Sie wusste nicht mehr, was ihre Mutter ihr alles eingeschärft hatte. Sie hatte noch nie zuvor eine freilebende Wildkatze gesehen, und schon gar nicht in der Nähe der Farm. »… man muss Lärm machen und so imposant wie möglich wirken.«
    Zitternd stellte sich Lil auf die Zehenspitzen, streckte die Arme über den Kopf und begann zu brüllen. »Geh weg! Hau ab! Los, schrei!«, schrie sie Cooper an. »Bau dich bedrohlich vor ihm auf!«
    Mit dunklen, flammenden Augen maß sie den Puma vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Obwohl ihr Herz vor lauter Angst raste, spürte sie noch etwas anderes.
    Ehrfurcht.
    Sie sah, wie seine Augen in der einfallenden Dämmerung funkelten, so als könnte er in sie hineinsehen. Obwohl ihre Kehle trocken wurde, dachte sie: Er ist schön. Ist der schön!
    Voller Kraft und Anmut ging er auf und ab, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. So als wüsste er nicht, ob er angreifen oder fliehen sollte.

    Neben ihr schrie sich Coop die Seele aus dem Leib, er war ganz heiser vor lauter Angst. Sie sah, wie die Wildkatze im Schatten verschwand. Mit einem Satz war sie weg, ein mattgoldener Pfeil, der noch einmal kurz aufblitzte.
    »Er ist weg. Er ist weggelaufen.«
    »Nein«, murmelte Lil. »Er ist geflogen.«
    Über das Rauschen in ihren Ohren hinweg hörte sie, wie ihr Vater nach ihr rief. Sie drehte sich um. Er rannte auf das Feld zu, die überraschten Rinder stoben auseinander. Ein paar Meter hinter ihm kam Coops Großvater angelaufen. Er hatte ein Gewehr in der Hand, das er aus dem Haus geholt haben musste. Begleitet wurden sie von den Hunden und ihrer Mutter, die eine Schrotflinte dabeihatte, sowie Coops Großmutter.
    »Ein Puma.« Sie hatte das Wort kaum ausgesprochen, als Joe sie hochriss und in seine Arme nahm. »Dort. Dort hinten. Aber jetzt ist er weg.«
    »Geht ins Haus, Coop.« Mit seinem freien Arm zog Joe Coop an sich. »Los, ihr beiden. Geht ins Haus. Sofort.«
    »Er ist weg, Dad. Wir haben ihn verjagt.«
    »Marsch! Ein Puma«, sagte er, als Jenna Sam überholte und sie erreichte.
    »Gott sei Dank, du bist unverletzt.« Sie nahm Lil in den Arm und gab Joe ihre Flinte. »Du bist unverletzt.« Sie küsste Lils Gesicht und ihre Haare, dann beugte sie sich zu Coop herunter und tat bei ihm dasselbe.
    »Bring sie ins Haus, Jenna. Nimm die Kinder und Lucy und geht hinein.«
    »Kommt. Los, kommt.« Jenna legte die Arme um beide Kinder und sah in Sams grimmiges Gesicht, der sie soeben erreicht hatte. »Pass auf.«

    »Bitte bring ihn nicht um, Dad!«, rief Lil, als ihre Mutter sie wegzog. »Er war so schön!« Sie suchte das Unterholz und die Bäume nach ihm ab, in der Hoffnung, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. »Bring ihn nicht um.«

2
    C oop hatte Albträume. In einem sprang der Puma mit seinen funkelnden gelben Augen durch sein Schlafzimmerfenster und verschlang ihn mit großen, gierigen Bissen. In einem anderen hatte er sich in den Bergen verlaufen, in all dem Grün und den Felsen, die sich meilenweit erstreckten. Niemand suchte ihn. Niemand hatte sein Verschwinden überhaupt bemerkt.
    Er hatte sich inzwischen widerwillig mit seinem Gefängnis abgefunden, erledigte, was man ihm auftrug, aß seine
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