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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Autoren: Nora Roberts
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gewohnt war, aber gut genug. Irgendjemand, wahrscheinlich Lils Vater, hatte aus Maschendraht einen Schlagkäfig gebaut. Neben der Scheune befand sich eine verwitterte Kiste. Lil öffnete sie und holte Handschuhe, Schläger und Bälle heraus.
    »Mein Dad und ich trainieren meistens nach dem Abendessen. Mom macht manchmal den Pitcher, aber sie kann nicht werfen. Du bist der Gast, du darfst als Erster schlagen, wenn du willst. Aber du musst einen Schlaghelm aufsetzen.«
    Coop setzte den Helm auf, den sie ihm gab, und wog die einzelnen Schläger prüfend in der Hand. Einen Schläger zu halten, fühlte sich fast so gut an wie ein Gameboy. »Dein Dad trainiert mit dir?«

    »Klar, er ist gut. Er hat mehrere Saisons in der Unterliga gespielt, damals an der Ostküste.«
    »Echt?« Alle Überheblichkeit war wie weggeblasen. »Er war ein Profi?«
    »Ja, für ein paar Saisons. Dann bekam er Probleme mit seiner Rotatorenmanschette, und das war’s dann. Er beschloss, sich in den Staaten umzusehen, und ist hier gelandet. Er hat für meine Großeltern gearbeitet - das war mal ihre Farm - und meine Mutter kennengelernt. Und das war’s dann endgültig. Willst du schlagen?«
    »Ja.« Coop ging zurück zum Käfig und holte ein paar Mal probehalber aus. Sie warf einen geraden, langsamen Ball, den er voll erwischte und in das angrenzende Feld schlug.
    »Nicht schlecht.« Sie nahm den nächsten Ball, ging auf ihre Position und machte noch einen einfachen Wurf.
    Coop spürte den leichten Linksdrall, als der Ball ins Feld segelte. Er traf auch den dritten Ball, ließ die Hüften kreisen und wartete auf den nächsten Wurf.
    Sie warf haarscharf an ihm vorbei.
    »Netter Versuch«, sagte sie nur, als er sie wütend anfunkelte.
    Er griff den Schläger etwas weiter oben und scharrte mit den Füßen. Sie trickste ihn mit einem niedrigen Ball aus. Den nächsten erwischte er und fälschte ihn ab, sodass es klirrte, als er den Käfig traf.
    »Du bist dran.« Jetzt würde er es ihr zeigen.
    Sie tauschten Plätze. Anstatt dass er es langsam angehen ließ, warf er ihr einen scharfen Ball zu. Sie erwischte ihn knapp, aber der Ball kam im Aus auf. Den nächsten traf sie so, dass er hoch in die Luft flog. Aber beim dritten Wurf traf sie voll ins Schwarze. Wäre das ein richtiges
Spielfeld gewesen, hätte das einen Homerun bedeutet, musste Coop neidlos anerkennen.
    »Du bist wirklich gut.«
    Nachdem Lil den Schläger gegen den Käfig gelehnt hatte, ging sie los, um die Bälle auf dem angrenzenden Feld einzusammeln.
    »Bist du schon mal bei einem richtigen Spiel dabei gewesen? Im Yankee-Stadion zum Beispiel?«
    »Klar. Mein Vater hat Saisonkarten für die vordersten Ränge - gleich hinter der Third Base.«
    »Quatsch!«
    Es tat gut, sie zu beeindrucken. Außerdem konnte es nicht schaden, jemanden zu haben, mit dem man über Baseball reden konnte. Auch wenn es nur ein Mädchen vom Land war. Dafür konnte Lil mit Ball und Schläger umgehen, und das war schon mal ein Pluspunkt.
    Trotzdem zuckte Coop nur die Achseln und sah zu, wie Lil durch den Stacheldraht schlüpfte, ohne sich zu verletzen. Als sie sich umdrehte und den Draht für ihn etwas weiter auseinanderhielt, hatte er nichts dagegen.
    »Wir sehen uns die Spiele im Fernsehen an oder verfolgen sie im Radio. Einmal sind wir sogar bis nach Omaha gefahren, um uns ein Match anzusehen. Aber ich war noch nie in einem Oberliga-Stadion.«
    Das machte ihm erneut bewusst, wo er hier eigentlich war. »Das ist meilenweit entfernt. Wie alles andere.«
    »Pass auf, wo du hintrittst. Hier gibt es jede Menge Kuhfladen.«
    »Das ist ja eklig.«
    »Hast du Haustiere?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Sie konnte sich nicht vorstellen, keine Tiere um sich zu
haben, nirgendwo, nie. Schon bei dem Gedanken daran bekam sie Mitleid.
    »Du kannst kommen und mit unseren Hunden spielen, wenn du willst. Und den Schlagkäfig kannst du natürlich auch benutzen.«
    »Vielleicht.« Er warf ihr einen weiteren verstohlenen Blick zu. »Danke.«
    »Hier gibt es nicht viele Mädchen, die Baseball mögen. Oder Wandern und Angeln. Aber ich liebe das. Dad bringt mir das Fährtenlesen bei. Mein Opa - der Vater meiner Mutter - hat es ihm gezeigt. Er ist richtig gut darin.«
    »Fährtenlesen?«
    »Tier- und Menschenspuren. Nur so zum Spaß. Hier gibt es zahlreiche Wanderwege, und viele machen das.«
    »Wenn du es sagst.«
    Wegen seines abfälligen Tons legte sie den Kopf schief. »Warst du jemals zelten?«
    »Wieso sollte ich?«
    Sie lächelte nur.
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