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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Autoren: Nora Roberts
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färbte den Himmel zartrosa.
    Die Vögel zwitscherten. Sie hörte das schnarrende Lied des Rotkehlhüttensängers, das heisere Tschilpen eines Fichtenzeisigs, den gereizten Warnruf eines Nacktschnabelhähers.
    Es kam ihr vor, als würde der Wald um sie herum lebendig werden, geweckt vom nebligen, durch die Baumkronen fallenden Licht.
    Es gab keinen Ort auf der Welt, an dem sie in diesem Moment lieber gewesen wäre.
    Sie entdeckte Fährten, meist die von Hirschen oder Elchen, und sprach ihre Beobachtungen auf ein Diktiergerät, das sie in der Jackentasche bei sich trug.
    In den drei Tagen, die sie dafür veranschlagt hatte, wollte sie vor allem die Wildkatze aufspüren.
    In der vergangenen Nacht hatte sie ihren Ruf gehört.
Ihr Schrei hatte die dunkle Nacht zerrissen, die sonst nur von Sternen und dem Mond erhellt wurde.
    Ich bin hier.
    Sie suchte das Unterholz ab, während die stämmige Stute mit dem Anstieg begann, lauschte auf die Vögel, die im Geäst der ihnen Schutz spendenden Kiefern tanzten. Ein rotes Eichhörnchen stob aus dem Dickicht hervor, sauste über den Boden und dann den Stamm einer Kiefer hinauf. Als sie den Kopf in den Nacken legte und nach oben blickte, sah sie einen Habicht auf seinem morgendlichen Beutestreifzug über sich kreisen.
    Deshalb, wegen der majestätischen Aussicht von den Gipfeln und wegen der donnernden Wasserfälle in den Canyons, waren die Black Hills für sie geheiligter Boden.
    Wenn man den Zauber hier nicht spürte, dann nirgendwo.
    Es genügte, hier zu sein, sich Zeit für eine Entdeckungstour zu nehmen. Bald würde sie in einem Hörsaal sitzen und ihr erstes College-Jahr beginnen - weit weg von allem, was sie kannte. Und obwohl sie sich auf das Lernen freute, konnte nichts den Anblick, die Geräusche und den Duft ihrer Heimat ersetzen.
    Sie hatte den Puma über die Jahre hinweg mehrmals wiedergesehen, wenn es auch wahrscheinlich nicht dasselbe Tier war. Dass es jener Puma war, den Coop und sie im Sommer vor acht Jahren entdeckt hatten, war höchst unwahrscheinlich. Sie hatte ihn gut getarnt im Geäst eines Baumes gesehen und beim Hinaufjagen eines Felshangs. Und als sie einmal mit ihrem Vater die Herde gehütet hatte, hatte sie einen durch ihren Feldstecher gesehen, der gerade einen jungen Elch erbeutete.

    Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas Überwältigendes, Authentisches erblickt.
    Der Pfad führte wieder hinunter in eine Talsohle, das Grasland war bereits üppig, grün und mit Wildblumen übersät. Dort graste eine kleine Herde Büffel, also zählte sie auch den Bullen, die vier Kühe und zwei Kälber auf.
    Eines der Kälber senkte den Kopf, und als es ihn wieder hob, war er mit Blumen und Gras bedeckt. Grinsend blieb sie stehen, um ihre Kamera herauszuholen und ein paar Fotos zu machen.
    Vielleicht würde sie das Bild mit anderen Schnappschüssen von ihrer Exkursion an Coop schicken. Er wollte diesen Sommer kommen, hatte aber ihren Brief nicht beantwortet, den sie vor drei Wochen geschrieben hatte.
    Er war nun mal nicht so zuverlässig, was Briefe und E-Mails anging, wie sie. Erst recht nicht, seitdem er mit dieser Kommilitonin zusammen war, die er auf dem College kennengelernt hatte.
    CeeCee, dachte Lil und verdrehte die Augen. Was für ein alberner Name. Sie wusste , dass Coop mit ihr schlief. Er hatte zwar nichts dergleichen erwähnt, aber das Thema bewusst sorgfältig gemieden.
    Jungs schienen ständig an Sex zu denken. Doch während sie unruhig im Sattel hin und her rutschte, musste sie zugeben, dass sie in letzter Zeit auch ziemlich oft daran gedacht hatte.
    Wahrscheinlich, weil sie noch nie welchen gehabt hatte.
    Sie interessierte sich einfach nicht für Jungs, zumindest nicht für die, die sie kannte. Aber vielleicht im Herbst, auf dem College …
    Wahrscheinlich würde sie aber auf dem College viel zu viel lernen müssen, um Sex zu haben. Das Wichtigste
war jetzt erst mal der Sommer. Sie wollte ihre Exkursionen dokumentieren, die verschiedenen Lebensräume, sie wollte an ihren Modellen und Unterlagen arbeiten. Und ihren Vater überreden, ihr ein paar Morgen für das Naturschutzgebiet zu überlassen, das sie hoffentlich eines Tages gründen würde.
    Das Chance-Naturschutzgebiet. Der Name gefiel ihr, nicht nur, weil es ihr eigenes Naturschutzgebiet sein würde, sondern auch, weil die Tiere dort wirklich eine Chance bekämen. Und die Leute hätten die Chance, sie zu sehen, etwas über sie zu erfahren, sie lieben zu lernen.
    Eines Tages wird es so weit sein,
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