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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
Autoren: Ursula Essling
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gehen können.
    Bei ihm im Hof kann man wunderbar spielen. Wolfs haben ein Haus ganz für sich. Nur Tante Hermine wohnt im ersten Stock mit ihren Hunden und einem Mann, der jünger und sehr nett ist. Mit dem Mann, der bei den Amis arbeitet, ist sie nicht verheiratet. Meine Mutter hat mir aber erklärt, dass sie das darf, da sie Witwe ist und sonst kein Geld von ihrem Mann bekäme. Ich habe das nicht ganz verstanden, aber das ist uns auch egal.
    Aus unserer Klasse kommen noch mehr zum Spielen hin. Im Hof kann man Murmeln spielen und auf Stelzen laufen. Manchmal kochen wir eine Suppe. Die Zutaten holen wir uns aus Wolfs Garten. Nachdem wir die Tomaten, Radieschen, Gurken und Kohlrabis in eine Schüssel mit Wasser geschnippelt haben, müssen wir die Suppe meistens wegwerfen. Niemand will sie essen.
    Manchmal zeichnen wir uns mit Stöcken Wohnungen. Da spielen wir Hausfrauen. Es gibt aber nur einen Handfeger bei Wolfs und der steht mir zu. Neulich wollte Paul ihn für die länger als für jede Hausfrau vorgeschriebene Zeit der Barbara überlassen. Das hat mich richtig geärgert. Ich habe Paul ganz klar gesagt, dass ich heimginge, wenn ich den Besen nicht bekäme. Da hat er ihn der Barbara abgenommen. Das war ja auch richtig; denn ich bin ja immer noch seine beste Freundin.
     
     
    5. Bild

    Schulanfang Ostern 1949
    Zuckertüte mit sehr viel Zeitungspapier
     

Der Lack ist ab
    Wir haben uns Boote gebaut. Richtige Holzkästen haben wir im Wald gefunden, bei dem großen Bombentrichter. Die schleppten wir alle zum Biergraben. Voran der Helmut Holler. Ich kann den nicht ausstehen, weil er immer so angibt. Dabei ist er schon so groß, dass er in die dritte Klasse geht und das schon zum zweiten Mal. Er kann mich auch nicht leiden und hat mir schon ein paarmal aufgelauert und mich verhauen. Aber heute war er ganz freundlich zu mir. Wir bildeten eine Flotte und Helmut war der Kapitän. Als wir die Boote auf dem Wasser hatten, gab er das Kommando, das wir uns reinsetzen und lospaddeln sollten. Als Paddeln haben wir Stöcke genommen. Kaum saß ich in meiner Kiste, gab mir der gemeine Kerl einen Stoß und ich versank samt Boot auf den Grund des Baches. Völlig durchnässt und entsetzlich wütend ging ich heim. Die anderen haben sich halb totgelacht über mich. Sogar der Edgar von über uns.
    „Aber ich kann doch nichts dazu“, schluchzte ich. „Der Helmut Holler hat mich doch in den Biergraben gestoßen, der gemeine Kerl!“
    Mama schnäuzte sich und guckte grimmig. „Ist das wahr?“
    „Aber ja, der verhaut mich auch manchmal. Er lauert mir auf dem Schulweg auf, dabei ist er doch viel größer als ich.“
    „Dann gehen wir jetzt zu seiner Mutter, so, wie Du bist. Komm!“
    Frau Holler wohnt mit Helmut und Hildegard, seiner Schwester, die auch in meine Klasse geht, im Nachbarhaus. Zwischen den beiden Häusern ist die Wiese. Eigentlich gehört Hildegard zu den Kindern, mit denen ich nicht spielen darf. Meistens sind das gerade die interessantesten Kinder, aber mit Hildegard spiele ich tatsächlich nicht. Nicht mal der Edgar, obwohl sie seine Cousine ist. Ich weiß nicht, warum das so ist, denn wir sind uns auch nicht böse.
    Sie wohnen unterm Dach, in der Mansarde. Frau Holler ist sehr schmal, sehr dunkel und sehr leise. Sie lässt uns an der Tür stehen und hört meiner Mutter ruhig zu, die meine Schuhe von ihr bezahlt haben will. „Es tut mir leid, Frau Scholl, dass dies passiert ist, aber Kinder sind Kinder. Und ich bekomme so wenig Unterhalt von meinem Mann, dass ich sowieso nicht weiß, wie wir über die Runden kommen sollen. Auf Wiedersehen!“ Die Tür war zu und Mama fiel die Kinnlade herab. Sie brachte keinen Ton heraus. Ich zerrte an ihr und wir gingen schweigend die Treppen runter.
    „Ich will´s nicht wieder machen, dass so was draus wird und die Schuhe kaputtgehen“, sagte ich immer noch weinerlich. Mir tat meine Mutter auf einmal ganz furchtbar leid und ich wollte ihr wirklich keinen Kummer mehr machen. Zu meiner Überraschung nahm sie mich jetzt in die Arme und ich kuschelte mich ganz fest an ihre Brust. Das tat so gut. „Ist schon gut, Ulli, irgendwie werden wir schon wieder zu Schuhen für Dich kommen. Wo Gott eine Türe zuschlägt, lässt er immer ein Fenster offen!“
     
     

Eine Schiffskarte nach Brasilien
    Wir haben in der Schule Geld hergestellt, um damit zu rechnen. Das hat viel Spaß gemacht. Lauter Pfennige, Fünfpfennig- und Zehnpfennigstücke haben wir auf Papier gelegt, drum
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