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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse
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dachte er. Aber in Wahrheit unterschätzte er Dolly, denn Dolly war ganz verrückt nach ihm. Er war der beste Liebhaber, den sie je gehabt hatte, auch wenn er sich immer ein wenig zurückhielt, ihr selbst in ihren intimsten Momenten nicht alles gab. Er schenkte sich einen Brandy ein, dann zog er drei oder vier Briefumschläge aus seiner Brusttasche und warf sie neben ihr aufs Sofa. »Was zum Teufel soll das sein, Dolly?«
    »Meine Briefe. Als du nicht kamst, habe ich dir geschrieben, um zu erfahren, was los ist.«
    »Weißt du eigentlich, wie irritierend es ist, auf Schritt und Tritt verfolgt und überwacht zu werden?«
    Sie trat dicht vor ihn hin und hielt ihm einladend ihre Lippen entgegen. Als er, anstatt sie zu küssen, nachdenklich an seinem Brandy nippte, war sie pikiert. Entschlossen, ihn zu erregen, fuhr sie mit der Hand über seinen Oberschenkel und zu der einladenden Wölbung zwischen seinen Beinen. Er war leicht erregbar, aber lange nicht so leicht wie sie. »Trink deinen Brandy aus und komm ins Bett«, säuselte sie. Er schien es überhaupt nicht eilig zu haben, also schlüpfte sie aus ihrem Neglige und stand nun nackt vor ihm. Wenn er ihr doch bloß so ergeben wäre, wie alle anderen Männer. Sie wollte, dass er ihr zu Füßen lag, ihr seine unsterbliche Liebe gestand, damit sie ihn dann belohnen konnte; aber er war zu arrogant, zu verdammt selbstsicher, mehr als ihm gut tat. Er stellte sein Glas ab und folgte ihr ins Schlafzimmer. Langsam begann er sich auszuziehen. Sie konnte nicht warten und half ihm mit flinken Fingern. Er schlang die Arme um sie und küsste sie langsam und genießerisch. Ihre Hände waren überall, sie streichelte
    ihn, umfasste ihn, küsste ihn. Er legte sich mit hinter dem Kopf gefalteten Händen zurück.
    »Was ist los, Patrick?«, fragte sie atemlos.
    »Nichts. Aber wenn du in so einer Stimmung bist, kann ich mich ebenso gut zurücklegen und dir die ganze Arbeit überlassen; schließlich bezahle ich dich ja auch dafür.«
    Seine Worte waren für sie wie eine schallende Ohrfeige. Verletzt und zornig wich sie zurück.
    »Schon besser«, sagte er ruhig und machte sich daran, sie zurückzugewinnen. »Ich liebe die Eroberung, Dolly.«
    Später, als beide satt waren und Dollys Brüste allmählich wieder weich wurden, streichelte er sie und murmelte: »Was für ein Geschenk hättest du denn gerne?«
    Sie zögerte kaum eine Sekunde. »Am allerliebsten, Patrick, würde ich dich nach London begleiten, wenn du das nächste Mal fährst.«
    Er erstarrte. »Unmöglich! Meine Schwester heiratet in ein paar Wochen. Das wäre höchst ungehörig.«
    »Aha, ich verstehe. Na, egal, ich hätte da noch ein paar unverschämt hohe Kleiderrechnungen.«
    »Die hast du doch immer, ganz zu schweigen von dem, was du so beim Juwelier lässt.«
    Sie wusste, dass er ihrer allmählich überdrüssig wurde, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.

Hewlett-Packard
    3
     
    Es war ein bemitleidenswerter Haufen, der an den Docks von Liverpool von der Fähre stieg. Die Frauen umklammerten erbärmlich aussehende Kinder, und Männer mit müden, resignierten Mienen kümmerten sich um ihre ärmlichen Habseligkeiten. Die Gesichter waren vom Hunger gezeichnet, doch in ihren Herzen schlug die Hoffnung, dass es nun endlich besser würde. Wie eine Schafherde wurden sie auf die Wagen getrieben, die O'Reilly für ihren Transport nach Bolton angeheuert hatte. Kitty blickte sich neugierig um, sie wollte sich keine Einzelheit ihrer neuen Heimat entgehen lassen. Leider war alles anders, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich große, herrschaftliche Häuser vorgestellt, wunderschöne Damen in feinen Kleidern, umwerfende Geschäfte und reiche Männer mit einem Dutzend Bediensteter. Stattdessen sah sie ein finsteres, feuchtes Land, in dem die vorherrschende Farbe schwarz zu sein schien. Mit jeder Ortschaft, die sie durchquerten, schien es schlimmer zu werden, düsterer. Kleine, ärmliche Häuser reihten sich endlos aneinander. Die Menschen, in schwarze Mäntel und Schals gehüllt, hatten grimmige Mienen und hetzten gebeugt durch die Straßen. Die Gebäude waren schwarz, die Fabriken waren schwarz, und in der Luft hing überall schwarzer Rauch. Irlands grüne Weiden fehlten ihr jetzt schon.
    In ihrem feuerroten Kleid und Schal fiel Kitty sofort als Zigeunermädchen auf. Ihr Großvater sah ihre zutiefst bekümmerte Miene und fragte freundlich: »Was ist los, Mädelchen?«
    »Es ist hier so schmutzig und so - so
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