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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse
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werde ich, Madame. Ich werde die Polizei benachrichtigen und auch das Büro des Untersuchungsrichters. Man wird auf mein Verlangen eine Autopsie durchführen und eine Untersuchung dieses Falls. Wenn der erste Ehemann mit einer Kugel im Kopf aufgefunden wird, dann sind die Umstände verdächtig. Aber wenn der zweite Ehemann auch an einem Kopfschuss stirbt, dann sind die Umstände verdammend!«
    »Was werden Sie mit ihm machen?«, fragte sie. Sie konnte im Moment nur an Charles denken.
    »Ich werde das Büro des Untersuchungsrichters benachrichtigen. Man wird Beamte schicken, die die Leiche mitnehmen. Einen guten Abend wünsche ich«, sagte er kurz angebunden.
    »Ja, verschwinden Sie nur!«, fauchte Kitty, die schlagartig aus ihrer Trance erwachte. Sie rief die Diener herein. »Hebt ihn aufs Bett, bitte. Ganz vorsichtig«, mahnte sie. Als sie fort waren, kämmte sie ihrem Mann das Haar, das ganz grau geworden war.
    »Warum müssen wir immer denen wehtun, die wir lieben?«, fragte sie. »Lebwohl, Charles«, flüsterte sie zärtlich. »Mögest du eine halbe Stunde im Paradies verweilen, bevor der Teufel merkt, dass du tot bist.«
    Sie blieb bei ihm, bis Leute kamen, um ihn abzuholen. Danach saß sie so still da, dass Katie sich Sorgen machte.
    »Ma'am, ist Ihnen klar, in welchen Schwierigkeiten wir stecken?«, erkundigte sie sich ängstlich.
    Das Kind in ihrem Bauch trat kräftig um sich. »Leben und Tod«, sagte Kitty nachdenklich und legte die Hand auf ihren Bauch. »Es geht um Leben und Tod, nicht wahr?«
    »Der Doktor hätte Ihnen was geben müssen. Er konnte doch sehen, wie's um Sie stand. Kommen Sie, ich helfe Ihnen ins Bett.«
    Kitty achtete nicht auf ihre Worte. »Ich brauche die Kutsche. Bring mir meinen Mantel, Katie.«
    »Sie können jetzt nicht allein ausfahren, Sie stehen noch unter Schock!« Doch sie hielt inne, als sie Kittys Gesicht sah. »Wie ich sehe, sind Sie fest entschlossen«, sagte sie resigniert. »Dann komme ich eben mit Ihnen.«
    Die Kutsche hielt in der Half-Moon-Street an. Katie hieß Kitty sitzen bleiben und ging Patrick holen. Kurz darauf kam sie wieder und befahl dem Kutscher, zum Cadogen Square zu fahren.
    »Er ist geschäftlich dort«, erklärte sie rasch.
    Diesmal konnte Kitty nicht mehr in der Kutsche warten, sondern ging selbst an die Tür. Als der Butler öffnete, rauschte sie auch schon an ihm vorbei und zum Wohnzimmer, von woher sie Stimmen hörte. Die drei Anwesenden waren in eine hitzige Diskussion um Aktien und Anteile verwickelt. Sie brachen abrupt ab, als Kitty hereinstürzte.
    Patrick sprang sofort auf: »Was ist passiert?«
    Fassungslos sagte Kitty: »Charles hat sich umgebracht!«
    Patrick war mit zwei langen Schritten bei ihr. Sie spürte seine tröstliche Hand auf ihrem Rücken und sagte: »Es ist meine Schuld!«
    Julia kreischte: »Du machst ja nichts als Schwierigkeiten, seit Vater dich in unser Haus geholt hat. Würde mich nicht wundern, wenn du ihn auch umgebracht hättest!«
    Ein klatschendes Geräusch ertönte. Jeffrey hatte seiner Frau eine schallende Ohrfeige gegeben. »Zumindest hat sie nicht ihr eigenes Kind umgebracht, Madame. Verlassen Sie sofort diesen Raum, oder ich weiß nicht, was ich tue!«
    Als Julia fort war, sagte Patrick zornig: »Wurde auch Zeit, dass du Herr im eigenen Haus wirst.«
    »Ich möchte mich für meine Frau entschuldigen. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um euch zu helfen. Ich gehe jetzt besser, damit ihr ein wenig ungestört seid.« Und er winkte Katie, ihm zu folgen.
    Patrick führte Kitty zu einem Sessel und schenkte ihr einen Brandy ein. Er kniete bei ihr nieder und setzte ihr das Glas an die Lippen. Sie verschluckte sich, als die feurige Flüssigkeit ihren Hals durchrann, und Patrick nahm ihr das-Glas aus den heftig zitternden Fingern.
    »Ich habe Charles Patrick Gute Nacht gesagt ... und meine Gedanken waren bei dir ... ich habe laut gedacht ... Charles muss es gehört haben ... da hat er sich erschossen.« Hilflos blickte sie zu ihm auf. »Ich konnte nichts machen ... niemand konnte etwas machen.«
    Er nahm ihre beiden Hände in die seinen und stellte fest, dass sie eiskalt waren. Er wusste, dass da noch mehr war, doch drängte er sie nicht. Sie würde es ihm schon von allein erzählen.
    »Es war wie ein Albtraum ... ich habe Katie nach einem Arzt geschickt... es war derselbe Doktor, der kam, als Simon erschossen wurde.«
    Sie schloss die Augen, um die hässlichen Erinnerungen zu verscheuchen. Patrick brachte ihr
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