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Liverpool Street

Liverpool Street

Titel: Liverpool Street
Autoren: Anne C. Voorhoeve
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Liebich würde ich nie wieder finden. Sie hockte auf dem schmalen Fensterbrett, eine Hand an den Rahmen geklammert, und hielt die andere ausgestreckt vor sich, als könne sie dadurch die fast anderthalb Meter Distanz verringern, die zwischen ihr und dem Stamm einer Birke lagen …

NACHWORT
    Wer einen Roman liest, der auf historischen Ereignissen beruht, wird sich ganz gewiss diese eine Frage stellen: Wie viel davon ist eigentlich wahr …?
    Die Kindertransporte sind wahr. Der erste verließ Berlin via Hamburg am 1. Dezember 1938, der letzte fuhr am 31. August 1939. Ein weiterer Zug mit 250 Kindern aus Prag durfte wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr abfahren und diese Kinder haben tatsächlich erlebt, was im Roman Ziskas Freundin Bekka passiert: Ihr Transport kam um einen einzigen Tag zu spät!
    So sind außer den zahlreichen bekannten Persönlichkeiten, deren Namen und Taten Eingang in die Geschichtsbücher gefunden haben, alle Figuren dieses Romans frei erfunden. Doch was sie erleben, stützt sich auf wahre Begebenheiten: die ausweglose Lage der Juden in Deutschland und den besetzten Ländern. Die Evakuierung Hunderttausender britischer Stadtkinder aufs Land bei Kriegsausbruch, die Schrecken der deutschen Bombenangriffe, die Auswirkungen des jahrelangen Krieges auf das Leben der Inselbevölkerung. Ohne die Seeleute der Handelsmarine und der Royal Navy, die den Versorgungsschiffen auf ihrer gefährlichen Fahrt über den Atlantik Geleitschutz gaben – Männer wie Ziskas Bruder Gary –, hätte England nicht standhalten können.
    Walters Kriegserlebnisse führen ihn mit anderen »enemy aliens« im Mai 1940 in die mehrmonatige Internierung auf der Isle of Man, zwei Jahre später als Soldat nach Nordafrika und Italien, wo er der tatsächlichen Marschroute der 8. Armee unter General Bernard Montgomery (»Monty«) folgt. Aus dramaturgischen Gründen habe ich ihn allerdings ein Dreivierteljahr früher ins Ausland geschickt, als dies für einen gebürtigen Deutschen in den britischen Streitkräften tatsächlich gestattet war. In Holland, später in Belgien, werden Mamu und Onkel Eriks Familie von Ereignissen überrollt, die leider wirklich stattgefunden haben. Und wahr ist auch die dramatische Rettung rund 370000 britischer und französischer Soldaten von einem Strand bei Dünkirchen in Belgien (26. Mai bis 3. Juni 1940), die Matthew Shepard zu seiner Amanda zurückbringt. Die Radiosendung, durch die Ziska davon erfährt, hat es aber so nicht gegeben.
    Die echte jüdische Gemeinde in Finchley/London möge mir bitte nachsehen, dass ich den Hauptschauplatz dieser Geschichte – das gemütliche Häuschen der Shepards im Harrington Grove – in ihren Bezirk verlegt habe. Etwaige Parallelen zu tatsächlichen Figuren, Orten und Ereignissen dort wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.
    Berlin, im Juli 2006
Anne C. Voorhoeve

KLEINES JÜDISCHES WÖRTERBUCH
    BAR MIZWA Wörtlich: »Sohn des Gebots«. Feier der religiösen Volljährigkeit eines 13-jährigen Jungen. Für Mädchen gibt es heute die Bat Mizwa (»Tochter des Gebots«).
    CHANUKKA Achttägiges Lichterfest in der Mitte des Winters, das zeitlich oft mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammenfällt
    CHEWRA KADISCHA Begräbnisbruderschaft: Frauen und Männer, die die vorgeschriebenen Totenrituale vollziehen
    CHUPPA Jüdische Hochzeit. Die eigentliche Chuppa ist der Baldachin, unter dem die Trauung stattfindet und der für ein Brautpaar das künftige gemeinsame Dach symbolisiert. Unter der Chuppa wird auch der Ehevertrag, die Ketubba vorgelesen.
    HALACHA Religiöse Bestimmungen und Verhaltensregeln
    HAWDALA Zeremonie, die das Schabbatende und die Rückkehr zum normalen Alltag anzeigt
    KADDISCH Lobgebet, das zu Begräbnissen und Gedenktagen als Totengebet gesprochen wird
    KASCHRUT Speisegesetze
    KIDDUSCH Segnung von Wein und Brot
    KIPPA Kleine randlose Mütze, Kopfbedeckung männlicher Juden. Manche verheirateten Frauen tragen ein Kopftuch oder eine Perücke, den Scheitel.
    KOSCHER Wörtlich: geeignet. Speisen, aber auch Schriftrollen und Kleidungsstücke für Gebet und Gottesdienst müssen nach rituellen Vorschriften »rein« sein und bestimmten Bedingungen genügen, dürfen z.B. nicht von »unreinen Tieren« stammen.
    MATZE Ungesäuertes Brot aus Wasser und Mehl
    MESUSA Kleines Behältnis im Türrahmen, das auf einem Pergamentstreifen die Worte des Sch’ma Israel enthält und die Bewohner daran gemahnt, ihr Haus heilig zu halten
    MIZWA Religiöses Gebot,
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