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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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begannen ihre Tränen wieder zu fließen. Von Schluchzen unterbrochen, fing sie endlich zu sprechen an.
    „Es ist so grausam, Mutti“, schluchzte Lisbeth, „du weißt nicht, wie grausam es ist! – O Mutti, das Schreckliche ist, daß ich es schon lange gewußt habe – eben deshalb war ich in Stockholm so häßlich zu dir – ich wollte es nicht einsehen – ich wollte mich amüsieren – und ich wollte indem eleganten Auto fahren-----und ich wollte das Schifftaufen – und Erling tanzte so gut-----Verzeih mir, Mutti!
    - Kannst du mir verzeihen? – Du weißt, wie lieb ich dich habe – und Vati auch – und Peik – und ich bin so abscheulich zu euch gewesen – aber Mutti, es war so schwer – und es hat furchtbar weh getan – Mutti! – Wenn du nicht nach Göteborg gekommen wärest - dann hätte ich vielleicht gestern nacht in dem Auto gesessen. – Ich wage gar nicht daran zu denken. – Er war am Apparat, weißt du – ich bin ganz sicher – und als ich mich nicht meldete, da hat er gleich eine andere gefunden. – Ach Mutti – es hätte leicht geschehen können, daß ich jetzt mit einem zerschnittenen Gesicht im Krankenhaus läge. – Sei mir nicht böse, Mutti – ich habe dir so viel Kummer bereitet – aber ich werde es nicht wieder tun – wirklich nicht.“
    Sie schwieg erschöpft und tränenleer.
    Ich legte meinen Arm um sie, und sie barg ihren Kopf an meiner Schulter.
    „Beruhige dich, Lisbeth! Gewiß bist du dumm gewesen, aber das waren wir alle. Auch ich war einmal dumm, fürchterlich dumm! – Und damals hast du mich gerettet.“
    „Mutti…“ Lisbeth zupfte an den Knöpfen meines Morgenrocks.
    „Erzähle mir von Carl Lövold. Wie hast du entdeckt – daß du ihn nicht mehr liebtest?“
    „Zunächst fiel mir nur seine Eitelkeit auf. Ich begriff, daß er mich lediglich meines Äußeren wegen schätzte – und meiner Sprachkenntnisse wegen. – Du verstehst mich? Er liebte nicht mich, sondern nur meine Schale.“
    Lisbeth nickte.
    „Sagte er, es müsse Spaß machen, mit dir ins Ausland zu reisen?“
    „Ja. – Vielleicht hat das zu dir auch jemand gesagt?“
    „Ja.“
    Sie schluckte. Dann kam eine neue Frage:
    „Sagte er – er wolle dir gerne Schmuck kaufen – und du würdest dich in einem Nerzpelz gut ausnehmen…?“
    „Ja. Etwas Ähnliches.“
    „Hörtest du das gern, Mutti?“
    „O ja! Jedenfalls zu Anfang. Aber dann kam das mit dir. Weißt du noch, daß du gesagt hast, Carl sei – dumm? Ich habe es noch deutlich im Ohr, wie er zu dir sprach, Lisbeth. So von oben herab, nicht wahr? Erinnert dich das nicht an etwas?“
    Zuerst antwortete Lisbeth nicht. Und als sie schließlich etwas sagte, war es keine direkte Antwort auf meine Frage, sondern das Ergebnis einer Gedankenreihe: „Glaub mir, Mutti – im Grunde fand ich es furchtbar gemein von Erling, daß er Peik an jenem Abend nicht auf sein Auto aufpassen ließ. – Peik war so goldig, als er damit herauskam…“ Lisbeth schluckte wieder.
    Ich blieb auf dem Bettrand sitzen. Lisbeth lehnte sich an mich.
    „Mutti!“
    „Ja?“
    „Ich glaube, ich habe dich nie so lieb gehabt wie jetzt.“
    „Das mußt du nicht sagen, Lisbeth… Findest du nicht, daß es genügt, wenn einer von uns beiden heult?“
    Es folgte eine gesegnete, befreiende Stille. Lisbeth streichelte von Zeit zu Zeit meine Hand. Sie atmete jetzt ruhig, müde und erleichtert.
    „Glaubst du nicht, du solltest jetzt etwas schlafen, meine Kleine?“
    „Ja – wenn ich kann…“
    „Leg dich hin! Einen Augenblick! Ich werde dir das Kissen wenden. Und dann bleibe ich bei dir sitzen, bis du schläfst.“
    „Du bist so gut zu mir, Mutti.“
    „Du weißt doch ganz genau, wie gern ich es tue.“
    Sie legte sich hin und schloß die Augen. Nach einer kurzen Weile schlug sie sie wieder auf.
    „Jetzt kann Erling wenigstens nicht mehr anrufen. Weil er doch…“ Sie brach ab und schluckte. „Weil er doch… Glaubst du, er kommt ins Gefängnis?“
    Ich kam mir trotz allem wie ein Henkersknecht vor, als ich antwortete: „Ja, das glaube ich. Du weißt…“
    „Ja“, sagte Lisbeth.
    Ihre Lider wurden schwer. Und ihre Stimme war matt und schläfrig, als sie sagte: „Mutti! Hast du Carl Lövold geküßt?“
    „Ja, mein Kind. Das habe ich.“
    „Viele Male?“
    „Ja. Viele Male.“
    Pause.
    „Warum fragst du mich nicht, ob ich Erling geküßt habe?“
    „Weil ich weiß, daß du es getan hast.“
    „Ja. Viele Male.“
    Noch einmal öffnete sie die Augen.
    „Du, Mutti?
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