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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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ihrer Jungenhaftigkeit und ihrer weiblichen Anmut, mein Mädel mit ihrem sportgestählten Körper und ihren funkelnden braunen Augen.
    Nun wollte ich mich ernsthaft daranmachen, die Fotos vom Sommer hervorzusuchen und sie in das Album zu kleben. War ich damit fertig, dann war es vielleicht so spät, daß Heming nach Hause kam. Natürlich ist es naiv, aber obwohl wir schon fast zehn Jahre verheiratet sind, bin ich in meinen Mann noch immer so verliebt, als hätten wir uns eben erst verlobt. Ich spüre immer mein Herz im Halse pochen, wenn ich höre, daß er die Gartenpforte öffnet.
    „Steffi und Heming werden nie alt“, sagte meine Kusine Anne-Grete einmal. „Sie benehmen sich genauso wie vor zehn Jahren.“
    „Und dabei haben wir eine Tochter von siebzehn Jahren!“ sagte Heming.
    „Vielleicht liegt es daran“, sagte Anne-Grete.
    „Vielleicht erhält Lisbeth euch jung.“
    Darin kann sie recht haben.
    Ich setzte mich also mit den Fotos vom vergangenen Sommer, dem Album und den Fotoecken an den Tisch.
    Bevor ich mit dem Einkleben der neuen Bilder begann, blätterte ich in dem Album zurück und betrachtete die alten. Eines nach dem anderen zogen an diesem stillen Herbstabend die letzten Jahre an mir vorüber.
    Lisbeth auf dem Rade. Es war ihr erstes Rad – jenes kleine, rot lackierte, das sie bekommen hatte, als wir unseren ersten Sommer gemeinsam in der kleinen Berghütte zu Geilo verbrachten. Das war vor zehn Jahren.
    Die Bilder von Hemings und meinem Hochzeitstage. Lisbeth in einem langen weißen Kleid mit einem Blumenstrauß in der Hand. „Als Brautjungfer bei der Hochzeit der Eltern!“ lacht Lisbeth, wenn sie dieses alte Bild sieht. „Nicht jeder kommt in diese Lage!“
    Lisbeth und Tass auf dem Rasen. Damals war Tass ein kleines, rundes, weißes Knäuel. Jetzt ist er ein gesetzter und lebenserfahrener Terrier von neun Jahren. Er geht mit seinen Kräften sparsam um und blafft nur noch besonders große Lastkraftwagen und besonders laut knatternde Motorräder an.
    Lisbeths Geburtstagsfeier, als sie elf Jahre alt wurde. Es war während des Krieges, und Heming war zu dieser Zeit untergetaucht. Schlaflose Nächte und angsterfüllte Tage. Lisbeth und ich klammerten uns aneinander an, und die eine suchte der anderen Mut zu machen.
    Das erste Bild von Lisbeth und Peik. Sie sitzt auf einem der Gartenstühle, hält den kleinen Bruder auf dem Schoß und strahlt vor Glück. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich ihr erzählte, was bevorstand.
    „Lisbeth“, sagte ich eines Abends, als sie gerade zu Bett gegangen war. „Heute will ich dir etwas erzählen, worüber du dich freuen wirst.“
    Lisbeth machte große Augen. Sie war neugierig und voller freudiger Erwartung.
    „Du hast einmal gesagt, es gäbe etwas, das du furchtbar gern haben möchtest. Ich glaube fast, du wirst es jetzt bekommen.“
    Lisbeth dachte nach.
    „Hockeyschlittschuhe“, riet sie.
    „Etwas noch Besseres!“
    „Vielleicht – eine Skihose?“
    „Falsch geraten, Lisbeth! Denk nur gründlich nach!“ Sie dachte so angestrengt nach, daß ihre kleinen Fäuste sich tief in ihre runden Backen eingruben. Endlich blickte sie zu mir auf.
    „Mutti!“ Ihre Stimme war ganz leise, sie zitterte leicht und hatte einen beinahe feierlichen Klang. „Ich weiß wohl, daß ich gesagt habe, ich wünsche mir einen Bruder oder eine Schwester, aber-----Mutti! Ist es das?“
    Ihre warme kleine Hand schob sich in meine.
    Ich drückte sie ein wenig.
    „Ja, das ist es, Lisbeth. Aber es dauert noch eine ganze Weile. Vielleicht noch ein halbes Jahr. Freust du dich darüber, Lisbeth?“
    „Oh, Mutti – ich freue mich ganz fürchterlich – ganz schrecklich freue ich mich – du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue -. Wie wollen wir ihn nennen, Mutti?“
    „Wie wollen wir ihn nennen?“ sagte Lisbeth. Gleich von Anfang an war Peik unser. Er war für Lisbeth kein Rivale. Er gehörte ihr genausogut, wie er Heming und mir gehörte. Peik gehörte uns allen dreien. Lisbeth sagte nie: „Wenn du das Baby bekommst, Mutti“ – sondern: „Wenn wir unser Baby bekommen.“ Und das sagte sie oft. Sie zählte die Tage und die Wochen, und sie umgab mich mit einer rührenden Fürsorge.
    „Trag nicht zu schwer, Mutti! Geh nicht zu schnell, Mutti! Denk an das Baby! Kann ich heute nicht aufwaschen, Mutti? Iß etwas Gutes, Mutti! Denk an das Brüderchen!“
    Und dann kam Peik.
    Als er eine Stunde alt war, bekam Lisbeth ihn zu sehen. Sie steckte
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