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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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gewesen war, als wir Tass als kleines, kugelrundes Hündchen bekamen. Damals bellte er den ganzen Tag, jetzt aber ist er ein gesetzter Herr von neun Jahren und blafft nur noch Motorräder an.
    Ich dachte an den Tag, an dem Lisbeth vierzehn Jahre alt geworden war. An jenem Abend machte ich die Entdeckung, daß sie kein Kind mehr war. In ihrem neuen, langen Kleide und mit ihrer neuen Frisur sah sie wie ein richtiger Backfisch aus. Sie war ein schlankes, gesundes, gut aussehendes junges Mädchen geworden, um das sich die Jungen scharten. Lisbeths Schulkamerad Morten umkreiste sie wie eine Fliege ein Stück Zucker.
    „Ein netter Junge, dieser Morten“, sagte Heming. Morten gehörte zu seinen Schülern.
    Und nun begann die glückliche Zeit, da Lisbeth anfing, zu rudern und zu paddeln, Handball und Tennis zu spielen. Sie strotzte vor Gesundheit. Sie und Morten hingen zusammen wie die Kletten. Kam sie nach Hause, so platzte sie beinahe vor Mitteilungsbedürfnis. Morten war der feinste Kerl, den sie kannte. Und er besiegte sie immer beim Tennis. Aber das gefiel ihr. Es wäre ja auch noch schöner, meintesie, wenn sie als Mädchen ihm überlegen gewesen wäre.
    „Ich glaube fast, Morten ist etwas verliebt in mich“, sagte Lisbeth ein paar Monate später.
    „Und du?“ fragte Heming. „Bist du in ihn verliebt?“
    „Klar!“ antwortete Lisbeth aufrichtig. „Ganz närrisch. Es ist übrigens herrlich, verliebt zu sein.“
    „Ganz meine Meinung“, sagte Heming.
    Lisbeth blickte uns beide mit ihren klugen, hellwachen Augen an.
    „Seid ihr noch immer ineinander verliebt?“ fragte sie geradeheraus.
    „Ja“, antwortete Heming.
    „Durchaus“, sagte ich.
    „Merkwürdig“, sagte Lisbeth, „daß eine Verliebtheit so viele Jahre lang andauern kann!“
    „Ich hoffe, sie wird auch noch weiterhin eine ganze Reihe von Jahren andauern“, lachte Heming.
    „Ihr seid einfach reizend“, stellte Lisbeth fest.
    Meine Gedanken wanderten zu Lisbeths fünfzehntem Geburtstag zurück. Wieder Tanz am Abend. Wieder Morten. Ich beobachtete, daß Lisbeth und Morten für eine Weile im Garten verschwanden. Und Lisbeths Wangen waren brennend rot, als sie zurückkam und weitertanzte. Das Abschiednehmen an der Gartenpforte zog sich lange hin. Morten ging als letzter.
    Als Lisbeth ins Haus zurückkehrte, ging sie langsam, und ein Lächeln zog sich um ihren Mund, das ich noch nie bei ihr gesehen hatte. Es lag etwas Leuchtendes über ihrem Gesicht, ein warmer Schein strahlenden Glücks.
    Ich hatte den Eindruck, als müsse sie sich sehr zusammennehmen, um meinem Blick begegnen zu können. Und als Heming fragte: „Nun, Lisbeth? Hast du einen schönenTag gehabt?“ – da kam ihre Antwort wie aus weiter Ferne und mit einer neuartigen, gedämpften Stimme:
    „Es war wunderbar – ganz wunderbar…“ Und sie starrte wieder vor sich hin, und die Farbe auf ihren Wangen kam und ging. „Ich habe noch nie einen so schönen Geburtstag gehabt“, sagte sie.
    Ich legte den Arm um ihre Schultern. Zum ersten Male schmiegte sie sich nicht an mich. Ihre Glieder wurden aber auch nicht starr. Sie waren weich, und ein leichtes Zittern ging über ihren Körper, als sie sich behutsam aus meinem Arm löste.
    „Gute Nacht, Mutti – gute Nacht, Vati… Vielen, vielen Dank für alles…“ Sie ergriff Hemings Hand mit ihrer linken, die meine mit ihrer rechten und führte unsere Hände einen Augenblick an ihre Wangen.
    „Gute Nacht – und tausend Dank, euch allen beiden…“ Gleich darauf war sie verschwunden, schnell und lautlos.
    Heming und ich blieben stehen, wie sie uns verlassen hatte, und blickten einander lächelnd an. Ich fühlte, daß es mir feucht in die Augen stieg.
    „So geht es“, sagte Heming.
    „Unser kleines Mädel!“ sagte ich.
    „Laß uns froh sein, daß es so gekommen ist“, sagte Heming. „Ich meine, wir wollen froh sein, daß es Morten war – der Lisbeth den ersten Kuß gegeben hat.“

3
     
     
    Die Ananastorte war fertig. Ich sah auf die Uhr. Heming und Lisbeth mußten jeden Augenblick eintreffen. Peik rannte gerade mit Höchstgeschwindigkeit den Weg entlang. „Aha!“ dachte ich. „Er hat sie an der nächsten Biegung entdeckt!“
    Kurz darauf hörte ich lebhafte Stimmen und Lachen. Dort kamen sie. Heming mit Peik auf den Schultern.
    „Sag mal, Lisbeth“, sagte ich beim Mittagessen, „welche Gäste erwartest du eigentlich heute abend?“
    „Mußt du das so genau wissen?“ erwiderte Lisbeth. „Es ist wirklich nicht ganz
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