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Lisa findet ihren Herrn (German Edition)

Lisa findet ihren Herrn (German Edition)

Titel: Lisa findet ihren Herrn (German Edition)
Autoren: Marisa von Leyen-Dressler
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viel Platz brauchen wie icke mit meinem 320iger, dann ist das nicht mein Problem, alles klar, schönen Tag noch!“
     
    Lisa kann es nicht fassen. Diesem unverschämten Kerl wird sie … Schon brüllt der mächtige Motor laut auf, eine verächtliche Wolke schwarzverbrannten Diesels und noch heißer als die Berliner Sommerluft schießen ihr ins Gesicht. Der Gestank der Rauchwolke lässt sie im Nu verstummen. Nummernschild! , denkt sie noch, aufschreiben! Wozu, hat doch keinen Sinn! Fahrrad kaputt, anzeigen, Straßenverkehrsordnung . Aber schon setzt sich dieses orangene Monsterfahrzeug in Bewegung und seinen rotierenden Betonmischer wieder in Gang, wälzt sich mit heftigem Zischen zurück auf die Straße und drängt sich massig in den Verkehrsfluss der anderen Fahrzeuge. Na bitte, die hupen doch auch , empört sich Lisa, das ist ein rücksichtsloses Arschloch, den muss man sofort aus dem Verkehr ziehen … Aber schon brettern andere LKW an ihr vorbei, und der orange-rote Feind verschwindet im Strom anderer Ungetüme und im Zuge eines Kurvenverlaufs aus Lisas Sichtfeld.
     
    „Das ist‘n Typ, der hätte zumindest Ihnen die Sachen wieder in die Tasche packen können, hat wohl nicht viel im Sinn von wegen Kavalier. Sie haben aber nichts gebrochen, junge Frau?“
    Lisa blinzelt. Im Gegenlicht erkennt sie eine blaue BVG-Uniform.
    „Nein, ist schon gut, danke“, sagt Lisa und geht zwei Schritte zur Seite, um aus dem Strahl der tief stehenden und blendenden Sonne herauszutreten und zu sehen, wer sie da so unvermutet anspricht.
    Der BVG-Typ nimmt Lisas Schritte offenbar als Aufforderung und tritt ihr forsch entgegen. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen steht er viel zu nahe vor ihr.
    „Sie sehen ja mächtig durchgeschüttelt aus, junge Frau, aber die Rettung brauchen Sie nicht?“
    Lisa schüttelt den Kopf und weicht einen Schritt zurück.
    Der BVG-Typ folgt ihr mit vorgerecktem Kopf, mit strengem Blick mustert er sie von oben herab.
    „Fahr‘n Sie mal mit den Öffentlichen. Da sind Sie sicher. Mit Sack und Pack auf der Autobahn ist bei der heutigen Verkehrslage kein Vergnügen. Das sollten Sie sich mal durch den Kopf gehen lassen, junge Frau.“
    Lisa fühlt sich nicht in der Lage, einen verbalen Schlagabtausch mit dem Besserwisser zu führen. Hoffentlich hält er bald die Klappe , denkt sie und bückt sich nach ihrer Tasche und einer Flasche, die unversehrt geblieben ist.
    „Jeder will mobil sein, aber das funktioniert nicht. Wenn die Leute vernünftiger wär'n, würden sie sich nicht gegenseitig auf die Füße treten. Bei uns mit Monatskarte alles Paletti, können Sie den Drahtesel im Stall lassen und kommen ohne Blessuren nach Hause. Das haben Sie doch kapiert, junge Frau? Mit nem LKW ziehen Sie immer den Kürzeren!“
    Lisa würde dem Blaumann am liebsten den eingedellten Joghurtbecher zwischen die schiefgebauten Zähne donnern, um ihn zum Verstummen zu bringen. Warum muss ich mir das gefallen lassen in meiner Wehrlosigkeit , denkt sie und spürt wie auf einen Schlag ihren Körper, als sei dieser hundert und zwanzig Jahre alt? Plötzlich tut jede Bewegung weh, und sie wird ewig brauchen, um die über den ganzen Gehsteig verstreuten Einkäufe zusammen zu klauben und wieder in die Tasche zu packen.
    „Also nächstes Mal besser die Augen auf im Straßenverkehr, es heißt ja nicht umsonst: Fahre sicher, fahre BVG!“
     
    Lisa packt ihre Tasche mit der darin befindlichen Flasche fest an den Jutegriffen und hat Lust, damit um sich zu schlagen. Aber als sie nach ihrer vom Schmerz gebremsten Bewegung endlich wieder aufrecht steht, ist der BVG-Mann schon wieder an der nahen Haltestelle, wo bereits sein Bus eingetroffen und er auch schon mit ihm verschwunden ist.
    „Der hat mir gerade noch gefehlt“, stöhnt Lisa, und nun rollen ihr die Tränen über die Wangen. Der hat es nun geschafft, dass ich sämtliche Knochen einzeln spüre, denkt sie angesichts des Trümmerfeldes zu ihren Füßen. Manchen Leuten reicht es wohl nicht, zu sehen, dass es einem schlecht geht. Die müssen dann noch dumme Bemerkungen machen, dass es einem noch übel dazu wird.
     
    „Hallo, Frau Hartmann, was ist denn Ihnen passiert?“
    Lisa blickt sich um und erkennt ihren neuen Nachbarn, dem sie bislang erst einmal kurz begegnet ist, als er nach seinem Einzug seine IKEA-Kartons im Hof zerkleinert und in der Papier-Recycling-Tonne entsorgt hatte.
    „Absturz“, sagt sie lapidar und winkt ab.
    Aber der junge Mann ist schon auf den Knien,
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