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Lisa findet ihren Herrn (German Edition)

Lisa findet ihren Herrn (German Edition)

Titel: Lisa findet ihren Herrn (German Edition)
Autoren: Marisa von Leyen-Dressler
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verabschiedet sie sich, um weiter zu gehen. „Alles OK – dann einen schönen Tag!“
    „Für Sie, Madame, möschte isch nur viel Sonnenschein … ja, er‘olen Sie sisch gut!“, wünscht er ihr etwas unbeholfen, aber sehr liebevoll und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Seine Augen blitzen. Lisa nickt und verschwindet im dunklen Hausflur.
     
    Langsam quält sie sich die Treppen hoch, schließt auf, streift ihre Schläppchen von den Füßen und fällt in den davor stehenden Stuhl. Den Kopf auf beide Hände gestützt starrt sie lange an die Wand. Sie fühlt sich absolut erledigt. Zum Glück stehen ein Glas und eine Wasserflasche noch vom Morgen auf dem Tisch. Das schafft sie gerade noch, trinkt das Glas schneller leer, als sie es aufgefüllt hat. Gleich noch einmal. Und füllt das Glas erneut. Dann reißt sie den Briefumschlag auf und erstarrt.
     
    Das Schreiben ist knapp und sachlich gehalten. Formal wird ausführlich auf die Rechtslage verwiesen, die dem Leser klarmachen soll, dass jeglicher Widerspruch zwecklos ist. Lisa soll, und dies innerhalb von zwei Wochen, knapp dreitausend Euro an die Wohnbaugesellschaft zahlen, deren Mieterin Lisas Mutter über dreißig Jahre lang gewesen war. Lisas Mutter war vor knapp eineinhalb Jahren gestorben. Es hatte eine Weile gedauert, bis Lisa die Wohnung aufgelöst hatte. Wegen der Renovierung, die Lisa noch veranlasst und bezahlt hatte, war es zu Differenzen gekommen. Nun hatte die Verwaltung ohne jegliche Rücksprache vorab noch das eine und andere zusätzlich machen lassen, und dies zum offensichtlich gesalzenen Preis. Also sollte Lisa bezahlen, und das prompt, wenn sie unverzügliche gerichtliche Geltendmachung und damit weitere Kosten vermeiden wollte. Ein offensichtlicher Einschüchterungsversuch.
    Auch das noch! und Was für ein Tag! , sind die einzigen Gedanken, zu denen Lisa im Moment fähig ist. Sie spürt am ganzen Körper Schmerzen und fühlt sich viel zu müde, um die vorab ersehnte Dusche zu nehmen. Ihr Mund ist trocken, im Magen ein ungutes Gefühl, als würde ihr schlecht werden wollen, am liebsten würde sie einfach losheulen.
     
    Die Türklingel schreckt sie auf. Laut und entschieden. Sie erwartet keinen Besuch. Noch ein Klingeln.
    Lisa quält sich auf die Beine und zur Tür. Als sie öffnet, sieht sie ein strahlendes Gesicht und eine eisgekühlte Sektflasche, die ihr der neue Nachbar entgegen streckt. In der anderen Hand hält er die Einkaufstüte. Lisa öffnet die Türe und lässt ihn einfach durchgehen. Frank findet die Küche zielgerichtet.
    „Wenn Sie nichts Besseres vor haben, kommen Sie in einer Stunde zu mir rüber und essen mit mir.“
    Lisa schüttelt den Kopf, sie ist nicht in Sektlaune.
    „Der Unfall ... der Fastunfall?“, fragt Frank.
    Lisa nimmt das Einschreiben vom Tisch und wirft es in die Ecke auf den Papierstapel von Post und Werbung, die sich auf dem Kühlschrank angesammelt haben.
    „Nein, nicht nur der Unfall, aber wenn es kommt, dann kommt es dicke und alles zusammen.“
    Frank versteht, stellt die Flasche und die Tasche ab und nimmt Lisa einfach in die Arme. Erst möchte sie sich wehren, aber dann nimmt sie den Trost gerne an. Es tut Lisa gut, die Umarmung zu spüren. Tief atmet sie ein und merkt, dass sie sich dabei entspannt. Nach einer Weile lässt Frank sie los.
    „Ich werde für Sie kochen, hier bei Ihnen“, sagt Frank, „und Sie nehmen derweil ein Bad, das wird Ihnen gut tun. Und keine Widerrede!“
    Lisa fühlt sich zu kraftlos, sowohl zum langen Nachdenken als auch zur Diskussion oder gar Widerstand. Und Frank geht einfach zum Badezimmer, räumt die Kleidungsstücke vom Badewannenrand und dreht den Wasserhahn auf. Kurz hält er die Flaschen der zwei vorhandenen unterschiedlichen Badezusätze abwägend in der Hand, blickt auf Lisa, die ihm an die Tür gefolgt ist und ihn staunend beobachtet, und wählt dann eine der Essenzen, von der er großzügig ins Wasser schüttet. Keine Widerrede von Lisa, Frank führt sie sacht in den Raum, verlässt denselben und schließt die Tür. Lisa handelt wie ferngesteuert, öffnet den Reißverschluss an der Seite, lässt ihr Kleid fallen, streift den Slip ab und gleitet in das angenehm lauwarm eingestellte, bei der Hitze draußen gleichsam wohlige und belebende Wasser.
     
    Lisa wischt sich über die Lippen und legt entschlossen die Serviette ab.
    „Das war ja fantastisch, ein Supermenü! Auf den Koch und meinen neuen Nachbarn – herzlich willkommen, Frank!“
    Wie von neuen
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