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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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Gestaltung zu harmonisch wirkte, um natürlichen Ursprungs zu sein, führte weiter abwärts und mündete in einen umlaufenden Küstenpfad.
    »Ein Golfplatz«, murmelte Nair verzückt. »Wie wunderbar.«
    »Pardon, aber ich dachte, Sie bevorzugen es schlicht.« Und als der Inder ihn erstaunt ansah, fügte Hanna hinzu: »Laut eigener Aussage. Schlichte Restaurants. Einfache Leute. Holzklasse.«
    »Da verwechseln Sie was.«
    »Glaubt man den Medien, sind Sie für eine Person des öffentlichen Lebens überraschend genügsam.«
    »Ach was! Ich versuche, mich aus dem sogenannten öffentlichen Leben rauszuhalten. Die Zahl der Interviews, die ich in den letzten Jahren gegeben habe, kann man an einer Hand abzählen. Wenn TOMATO eine gute Presse bekommt, bin ich zufrieden, Hauptsache, niemand versucht, mich vor eine Kamera oder ein Mikrofon zu zerren.« Nair legte die Stirn in Falten. »Im Übrigen haben Sie recht, Luxus ist nichts, was ich zum Leben brauche. Ich komme aus einem winzigen Dorf. Wie viel Geld man hat, spielt keine Rolle. Innerlich lebe ich immer noch in diesem Dorf, es hat sich lediglich ein bisschen vergrößert.«
    »Um ein paar Erdteile beiderseits des Indischen Ozeans«, frotzelte Hanna. »Verstehe.«
    »Na und?« Nair grinste. »Wie ich schon sagte, Sie verwechseln da was.«
    »Was denn?«
    »Schauen Sie, es ist ganz einfach. Die Plattform, die wir da eben überflogen haben – so was beschäftigt mich im Herzen. An diesen Seilen hängt möglicherweise das Schicksal der gesamten Menschheit. Dieses Hotel hingegen fasziniert mich in etwa so, wie einen das Theater fasziniert. Es macht Spaß, also geht man von Zeit zu Zeit hin. Nur dass die meisten Menschen, kaum dass sie zu Geld gelangen, zu glauben beginnen, das Theater sei das wahre Leben. Am liebsten würden sie auf der Bühne wohnen, sich jeden Tag aufs Neue verkleiden, eine Rolle spielen. Da fällt mir ein, kennen Sie eigentlich den Witz von dem Psychologen, der einen Löwen fangen will?«
    »Nein.«
    »Also, wie fängt ein Psychologe einen Löwen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ganz einfach. Er geht in die Wüste, stellt einen Käfig auf, setzt sich hinein und beschließt, drinnen sei draußen.«
    Hanna grinste. Nair schüttelte sich vor Lachen.
    »Verstehen Sie, so was liegt mir nicht, war nie mein Ding. Ich will in keinem Käfig sitzen und auf keiner Bühne wohnen. Trotzdem werde ich die nächsten zwei Wochen genießen, darauf können Sie wetten. Bevor es morgen losgeht, werde ich da unten eine Partie Golf spielen und es lieben! Aber nach den vierzehn Tagen gehe ich wieder nach Hause, wo man über einen Witz lacht, weil er gut ist, und nicht, weil ihn ein Reicher erzählt. Ich werde essen, was mir schmeckt, und nicht, was teuer ist. Ich werde mich mit Menschen unterhalten, weil ich sie mag, nicht, weil sie prominent sind. Viele dieser Menschen haben nicht das Geld, in meine Restaurants zu gehen, also gehe ich in ihre.«
    »Kapiert«, sagte Hanna.
    Nair rieb seine Nase. »Auf die Gefahr hin, Sie zu deprimieren – von Ihnen weiß ich eigentlich gar nichts.«
    »Weil du den ganzen Flug über von dir geredet hast«, bemerkte Sushma tadelnd.
    »Habe ich das? Sie müssen mein Mitteilungsbedürfnis entschuldigen.«
    »Schon in Ordnung.« Hanna winkte ab. »Über mich gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich arbeite eher im Stillen.«
    »Investment?«
    »Genau.«
    »Interessant.« Nair schürzte die Lippen. »Welche Branchen?«
    »Hauptsächlich Energie. Und ein bisschen was von allem.« Hanna zögerte. »Es wird Sie vielleicht interessieren, dass ich in Neu-Delhi geboren bin.«
    Der Hubschrauber sank dem Heliport entgegen. Die Landefläche bot Platz für drei Maschinen seiner Größe und war mit einem fluoreszierenden Symbol gekennzeichnet, einem silbrigen O, um das ein stilisierter, orangefarbener Mond kreiste: das Firmenlogo von Orley Enterprises. Am Rand des Heliports erkannte Hanna einheitlich gekleidete Menschen, um Reisende und Gepäck in Empfang zu nehmen. Eine schlanke Frau in einem hellen Hosenanzug löste sich von der Gruppe. Der Wind der Rotorblätter zerrte an ihrer Kleidung, ihr Haar schimmerte in der Sonne.
    »Sie kommen aus Neu-Delhi?« Sushma Nair, sichtlich angetan von Hannas unerwarteter Eröffnung, rückte näher heran. »Wie lange haben Sie denn da gelebt?«
    Sacht setzte die Maschine auf. Die Tür schwang zur Seite, eine Trittleiter entfaltete sich.
    »Unterhalten wir uns am Pool darüber«, vertröstete sie Hanna, ließ beiden den Vortritt und
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