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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major
Autoren: Linda Lael Miller
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geschmissen, so
ärgerlich war sie. Gleichzeitig jedoch, in ihrem tiefsten Innersten, hätte sie
Mrs. McAllister am liebsten umarmt für ihre Großzügigkeit.
    »Wie haben Sie das geschafft?«
fragte sie, als Caleb seinen Hut aufsetzte.
    »Ich bin eben ein sehr überzeugender
Mann«, erwiderte er und bot ihr seinen Arm.
    Lily nahm ihn widerstrebend. »Und
sehr arrogant dazu.« Caleb lachte. »Das hat man mir schon öfter gesagt.«
    Vor einem eleganten Buggy, der von
einem temperamentvollen Rappen gezogen wurde, blieb Caleb stehen und hob Lily
auf den Sitz. Um den Major nicht ansehen zu müssen, strich sie mit
übertriebenem Eifer ihre Röcke glatt und machte es sich auf ihrem Platz bequem.
    »Wo würden Sie gern hinfahren?«
fragte Caleb lächelnd.
    Für einen Moment vergaß Lily ihre
Wachsamkeit, denn sie war es nicht gewohnt, daß jemand Rücksicht auf das nahm,
was sie wollte. Ein wenig unsicher beschrieb sie ihm den Weg zu der Parzelle,
die ihr nun gehörte. Caleb schlug ohne Zögern diese Richtung ein, und das
machte ihn Lily noch sympathischer. Um es ihm jedoch nicht zu zeigen, drehte
sie sich auf der harten, schmalen Sitzbank um und schaute hinter sich. Tatsächlich,
da stand ein gepackter Picknickkorb! Neugierig hob sie den Deckel an, und der
verlockende Duft von gebratenem Hühnchen stieg ihr in die Nase.
    »Hm«, sagte sie anerkennend, obwohl
es sie ein bißchen ärgerte, daß der Major so offensichtlich von Anfang an mit
ihrer Zustimmung gerechnet hatte.
    Caleb lächelte. »Sie mögen also
Huhn? Passen Sie auf, Lily – bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht, kenne ich
Ihre verborgensten Geheimnisse!«
    Sie wandte sich wieder um und
schaute angestrengt auf den holprigen Weg, der in die Ebene hinausführte. Die
Bemerkung des Majors war ein bißchen zu persönlich. »Sie sind sich Ihrer viel
zu sicher, Sir«, erwiderte sie steif.
    »Das wird sich zeigen«, antwortete er.
    Lily rutschte unruhig auf ihrem Sitz
hin und her. Anscheinend half nichts anderes als ein direkter Angriff. »Falls
Sie vorhaben, mir den Hof zu machen, Major Halliday«, sagte sie, »ist es nur
fair, wenn ich Ihnen sage, daß ich nicht die Absicht habe, je zu heiraten.
Niemals.«
    Wieder brachte er Lily aus der
Fassung, indem er leise lachte. »Ich mache Ihnen nicht den Hof«, antwortete er
mit einer derartigen Überzeugung, daß es Lily einen Stich versetzte. »Aber
machen Sie sich keine Sorgen, aus Ihnen wird nie eine alte Jungfer werden.«
    »O doch!« entgegnete Lily scharf.
    Caleb hielt den Buggy an, legte eine
Hand unter Lilys Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. »Sie werden heiraten«,
sagte er fest, »und zwar aus genau diesem Grund ...«
    Bevor Lily ihm entkommen konnte,
küßte er sie. Sie fühlte seine Lippen auf ihrem Mund, zögernd und suchend, und
spürte, wie ihr ganzer Körper reagierte. Als sein Kuß drängender wurde, stieß
Lily ein leises Wimmern aus. Sie schien zu glühen und wünschte sich, daß Caleb
niemals aufhören würde. Nie mehr.
    Als er sich schließlich von ihr
löste, merkte Lily, daß sie noch immer seine Schultern umklammerte. Beschämt
ließ sie ihn los und strich sich mit zitternden Händen über das Haar.
    Wortlos nahm Caleb die Zügel auf und
ließ das Pferd weiter traben.
    Sie hatten schon einige Entfernung
hinter sich gebracht, als Lily endlich ihre Sprache wiederfand. »Es wäre
besser, wenn Sie mich zu Mrs. McAllister zurückbrächten.«
    Calebs Augen glühten wie Bernstein.
»Kommt nicht in Frage, Miss Chalmers. Unsere Diskussion ist noch nicht
beendet.«
    Doch, das war sie, jedenfalls was
Lily anging. Und er hatte gewonnen. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen
hätte sie gedacht, daß ein Kuß so unbeschreiblich schöne Gefühle in ihr
erwecken könnte. Jetzt konnte sie es kaum erwarten, es gleich noch einmal zu
versuchen. »Und worüber diskutieren wir, Major?« fragte sie.
    »Sie
sagten, Sie würden nie heiraten.«
    Lily seufzte unwillkürlich. »Sie
waren eben sehr direkt.«
    »Ja.«
    »Könnten
Sie bitte noch einmal so direkt sein?«
    Caleb
lachte. »Darauf können Sie Gift nehmen, Lily.«
    Sie wartete, aber er machte keine
Anstalten, den Buggy anzuhalten und sie ein zweites Mal zu küssen. Sie dachte
an ihr schamloses Benehmen und errötete heiß. Wenn Mrs. McAllister davon
erfuhr, dann saß Lily auf der Straße.
    »Gefällt es Ihnen bei der Armee?«
fragte sie, als einige Zeit verstrichen war.
    Caleb nahm den Hut ab und legte ihn
hinter sich auf den Picknickkorb. Dann fuhr er sich mit
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