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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord
Autoren: Helmut Exner
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unbelebten steilen Straßen, das war immer wieder zum Ergötzen. Sie ließ ihren Blick zum Grün des Teufelsbergs schweifen, dann links daneben zum Bromberg. Mein Gott, dachte Lilly, für diese Aussicht lohnt es sich, aufzustehen. Dann ging sie ins Bad, zog sich an, kochte sich einen Kaffee, aß ein Knäckebrot und ging zur Hintertür in den Garten hinaus, der sich ziemlich steil am Berg hinaufwand. Ganz oben, wo der Garten durch einen Jägerzaun begrenzt wurde, fing der Wald an. Ein Stück darunter hatte Lilly eine Bank platziert, um bei schönem Wetter von hier aus die Aussicht genießen zu können. Nanu, dachte sie, wer sitzt denn da auf meiner Bank? Eine Frau. Wie kommt die denn in meinen Garten? Langsam erklomm sie die vielen Stufen bis zu ihrer Bank und sagte etwas außer Atem:
    »Guten Morgen. Was machen Sie denn hier?« Die Frau gab keine Antwort, sondern starrte nur teilnahmslos ins Tal. Aber das ist doch Frau Gutbrodt.
    »Frau Gutbrodt, was machen Sie denn hier?« Lilly schien das Blut in den Adern zu gefrieren, als ihr klar wurde, dass die Frau tot war.
    Um 6:45 Uhr riss das Telefon Amadeus aus dem Schlaf.
    »Um Himmelswillen, Tante Lilly, warum weckst du mich mitten in der Nacht?«
    »Amadeus, du musst sofort kommen. Frau Gutbrodt sitzt in meinem Garten.«
    »Mein Gott, dann lass sie doch da sitzen. Ich verstehe zwar nicht, warum die Frau so früh am Morgen in deinem Garten sitzt, äh, frag sie doch einfach, was sie will.«
    »Das würde ich ja gerne tun, aber sie wird mir wohl kaum antworten. Sie ist nämlich tot.» Jetzt sprang Amadeus mit einem Ruck aus dem Bett.
    »Tot? Warum sitzt sie tot in deinem Garten?«
    »Frag doch nicht so dumm. Woher soll ich das wissen? Komm her und ich wähle inzwischen den Notruf.«
    Als Amadeus eine halbe Stunde später bei Lilly eintraf, tummelten sich bereits Polizei und Spurensicherung in ihrem Garten. Geleitet wurde die Untersuchung von Hauptkommissar Schneider aus Goslar, einem Mann um die fünfzig. Seine junge Assistentin wich ihm nicht von den Fersen. Nachdem sich der Kommissar draußen ein Bild von allem gemacht hatte, fragte er:
    »Frau Höschen, wo können wir uns in Ruhe unterhalten?«
    »Nun, zunächst einmal Fräulein und nicht Frau. Und unterhalten können wir uns im Esszimmer. Kommen Sie bitte herein. Amadeus, geh bitte in die Küche und setze eine Kanne Kaffee auf.«
    Am Esstisch fragte dann der Kommissar:
    »Also, Fräulein Höschen, in welchem Verhältnis standen Sie zu der Toten?«
    »Sie war meine Masseurin.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles. Das heißt, neulich war ich Zeugin bei einer Gerichtsverhandlung. Da musste ich leider etwas aussagen, was sicherlich nicht sehr schmeichelhaft für sie war.«
    »Erzählen Sie.«
    Lilly berichtete nun in allen Einzelheiten, was sich im Gerichtssaal zugetragen hatte.
    »Ja, und dann habe ich noch erfahren, dass Frau Gutbrodt ihren Mann unmittelbar nach der Verhandlung verlassen hat. Wahrscheinlich wollte sie, nachdem alles herausgekommen war, ihrem Mann nicht mehr unter die Augen treten.«
    Jetzt war Kommissar Schneider alarmiert und er sagte zu seiner Assistentin:
    »Wir machen uns sofort auf den Weg zu Staatsanwalt Gutbrodt.« Und an Lilly gewandt: »Fräulein Höschen, vorerst vielen Dank. Ich hoffe, Sie erholen sich schnell von dem Schrecken. Man findet ja nicht alle Tage eine Tote in seinem Garten. Ich denke, ich werde mich im Laufe des Tages, spätestens morgen wieder bei Ihnen melden. Es werden sicherlich noch Fragen auftauchen, bei deren Klärung Sie uns helfen können.«
    »Ich kann aber nicht unentwegt hier herumsitzen und warten, dass Sie sich melden. Rufen Sie bitte vorher an. Ich gebe Ihnen meine Handynummer.«
    Nach und nach verschwanden alle Polizisten von Lillys Grundstück. Die Tote war abtransportiert und Amadeus sagte zu seiner Großtante:
    »Ich habe meine Termine alle auf heute nachmittag und abends verschieben lassen. Also, ich müsste dann auch mal los. Oder soll ich lieber alles absagen und...«
    Lilly fiel ihm ins Wort:
    »Gehe deinen Verpflichtungen nach. Ich rufe Eddy an und frage, ob er mir etwas Gesellschaft leistet. Irgendwie ist mir doch etwas mulmig, hier allein zu sein.«
    »Das ist verständlich. Ich komme heute abend, wenn ich alles erledigt habe und übernachte bei dir.« Er gab seiner Großtante einen Kuss auf die Wange und verschwand.
    »Ja, hier ist Lilly. Grüß dich, Eddy. Sag mal, was hältst du davon, Kuchen zu kaufen und dann zu mir zu kommen?»
    Am anderen Ende des
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