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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck
Autoren: Heinrich Steinfest
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stimmt auch.«
    »Und nur, damit ich in einen dummen Apfel beiße?«
    »Der Apfel ist nicht dumm, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Gut, ein gescheiter Apfel also. Aber wieso hineinbeißen?« fragte Georg ein wenig belustigt. Er war aus dem Bett gestiegen und mit dem mobilen Telefon in den Flur getreten. Er hielt das Ganze für einen Scherz, dessen Sinn und Hintergrund er versuchen wollte herauszubekommen. Vielleicht ein Journalistenstreich. Wenn Polizisten gerne kompliziert dachten, dachten Journalisten gerne in Farcen.
    Die Frauenstimme erklärte: »Ich sagte schon, ich bin bloß die Telefonistin. Und dafür verantwortlich, daß Sie, lieber Herr Stransky, irgendwann in der nächsten Stunde Ihren Apfel essen.«
    » Meinen Apfel?«
    »Er kam durch Ihr Fenster geflogen. Was wollen Sie mehr?«
    »Was ist das eigentlich für eine Sorte?« erkundigte sich Stransky. »Ich meine die Apfelsorte.«
    »Tut mir leid, keine Ahnung.«
    »Sie wissen wenig.«
    »Das ist richtig«, sagte die Frauenstimme. »Wahrscheinlich hat das seinen Grund. Denken Sie nicht auch?«
    »Was ich denke, ist folgendes: Wir sollten das Bitten und Fordern überspringen und gleich mit dem Drohen … mit dem Insistieren anfangen. Damit Sie das mit der einen Stunde auch hinkriegen, Fräulein.«
    »Ich mag es, wenn man mich Fräulein nennt. Altmodisch, aber nett. Sehr viel netter als diese ganzen Begriffe, in denen ›Fotze‹ und dergleichen vorkommt. Sie sollten nicht glauben, was ich mir manchmal anhören muß, bevor die Leute klein beigeben. Bleiben Sie also ruhig beim Fräulein.«
    »Gerne«, sagte Georg und stieg hinunter in die Küche. Er wollte sich ein Glas Wein einschenken. Ihm begann die Sache Spaß zu machen. Nicht, daß er auf ein Abenteuer aus war. Nicht mit einer Stimme. Aber Flirten ging in Ordnung. Das sagte auch Viola immer: Flirten geht in Ordnung.
    »Hören Sie«, bat Georg, »ich weiß nicht mal, wo der Apfel eigentlich geblieben ist.«
    »Sie werden ihn finden. Der verschwindet nicht einfach.«
    »Vielleicht hat ihn meine Frau gegessen.«
    »Wie? Einen Apfel, der durch die Scheibe kam? Ich bitte Sie!«
    »Ich dachte«, erinnerte Georg, »Sie hätten vor, mir irgendwie zu drohen. Was ist jetzt damit?«
    »Wollen Sie das wirklich?«
    »Nur zu, Fräulein.«
    »Sie nehmen mich nicht ernst, Herr Stransky. Sie denken, es ist ein Spiel. Nun, ein Spiel ist es ja auch. Aber ein anderes. Na, dann fangen wir an: Sie haben eine Tochter.«
    »Jetzt werde ich aber ärgerlich«, wechselte Georg den Tonfall.
    »Fein«, sagte die Stimme und wiederholte: »Sie haben eine Tochter. Sie heißt Mia, sie ist fünfzehn Jahre, sie hat ein Reitpferd namens China Moon, eine beste Freundin namens Julia, sie verträgt keine Kuhmilch und bringt immer nur Einsen nach Hause.«
    »Hören Sie sofort auf. Kommen Sie gar nicht erst auf die Idee, mir damit angst machen zu wollen, mein Kind zu belästigen.«
    »Belästigen wäre auch ein allzu harmloses Wort. Zumindest wenn man an die Leute denkt, Herr Stransky, mit denen Sie es unglücklicherweise zu tun haben. Allerdings geht es dabei gar nicht um Ihre Tochter. Ihre Tochter liegt friedlich im Bett, und es wäre kaum von Wirkung, wollte ich ankündigen, Mia in der nächsten Stunde aus diesem Bett zu entführen. Sie würden auflegen, also doch noch auflegen, und augenblicklich die Polizei benachrichtigen.«
    »Das werde ich auch, ich …«
    »Es geht nicht um Mia, es geht um China Moon. Ein schönes Pferd. Beinahe möchte man sagen, zu schade für eine Fünfzehnjährige, so brav das Mädchen in der Schule auch sein mag. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, daß jemand mit einem Handy und einer kleinen, feinen Giftspritze ausgestattet, neben China Moon steht – jetzt eben! – und auf Ihre Entscheidung wartet. Darauf wartet, ob Sie in den Apfel beißen oder nicht.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Müssen Sie auch nicht. Es geht ja bloß um ein Pferd. Ein englisches Vollblut, das die besten Jahre bereits hinter sich hat und damit zufrieden sein darf, daß ein paar Gören ihm Zucker ins Maul schieben. Wenn China Moon stirbt, ist das ein Fall für die Versicherung und den Tierarzt. Es werden ein paar Tränen geweint. Das ist es schon. Hauptsache, Sie haben sich geweigert zu tun, wonach ich Sie ursprünglich einfach nur bitten wollte.«
    »Mia liebt dieses Pferd. Es ist ihr …«
    »Bitte nicht. Erzählen Sie mir nichts davon, wie sehr Ihr kleiner Schatz diesen Gaul vergöttert. Ich hatte als Kind selbst ein
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