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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz
Autoren: Jason Dark
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für einen Moment am Rand der Mulde ab, dann duckte er sich und lief vor.
    Er bewegte sich mit kräftigen und raumgreifenden Schritten. Seine Füße mit den Krallenzehen tappten dabei immer wieder auf den Boden, und aus dem offenen Mund drang nach jedem Schritt ein Zischen.
    Der Schrei hatte sich nicht wiederholt, aber der Dämon wußte genau, aus welcher Richtung er gekommen war. Er mußte sich links halten, wo diese Welt anders aussah und starre Bäume in die Höhe wuchsen, deren Wurzeln sich in den felsigen Untergrund dieser zeitlosen Dimension gekrallt hatten.
    Es war ein Wald oder einmal ein Wald gewesen. Die Bäume standen noch, doch an ihren Zweigen und Ästen wuchs kein einziges Blatt mehr.
    Die Bäume waren grau, taub und verdorrt. Manche ragten schlank in die Höhe, andere wirkten weit ausladend und boten den Vögeln viel Platz, die in dieser Dimension die Lüfte beherrschten.
    Totenvögel, Aasvögel…
    Sie hatten Ähnlichkeit mit Geiern, nur waren sie größer und häßlicher, wobei die krummen Schnäbel scharf waren wie Lanzenspitzen.
    Die Augen sahen kalt und blaß aus. Zudem waren sie kugelrund und ragten weit aus den Augenhöhlen. Nicht eine Feder wuchs auf den langen Hälsen, die aussahen wie weißgraue Schläuche. Dafür verteilten sie sich in unterschiedlichen Schattierungen auf den Körpern der Vögel und bewuchsen auch die breiten Schwingen.
    Sie waren die Resteverwerter dieser Welt. Sie fraßen das, was andere übrig ließen. Wenn ihr Hunger zu groß war, dann zerfleischten sie sich gegenseitig.
    Der weißfellige Dämon hatte einen Blick für die Vögel. Er behielt sie im Auge, denn wo sie hockten oder hinflogen, gab es zumeist die Beute.
    Einige von ihnen hatten bereits im kahlen, grauen Geäst der toten Bäume ihre Plätze gefunden. Angelockt durch den Duft des Bratens und den Geruch des Feuers, segelten auch andere herbei.
    Beides war schon längst in die Nase des Dämons gedrungen, der jetzt durch den Wald eilte und auf nichts Rücksicht nahm, was ihm im Weg stand. Seine Arme wirbelten dabei wie Dreschflegel. Manchmal trat er zu wie ein Fußballspieler.
    Der Boden war ebenso grau und aschig wie die übrige Umgebung.
    Farbe gab es in dieser Unnatur nicht.
    Hier herrschte das Gesetz des Fressens und Gefressen werden.
    Manchmal kratzte er mit seinen Nägeln an den grauen Stämmen entlang und hinterließ dort hellere Schleifspuren. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen, denn der Hunger wühlte in seinen Eingeweiden. Wer immer sich die Beute geholt hatte, er würde mit ihnen kurzen Prozeß machen und sofort über sie herfallen.
    Einen Farbklecks nahm er schon wahr. Es war das Feuer, dessen Flammen kniehoch schlugen. Dort lag das Fleisch, das die anderen so gern essen wollten.
    Sie würden sich wundern. Sie sollten nur alles vorbereiten. Er wollte so wenig Arbeit wie möglich haben, und seine lange Gestalt glitt nach vorn, so daß er beinahe bäuchlings den Boden berührte und sich so weiter an sein Ziel heranschob.
    Der Staub der Erde kratzte über sein helles Fell und blieb darin kleben.
    So sah er aus wie mit Asche bestreut, was ihm nichts ausmachte, denn er wollte endlich satt werden.
    Zwei Gestalten waren es, die um die Feuerstelle herumhockten. Darauf verließ sich der hungrige Dämon nicht. Oft kam es vor, daß ein dritter in einem Versteck Wache hielt. Das war hier wohl nicht so. Die beiden fühlten sich sicher. Er konnte niemanden entdecken.
    Der Dämon bewegte sich näher heran. Er konnte vor Gier kaum noch an sich halten. Hin und wieder zuckten seine Muskeln. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht schneller voranzueilen. Dann hätte er einfach zu leicht gehört werden können.
    Hinter einem abgestorbenen Baum, dessen Stamm sich teilte und dabei wie eine zweizinkige Gabel auseinanderwuchs, verharrte er für einen Moment auf der Stelle und richtete sich vorsichtig auf. Nur keine fremden Geräusche machen, sich nicht zu hastig bewegen, denn das hätte auch die Vögel stören können. Wenn sie plötzlich wegflogen, waren die anderen beiden gewarnt.
    Er sah sie jetzt besser.
    Sie gehörten einer Gruppe an, die er verachtete. Ihre Körper waren aufgedunsen und fett. Aus den Gesichtern schauten Glotzaugen hervor.
    Beine hatten sie keine, nur lange Arme, die mit einem Chitinpanzer versehen waren.
    Um sich bewegen zu können, waren auf ihren Rücken Flügel gewachsen, allerdings nur kleine, und sie konnten sich auch längst nicht so lange in der Luft halten wie Vögel. Aber es reichte aus, um
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