Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Farbschattierungen deutliche Unterschiede zeigten. Einige waren dunkelgrau, beinahe schon schwarz, andere wiederum zeigten noch einen hellen Glanz wie das Fell von Schafen, und die Wolken segelten in unterschiedlicher Höhe dahin. Manchmal schoben sie sich auch zusammen, so daß immer wieder neue Gebilde über dem Meer und dem Land entstanden.
    Ein tolles Schauspiel, das noch grandioser wurde, wenn die Sonne hin und wieder die grauen Wolken vergoldete und sich in einer Lücke zeigte.
    Dort schimmerte der Himmel dann in einem strahlenden Blau, als wäre eine riesige Faust in den Wolkenberg hineingestoßen, um die Lücke für das Licht zu schaffen.
    Da ich fahren mußte, hatte ich für das Bild keinen Blick übrig. Jane Collins hätte hinschauen können, aber auch sie war gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt, zog ein ziemlich finsteres Gesicht und kaute hin und wieder auf der Unterlippe.
    Wir befanden uns im Südosten der Insel. Der nächstgrößte Ort im Süden hieß Clacton-on-sea, der im Norden Harwich, wo zahlreiche Fähren aus anderen Ländern anlegten, ähnlich wie in Dover.
    Zwischen diesen beiden bekannteren Orten bewegten wir uns dem kleinen Hafen entgegen, in den das führerlose Schiff geschleppt wurde, nachdem es von der Wasserschutzpolizei aufgebracht worden war. Man hatte auf dem Schiff drei tote Frauen entdeckt. So schlimm es auch war, aber es wäre kein Fall für mich gewesen, wenn da nicht Janes Warnung gewesen wäre, und die hatte verdammt ernst geklungen. Jane hatte erfahren, daß jemand unterwegs war, um bestimmte Frauen zu töten.
    Hexen, sagte man dazu.
    Ein Hexentöter also, der, aus welchen Gründen auch immer, diese Personen vernichten wollte.
    Nun konnte man über den Begriff Hexen lange diskutieren. Es gab die modernen Hexen, die zumeist aus den Frauenbewegungen entstanden waren und mit Magie oder Teufelsanbetung nichts zu tun hatten, obwohl sie an die Mächte und Kräfte der Natur glaubten, besonders an die Macht der Erde, der Mutter Erde, denn sie war weiblich, und das Leben war eben aus dem Weiblichen entstanden.
    Das hatten diese Frauen zu ihrer Religion oder Weltanschauung gemacht. Oft genug trafen sie sich in bestimmten mondhellen Nächten an Orten, in denen die Kraft der Erde besonders stark gespeichert war und auf die Menschen übergehen sollte, wenn bestimmte Regeln eingehalten wurden.
    Das war die eine Gruppe.
    Es gab auch noch die andere, die gefährlichere, die Gruppe, die sich zu dem Teufel, der Schwarzen Magie und allem Dämonischen hingezogen fühlte. Diese Hexen gehörten zu meinen Feinden, und auch zu denen der Privatdetektivin Jane Collins, obwohl sie früher einmal für eine geraume Weile zu ihnen gehört hatte.
    Das war vorbei. Ich hatte sie den Klauen des Satans entreißen können, und Jane war wieder in das normale Leben zurückgekehrt und ging wieder ihrem Beruf als Privatdedektivin nach. Sie wohnte bei Sarah Goldwyn, der Horror-Oma. Dort fühlte sich Jane wohl.
    Der lichte Wald, der uns auf der ersten Strecke zum Hafen hin und damit auch an den Rand des Ortes Walton begleitet hatte, zog sich zurück. Die Lücken zwischen den Bäumen waren größer geworden, dann verschwanden sie ganz. Unser Blick glitt zuerst über den Strand mit den hohen Dünen hinweg, auf denen das harte Gras wuchs, und streifte dann die gewaltige See.
    Der kleine Ort Walton wurde von den Dünen geschützt. Deshalb sah es auch so aus, als wollte er sich immer gegen die Wogen anstemmen, die in den Hafen rollten und gegen die Kaimauer schlugen, wo sie hochspritzten und an bestimmten Stellen die Uferwege überfluteten.
    Es war windig, aber es war nicht stürmisch. Die Touristen des Sommers hatten die Küstengegend längst verlassen.
    Wer jetzt hier seinen Urlaub verbrachte, war ein wahrer Kenner, dem war an langen Spaziergängen gelegen und am Genuß dieser einmaligen klaren Luft.
    Wir fuhren dorthin, wo einige helle Holzhäuser standen. Davor gab es einen genügend großen Platz, an dem wir auch den Golf abstellen konnten. Der eigentliche Ort lag in nördlicher Richtung. Die Dächer der Häuser überragten die Dünen, und auch den Turm einer Kirche bekamen wir zu sehen.
    »Endlich da?« sagte Jane.
    »Was hast du? So lange hat die Reise nicht gedauert.«
    »Ich möchte mich trotzdem bewegen.« Das machte sie mir gleich vor, als sie sich losschnallte, nach hinten griff, sich dabei strecken mußte, um ihre Jacke vom Rücksitz zu holen. Sie schimmerte in einem maritimen Seeblau, war gefüttert und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher