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Aufregende Leidenschaft

Aufregende Leidenschaft

Titel: Aufregende Leidenschaft
Autoren: A Stuart
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1. KAPITEL
    S ally Gallimard MacArthur war in ihrem Leben schon an schäbigeren, schmierigeren, schmutzigeren Orten gewesen, aber nicht sehr oft. Dieses heruntergekommene Bürogebäude im schlimmsten Teil des Tenderloin District von San Francisco hätte schon vor Jahren abgerissen werden sollen. Die grün gestrichenen Korridore waren voller Müll, die Büros schienen an Einzimmerfirmen für Spielzeuge und Gummiartikel vermietet zu sein, und das leise Rascheln, das von oben kam, musste von kleinen Nagetierpfoten stammen. Die Fenster waren so verdreckt, dass die hässliche City-Straße nicht zu sehen war, und das gesamte Haus roch nach Schmutz, Schweiß und Verzweiflung.
    Sally liebte es.
    Selbst um elf Uhr an einem heißen Septembervormittag war es dunkel und modrig. Die Korridore waren menschenleer … ihre üblichen Bewohner waren vermutlich blinzelnd ans Tageslicht geschlichen. Es dauerte länger als erwartet, bis sie das Büro im zweiten Stock fand, doch die Mühe lohnte sich. Es war perfekt.
    Die Milchglasscheibe war zerbrochen, und der Spalt ging mitten durch den aufgemalten Namen. James Diamond, Privatdetektiv. Erfreut atmete Sally auf. Sam Spade selbst hätte sich hier zu Hause gefühlt. Zum ersten Mal seit Tagen, vielleicht Wochen, ließ das Glück sie nicht im Stich. Es war richtig gewesen, sich auf ihren Instinkt zu verlassen. Sie klopfte energisch, drehte den Türknauf und betrat das Büro.
    „Was kann ich für Sie tun?“ Der Mann, der aus dem hinteren Raum kam, war genau das, worauf sie gehofft hatte: unrasiert, sein dunkles Haar hatte einen Friseurbesuch dringend nötig, sein Anzug war zerknittert, als hätte er darin geschlafen, und seine Miene war mürrisch und unfreundlich. Sein Gesicht war unter den Bartstoppeln etwas zu attraktiv, sein Körper etwas zu hochgewachsen und schlank, aber Sally war bereit, über diese Schwächen hinwegzusehen. Dies war ihr heruntergekommener Privatdetektiv, ein Typ à la Raymond Chandler. Dies war ihr Retter.
    „Sind Sie von der Steuerfahndung? Der Telefongesellschaft? Pacific Gas?“, fragte Diamond und musterte sie von Kopf bis Fuß, während er sich eine Zigarette ansteckte.
    „Ich bin eine Klientin.“
    „Ach ja?“ Er klang nicht vielversprechend. „Nun, ich besorge keine Drogen für verwöhnte Millionärstöchter. Und ich mache auch keine Erpressungen. Für eine Scheidungssache sehen Sie viel zu fröhlich aus – und für abartigen Sex zu sauber. Da bleibt so gut wie nichts übrig.“
    „Ich möchte, dass Sie meine Schwester finden.“
    Er bewegte sich nicht. „Ihre Schwester steht auf Drogen und abartigen Sex?“, fragte er schließlich.
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Wo ist dann das Problem?“
    „Meinen Sie, wir könnten hineingehen und uns setzen?“, fragte sie und holte rasch Luft, bevor eine weitere Rauchschwade sie einhüllte. „Ich denke besser, wenn ich sitze.“
    „Ich denke besser, wenn ich stehe.“
    „Meinen Sie nicht, Sie sollten sich ein wenig um meinen Auftrag bemühen, anstatt mich zu verscheuchen?“
    „Nein“, erwiderte James Diamond und ging an ihr vorbei in sein Büro. Sie folgte ihm, bevor er ihr die Tür vor der Nase zumachen konnte, und die schlechte, abgestandene Luft in dem Raum ließ sie schlucken. Er roch nach Zigaretten und Whisky. Das war zwar genau das, was sie wollte, aber es machte das Atmen nicht gerade leichter.
    „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich ein Fenster öffne?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie an eine der mit Schmutz überzogenen Scheiben und zog am Griff. Zugestrichen konnte das Fenster nicht sein – eine frische Farbschicht hatten diese Fenster seit dem Koreakrieg nicht mehr bekommen, aber das Ding war so widerspenstig wie der Mann, den sie engagieren wollte.
    „Es macht mir etwas aus“, sagte er. Dann ließ er sich auf den Stuhl hinter dem unaufgeräumten Schreibtisch fallen, kippte ihn nach hinten und legte die Füße auf einen Stapel Papiere. Was sie sah, gefiel ihr nicht. Er trug Sportschuhe. Sam Spade hätte nie Sportschuhe getragen.
    Sally zerrte noch einmal am Griff. Das Fenster ruckte nach oben, und das Glas zersplitterte. „Oh“, sagte sie.
    Diamond rührte sich nicht. „Warum verschwinden Sie nicht, bevor Sie mein Büro demolieren?“
    „Das würde ich allein gar nicht schaffen“, sagte sie und sah sich um. Es gab noch einen weiteren Stuhl, der antik aussah. Genauer gesagt, er sah alt aus, wie vom Trödler, obwohl er offenbar aus einer der Missionen stammte. James Diamond
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